Holzminden (red). Schaffe ich es einen Tag lang ohne Handy, PC und Spielekonsole auszukommen? Ab wie vielen Stunden Spielzeit gilt man eigentlich als suchtgefährdet? Was gebe ich im Netz über mich preis und was kann ich tun, wenn ich über das Internet geärgert, vielleicht sogar belästigt werde?

Es sind viele Fragen rund um den Umgang mit Medien, die – gemessen an der Zeit, in der sich unsere Kinder im Internet täglich „bewegen“ – an Brisanz zunehmen. Wirklich wichtig ist es daher, dass Schüler immer wieder informiert und aufgeklärt werden, so dass ihnen ein verantwortungsvoller Umgang mit Medien gelingen kann.

Im Rahmen ihres Studiums „Soziale Arbeit“ entwickelten 8 Studenten des 2. und 4. Semesters der HAWK Holzminden verschiedene Mikroprojekte rund um das Thema „Medienprävention“ und arbeiteten nun einen Vormittag lang mit den Fünftklässlern der Oberschule Holzminden. In insgesamt vier Workshops werden die Schüler zu den Bereichen „Datenschutz“, „Regeln im Internet“, „Cybermobbing / Cybergrooming“ und „Mediensucht“ aufgeklärt und für die einzelnen Inhalte sensibilisiert.

„Was ist Cybermobbing für dich?“ „Was hast du schon miterlebt?“ – nach einem ersten Erfahrungsaustausch der Schüler untereinander, werden Begrifflichkeiten geklärt und schließlich ein Videobeispiel gezeigt. Sichtlich betroffen reflektieren die Fünftklässler gemeinsam, wie Cybermobbing entstehen kann und welche dramatischen Folgen die Opfer zu tragen haben. Und so wird klar: „Das Ärgern hört nie auf- auch wenn der Betroffene zuhause ist – denn das Internet mit TikTok, Instagram und Co. ist immer und überall“.

Bestürzt überlegen die Lerngruppen schließlich, wie geholfen werden kann und – ganz wichtig für sie selbst - was sie tun können, sollten sie selbst zu solch einem Opfer werden. Flyer mit konkreten Informationen und Hilfsangeboten werden schließlich allen Kindern mitgegeben, so dass sie im Ernstfall ein Stück weit „gewappnet“ sind. Darüber hinaus wird deutlich: Ganz niedrigschwellig kann Cybermobbing entstehen – es reicht ein gemeinsamer Klassenchat bei WhatsApp aus, in dem plötzlich jemand immer wieder beleidigt und mit unangebrachten Kommentaren oder Emojis „gebrandmarkt“ wird. Um dem früh Einhalt gebieten zu können, erarbeiten die Studenten in dem Workshop schließlich gemeinsam mit der Klassengruppe Regeln für „ihren“ Chat, an den sich alle halten müssen und den alle dann zur Bekräftigung ihres Vorsatzes „unterschreiben“.

Nicht weniger beeindruckt sind die Schüler, als sie im Zuge eines weiteren Workshops erkennen, wie schnell man tatsächlich mediensüchtig werden kann – und zwar so süchtig, dass man von einer Krankheit spricht. Am Beispiel von „Max“ erfahren die Fünftklässler, wie sich die Abwärtsspirale drehen kann und plötzlich die Diagnose „Gaming Disorder“ im Raum steht. Verschiedene Auslöser der Suchterkrankung werden angesprochen und Möglichkeiten aufgezeigt, wie ein Weg aus der Krankheit aussehen kann. Doch nur wenigen Jugendlichen war bisher bewusst: Eine wirkliche heilversprechende Therapie braucht ihre Zeit und kann bis zu 4 Monate dauern! Und erschreckend ist für alle teilnehmenden Fünftklässler schließlich auch, dass man ab bereits 5 Stunden Spielzeit täglich als suchtgefährdet gilt. Da kommt so mancher ins Grübeln… Um auch hier präventiv etwas zu tun, überlegen die Studenten mit den Schülern gemeinsam, welche Alternativen der Freizeitgestaltung es denn sonst noch so geben kann. Die Beschäftigung mit dem eigenen Haustier, Inlineskaten oder mal wieder Uno-Spielen – es finden sich viele Ideen, die dazu einladen: „Schalt mal wieder ab!“. 

Wirkungsvolles Videomaterial, Hintergrundinformationen und spannende Quizfragen – Schüler, Studenten und Lehrer erleben an diesem so ganz anderen Schulvormittag einen anregenden Austausch und nehmen viele bleibende Eindrücke mit.

Foto: OBS Holzminden