Holzminden (red). Der Französisch-Kurs des 9. Jahrgangs am Campe-Gymnasium konnte das erste Mal die neu gewonnene Partnerschule, das Collège Louis Pasteur in Villejuif, einem Vorort von Paris, eine Woche lang besuchen. Der Kontakt zum Collège Louis Pasteur begann mit einem digitalen eTwinning-Projekt im Frühling 2021. Im Rahmen dieses Projekts, das mitten im zweiten Lockdown begann, haben Schüler und Schülerinnen beider Schulen gemeinsam eine Homepage rund um das Thema „Frühling“ gestaltet. Im Anschluss an dieses Projekt war der Wunsch auf beiden Seiten groß, sich nun auch persönlich zu begegnen, um sich besser kennenzulernen. Im Rahmen eines Kurzzeitprojekts aus dem Erasmus-Programm bei dem dieses Mal das Thema „Engagement“ im Mittelpunkt steht, wird projektbegleitend wieder mit eTwinning gearbeitet. Inhaltlich steht bei diesem Projekt das Thema „Engagement“ im Mittelpunkt. Dank des finanziellen Zuschusses aus diesem Programm konnten sich alle Französisch-Lernenden des 9. Jahrgangs und weitere engagierte Schüler und Schülerinnen des 12. Jahrgangs mit dem Zug auf die Reise nach Paris machen.

Vor Ort erwartete die Teilnehmenden, neben der inhaltlichen Projektarbeit, ein umfang- und abwechslungsreiches Programm, dessen Inhalt im Vorfeld der Fahrt gemeinsam ausgewählt wurde.

Zu Beginn des Austausches stand zunächst das Kennenlernen des Unterrichtsalltags am Collège Louis Pasteur und die inhaltliche Projektarbeit im Mittelpunkt. Die Gäste aus Holzminden wurden offen und sehr herzlich am Collège empfangen. Damit den deutschen Schülerinnen und Schülern während der Unterrichtshospitation am Vormittag nicht langweilig wurde, hatten sich fast alle Lehrerinnen und Lehrer der französischen Schule etwas Besonderes für ihren Unterricht einfallen lassen. Nach dem Mittagessen, es gab Couscous in der „cantine“, folgte dann ein Vortrag zum Projektthema. Der gelernte Diplom-Kaufmann Alexis Smigielski stellte seinen Einsatz bei „Ärzte ohne Grenzen“, für die er weltweit in Krisengebieten tätig war und der französischen „groupe S.O.S“, bei der er aktuell für die (Re-)Integration von Obdachlosen verantwortlich ist, vor und erläuterte seine persönlichen Beweggründe für die Wahl dieser Tätigkeiten. Für ihn sei es wichtig, trotz des vergleichsweise geringen Einkommens, eine gesellschaftlich sinnvolle Aufgabe im Leben zu übernehmen, die dazu beiträgt, die Welt etwas besser zu machen. Im Anschluss an seinen Vortrag stand er den interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern Rede und Antwort. Die sehr interessierten Schüler*innen des 12. Jahrgangs, für die das Abitur und damit die Berufswahl kurz bevorsteht, erhielten zu einem späteren Zeitpunkt nochmal die Gelegenheit, Herrn Smigielski im Rahmen eines gemeinsamen Crêpes-Essens, alle noch offenen Fragen zu stellen.

Daran anschließend erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam Ideen, wie sie im Alltag durch ihr Handeln ihr (soziales) Umfeld positiv beeinflussen können.

An den zwei folgenden Tagen wurde gemeinsam das kulturelle Paris erkundet. Das „collège“, das sich in einem sozialen Brennpunkt eines Pariser Vororts befindet, hat im Schulprogramm den regelmäßigen Besuch von kulturellen Einrichtungen fest verankert. Die Teilnehmenden hatten sich den Besuch der großen Museen, wie dem „Louvre“ und dem „Musée d’Orsay“ inklusive einer Führung auf Französisch sowie den Besuch des „Atelier des Lumières“ gewünscht. Um den Schülerinnen und Schülern darüber hinaus die Möglichkeit des persönlichen Austausches zu geben, wurde entlang der Pariser „axe historique“ für die Teilnehmenden eine mehrstündige Rallye in kleinen binationalen Teams organisiert.

Passend zum Projektthema „Engagement“ stand auch das „Musées des Égouts“ auf dem Programm. Das direkt in die Pariser Kanalisation integrierte Museum war zwar nichts für feine Nasen, bot aber beindruckende Einblicke in die Entwicklung der Pariser Kanalisation und die Bedeutung eines ausgeklügelten Be- und Entwässerungssystems, das nicht nur eine wichtige Grundlage für die Lebensqualität in der Metropole ist, sondern auch den Schutz des Lebensraums in und an der Seine gewährleistet.

Am vorletzten Tag fand dann für die deutschen Neuntklässler und ihre französischen Partnerklassen in Villejuif ein deutsch-französischer Hip-Hop-Workshop statt. Für diesen Workshop konnte die mit dem De Gaulle-Adenauer-Preis ausgezeichnete Band „Zweierpasch“ gewonnen werden. Die Teilnehmenden verfassten in Kleingruppen deutsch-französische Rap-Texte zum Thema Vorurteile und trugen sie, angeleitet von den beiden Profis, gemeinsam vor. Parallel dazu wurden in Kleingruppen deutsch-französische Slogans und Plakate entworfen, die auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen sollten.  

Die Schülerinnen und Schüler des 12. Jahrgangs recherchierten parallel zum Workshop das sozial und ökologisch nachhaltige Projekt „La REcyclerie“ für die gesamte Gruppe, da die Einrichtung leider keine großen Gruppen aufnehmen konnte. 

Am späten Nachmittag fand dann für alle Deutsch-Lernenden des Collège Louis Pasteur, für zwei Klassen des Collège Paul Bert und die Holzmindener Gäste, ein sehr persönliches Konzert der Band Zweierpasch statt, das alle von den Stühlen des großen Theatersaals im Veranstaltungszentrum „Maison des Tous“ in Villejuif gerissen hat.

Den letzten Tag verbrachten die deutschen Schülerinnen und Schüler in französischen Familien.  Die Trennung fiel dann allen Beteiligten sehr schwer. Nach einer erlebnisreichen Woche mussten die Campianerinnen und Campianer mit sehr vielfältigen Eindrücken einer facettenreichen Metropole am „Gare de l’Est“ mit der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen der neu gewonnenen Freunde in den Nachtzug Richtung Heimat steigen.

Foto: Campe