Holzminden (kp). Von einem „denkwürdigen Tag“, dem „Ende einer Ära“ und einer nicht „ganz normalen Einladung“ war gestern, den 19 Juni, die Rede, als die Volksbank Weserbergland zu einer ganz besonderen Vertreterversammlung eingeladen hatte. „Besonders“ deshalb, da die Anwesenden unter dem Tagesordnungspunkt 9 über die Verschmelzung der Volksbank Weserbergland mit der VR-Bank in Südniedersachsen abzustimmen hatten.

Aufgrund der besonderen Bedeutung eines solchen Beschlusses, bedingt die Verschmelzung laut Satzung eine Mehrheit von drei Vierteln der abgegebenen Stimmen. Als um kurz nach 21 Uhr die Abstimmung erfolgte, waren es gut 98 Prozent, die für eine Fusion stimmten. In konkreten Zahlen: 124 stimmten dafür, zwei dagegen.

Nach letzten formellen Maßnahmen, die im September abgeschlossen werden sollen, werden die beiden Banken rückwirkend zum 1. Januar 2017 „ZusammenWachsen“, wie es das Motto an diesem Abend vorsah.

,,Mit dem heutigen Tag endet auch eine Ära", kommentierte Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Hubertus Müller-Stauch das Abstimmungsergebnis. Und weiter: ,,Mit der Fusion wurde eine strategisch, ökonomisch wichtige und zukunftsorientierte Entscheidung getroffen."

Mit dem gestrigen Beschluss werden die beiden Banken zukünftig auch einen gemeinsamen Namen bekommen: „VR-Bank in Südniedersachsen“. Damit wird das ,,Weserbergland" verschwinden, der Sitz bleibt aber in Holzminden. Durch die Fusion wird auf die Kunden der noch „Weserbergland Volksbank“ zukommen, dass sie zukünftig eine neue Kontonummer, eine neue EC- und Kreditkarte bekommen werden.

„ZusammenWachsen“: Die Fusion in Zahlen

Die Bilanzsumme durch die Verschmelzung der VR-Bank Südniedersachsen und VB Weserbergland erhöht sich auf rund eine Milliarde Euro. Damit überschreiten die beiden Banken in der unmittelbaren Region die Milliardengrenze als eine der letzten.

Auch die Anzahl der Mitglieder erhöht sich auf gut 26.000 sowie die Anzahl der Kunden auf gut 51.000 ansteigt. Der Geschäftsanteil, um Mitglied der Genossenschaft zu werden, würde sich für die Kunden der Volksbank Weserbergland von 150 Euro auf 200 Euro erhöhen. Die Dividende liegt bei 5,25 Prozent. Neben der Anzahl der Mitarbeiter auf 190 haben sich nun auch die gemeinsamen Bankstellen von 8 (VB-Weserbergland) und 11 (VR-Bank) auf insgesamt 19 erhöht.

Herausforderungen und Ziele der Fusion

Die Präsentation des vergangenen Geschäftsjahres zeige wiederholt, wie kerngesund und leistungsstark die Volksbank Weserbergland ist: Die Zahl der Bankteilhaber ist auf rund 13.200 gestiegen, um 53 Millionen Euro erhöhte sich die Bilanzsumme, um 52 Millionen stiegen die Einlagen, das Kundengeschäftsvolumen erhöhte sich um 82 Millionen und mit einem A++ Rating wurde sie wieder in die beste Ratingklasse des BVR-Ratings eingestuft.

„Unsere Bank ist kerngesund und überaus leistungsstark“, beginnt Vorstandsmitglied Manfred Schäfer. Und weiter: „Wenn wir dennoch Ausschau nach einem geeigneten Partner gehalten haben, dann aus der festen Überzeugung heraus, dass die anstehenden Veränderungen im Marktgeschehen und in der digitalen Leistungsstruktur sich mit einer Bündelung von Kompetenzen und Stärken weitaus besser gestalten lassen.“

Zukünftige Herausforderungen und Ziele werden vom Vorstandsmitglied Jürgen Freitag angeschnitten: Wichtig sei, sich gemeinsam dem Niedrigzinsumfeld zu stellen, was vermutlich noch über Jahre eine Rolle spielen werde. Eine Weiterentwicklung soll vor allem im Bereich der Digitalisierung stattfinden, wo man noch etwas zurückhänge. Man müsse sich auf eine neue Generation einstellen, die nicht mehr das persönliche Gespräch oder den Besuch am Bankschalter bevorzuge.

Ebenso sei es wichtig, sich auf den demographischen Wandel einzustellen, denn wenn der Landkreis jedes Jahr gut 1000 Einwohner verlöre, sei es umso wichtiger, zu wachsen. Eine weitere Baustelle wird sein, sich der aufsichtsrechtlichen Regulierungswut anzunehmen, „die regionalen Instituten das Leben schwer macht“.

Abschließend sei mit der Verschmelzung beider kerngesunder Banken die Möglichkeit geschaffen, „entsprechende Synergien zu heben und Kompetenzen auszubauen, um auch in Zukunft für unsere Mitglieder erfolgreich zu sein“, so Jürgen Freitag.

Vor der Abstimmung bekräftigte der Vorstand der VR-Bank in Person von Volkert Groeneveld in einem Grußwort den Wunsch, mit der Volksbank Weserbergland zu fusionieren. Man sei froh, einen wichtigen Verbündeten in der Volksbank gefunden zu haben, um die Zukunft aktiv gestalten zu können.

Volkert Groeneveld wird zukünftig als Vorstandsvorsitzender der miteinander verschmolzenen Banken fungieren. Neben ihm werden Jürgen Freitag, Manfred Schäfer und Jens Ripke den Vorstand komplettieren

Foto: Kai Pöhl