Holzminden (red). Anzahl der Straftaten im Landkreis Holzminden 2022 nur leicht gestiegen, Aufklärungsquote weiterhin auf sehr hohem Niveau, Gewalt gegen Polizeibeamte deutlich erhöht. Die Anzahl der registrierten Straftaten in ganz Niedersachsen hat sich im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöht. Gegenüber 472.096 Straftaten im Jahr 2021 wurden im Jahr 2022 insgesamt 523.996 Straftaten angezeigt. Hieraus ergibt sich landesweit eine Steigerung um 51.900 Straftaten (+11%).
Im Landkreis Holzminden wurden in 2022 insgesamt 3.455 Straftaten registriert. Ähnlich wie im Vorjahr wird auch hier nur ein leichter Anstieg um 1,65% (2021: 3.399) verzeichnet.
Von diesen 3.455 Straftaten konnten die Beamtinnen und Beamten des Polizeikommissariats Holzminden mit den beiden Polizeistationen Bodenwerder und Stadtoldendorf insgesamt 2.443 Straftaten aufklären. Mit dieser Aufklärungsquote von 70,71% wird zwar ein leichter Rückgang zu 2021 verzeichnet (-2,69%), diese Bilanz befindet sich jedoch weiterhin auf sehr hohem Niveau und liegt ca. 9 Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt (61,73%).
Eine der bundesweiten Kennzahlen zur objektiven Messbarkeit der Sicherheit ist die Kriminalitätshäufigkeitszahl. Dabei handelt es sich um die Anzahl der registrierten Straftaten, theoretisch hochgerechnet auf 100.000 Einwohner. Mit einer Häufigkeitszahl (HZ) von 4.945 (Vorjahr 4.841) liegt die Kriminalitätsbelastung im Landkreis Holzminden erheblich unter dem niedersächsischen Landeswert von 6.528.
Der Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes, Erster Kriminalhauptkommissar Frank Keller stellt dazu fest: "Diese konstant hohe Aufklärungsquote und vergleichsweise niedrige Kriminalitätshäufigkeitszahl macht den Landkreis Holzminden zu einem der sichersten Landkreise in ganz Niedersachsen. Die Bürgerinnen und Bürger in unserer Region können sich auf Ihre Polizei verlassen. Wir gewährleisten durch eine professionelle, bürgerorientierte und hoch engagierte Aufgabenwahrnehmung ein sehr hohes Sicherheitsniveau."
Zu bestimmten Deliktsbereichen wird wie folgt ausgeführt:
Rohheitsdelikte
Unter dieser Bezeichnung werden im wesentlichen Raub- und Erpressungsdelikte, Körperverletzungen sowie Straftaten gegen die persönliche Freiheit (Freiheitsberaubung, Nötigung und Bedrohung) erfasst. Im Vergleich zum Jahr 2021 (654 Fälle) wurden 2022 insgesamt 707 Fälle, also 53 Delikte mehr registriert. Mit einer Aufklärungsquote von nahezu 96% konnten die Beamtinnen und Beamten des Polizeikommissariat Holzminden in diesen Deliktsbereichen eine weitere Steigerung erzielen (2021: 94,65%).
Wohnungseinbruchdiebstähle
Wohnungseinbrüche beeinträchtigen wie kaum ein anderes Delikt das Sicherheitsgefühl der Betroffenen. Im Landkreis Holzminden haben sich in 2022, entgegen dem Landestrend, erfreulicherweise deutlich weniger Wohnungseinbrüche ereignet als in den Vorjahren. Mit insgesamt nur 33 Taten (Vorjahr 47) wird ein Rückgang um 30% verzeichnet. Mit einer Aufklärungsquote von über 27% konnte auch in diesem grundsätzlich aufklärungsungünstigen Deliktsfeld ein verhältnismäßig hoher Wert erreicht werden (landesweit 24,12%).
Kinder- und Jugendkriminalität
Die Gesamtzahlen der im Landkreis Holzminden bekannt gewordenen Fälle der Jugendkriminalität sind im Jahr 2022 (484) gegenüber 2021 (392) zwar deutlich gestiegen (+23,5%), befinden sich aber noch immer unter dem Vor-Pandemie-Niveau. Auffällig ist die Entwicklung zur Begehung von sog. Rohheitsdelikten durch Jugendliche im Alter von 14 bis unter 18 Jahren. In 2022 wurden hier 90 Straftaten registriert, das bedeutet ungefähr eine Verdoppelung zu den Delikten in den Jahren 2019 bis 2021. Ein Erklärungsansatz hierzu ist die Änderung des § 241 StGB (Bedrohung) im Frühjahr 2021 mit einem entsprechend veränderten Anzeigeverhalten. Bisher war nach diesem Paragrafen nur die Bedrohung mit einem Verbrechen strafbar. Nunmehr sind strafbar auch Drohungen mit Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, gegen die körperliche Unversehrtheit, gegen die persönliche Freiheit oder gegen Sachen von bedeutendem Wert. Als weiteren Grund ist anzunehmen, dass es nach den über zwei Jahren der Pandemie einen "Nachholeffekt" im Kriminalitätsverhalten bei Minderjährigen gibt. Die Zahlen zu tatverdächtigen Kindern sind im Landkreis Holzminden insgesamt unauffällig. In 2022 wurden 75 Straftaten durch Minderjährige unter 14 Jahren bearbeitet. Hierbei handelt es sich um einen vergleichsweise niedrigen Wert zu den Vorjahren seit 2018.
Straftaten zum Nachteil älterer Menschen und sonstige Betrugsdelikte
Zu diesem Deliktsfeld gehören u.a. die Einzelphänomene des sog. Enkeltrick, das Auftreten falscher Polizeibeamter, falsche Gewinnversprechen, Schockanrufe, etc. und sonstige Fälle des Trick- und Taschendiebstahls. Im Landkreis Holzminden gab es auch in 2022 wieder diverse Fälle, bei denen Täter mit immer professioneller und perfider werdender Tatausführung bei älteren Menschen versucht haben, hohe Geldbeträge bzw. Wertgegenstände zu erlangen. Hinter diesen Taten stehen zumeist hochkriminelle und organisierte Banden, die aus dem Ausland agieren. Die Täter sind psychologisch geschult, enorm kreativ, sehr redegewandt und zeigen eine hohe Überzeugungskraft. In 2022 sind im gesamten Bereich der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden 425 solcher Sachverhalte bekannt geworden. In diesem Bereich wurde zwar ein leichter Anstieg der Fallzahlen zum Vorjahr verzeichnet, in den allermeisten Fällen blieb es jedoch bei einer Versuchstat (334). Bei den 91 vollendeten Taten entstand ein Gesamtvermögensschaden von 279.736,- Euro. Die hohe Zahl der angezeigten Versuchstaten und die im Vergleich zum Vorjahr geringere Beutesumme zeigt, dass die umfangreichen Präventionsmaßnahmen der PI Hameln-Pyrmont/Holzminden offenbar wirken.
Die vielfältigen Betrugsmaschen erreichen aber nicht nur Senioren, auch deutlich jüngere Menschen sind immer häufiger betroffen. Es entstehen dabei regelmäßig hohe Vermögensschäden, wenn z.B. Konto-Zugangsdaten telefonisch an Personen herausgegeben werden, die sich als Bankmitarbeiter o.ä. ausgeben. An dieser Stelle ergeht nochmal der eindringliche Hinweis, dass in Zweifelsfällen immer zunächst Rücksprache mit dem eigenen Geldinstitut bzw. dem persönlichen Berater genommen werden sollte.
Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamte:
Gegenüber 19 Fällen in 2021 hat sich die Anzahl der eingeleiteten Ermittlungsverfahren in 2022 deutlich erhöht. Es wurden 30 Strafverfahren wegen Widerstand gegen und tätlichen Angriff auf Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeibeamte des Polizeikommissariat Holzminden eingeleitet. Diese Widerstandshandlungen ereigneten sich bei polizeilichen Einsätzen wie z.B. Ruhestörungen, Identitätsfeststellungen und Kontrollen, aber auch bei der Vollstreckung von Haftbefehlen und bei Einsätzen im Rahmen häuslicher Gewalt. "Jede einzelne dieser Straftaten ist bereits eine Tat zu viel. Diese Täterinnen und Täter akzeptieren einschreitende Polizistinnen und Polizisten nicht und greifen diese in Ihrer rechtmäßigen Dienstausübung körperlich an. Dieses Verhalten ist absolut inakzeptabel und bedarf der konsequenten juristischen Verfolgung. Um diesen respektlosen Verhalten zu begegnen, werden u.a. im täglichen Dienst durch die Einsatzkräfte sog. "Bodycams" mitgeführt und bei Bedarf eingesetzt. Dies dient zum einen der Eigensicherung und zum anderen der konsequenten Beweisführung in den entsprechenden Strafverfahren", so der Leiter des Kriminaldienstes EKHK Frank Keller.
Fazit/Ausblick:
Der Leiter des Polizeikommissariats Holzminden, Polizeioberrat Oliver Busche, zieht ebenfalls ein sehr positives Fazit zu den Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistik im Landkreis Holzminden und ist stolz auf die Arbeit seiner Kolleginnen und Kollegen, die in den Einsatz- und Ermittlungsdiensten jeden Tag und rund um die Uhr ihren Dienst für die Bürgerinnen und Bürger in unserer Region leisten. "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Polizeikommissariat Holzminden mit den Polizeistationen Bodenwerder und Stadtoldendorf und den nachgeordneten Dienststellen in Delligsen, Eschershausen, Polle, Bevern und Boffzen werden auch weiterhin hoch engagiert ihre Arbeit für die Bürgerinnen und Bürger im Weserbergland fortführen und die Sicherheit im öffentlichen Raum bestmöglich gewährleisten", so der Ausblick von Polizeioberrat Oliver Busche.