Holzminden (red). Ein Mann und eine Frau haben sich am vergangenen Donnerstag als Jugendamtsmitarbeiter ausgegeben, betraten eine Wohnung und gaben an, nach einem Säugling zu sehen zu wollen. Das Paar klingelte gegen 10.30 Uhr an der Wohnungstür einer jungen Familie in Holzminden. Die Familie selbst, ein 24-jähriger Mann, seine 18-jährige Lebensgefährtin und der drei Monate alte Sohn, waren nicht Zuhause, lediglich ein Bekannter, ein 25 Jahre alter Mann aus Algerien, hielt sich zu dem Zeitpunkt in der Wohnung auf.
Als der Mann die Tür öffnete, gaben sich der Mann und die Frau als Mitarbeiter des Jugendamtes aus: Sie gaben an, nach dem Baby der Familie schauen zu wollen. Das Paar betrat daraufhin die Wohnung und sah sich darin um. Nach etwa einer halben Stunde gingen sie wieder. Der 25-Jährige informierte im Anschluss umgehend die Mieter der Wohnung, die wiederum das Jugendamt anriefen. Von dort erhielten die besorgten Eltern die Mitteilung, dass seitens des Jugendamtes keine Inobhutnahme ihres Kindes erfolgen sollte. Das Jugendamt Holzminden schaltete daraufhin die Polizei ein.
Der Zeuge beschrieb das bisher unbekannte Paar als Deutsche. Beide waren etwa Mitte 40 und ca. 175 cm groß. Der Mann hatte kurze, graue Haare (Halbglatze). Er trug eine Brile. Die Frau hatte einen blonden Kurzhaarschnitt. Bekleidet waren beide mit einer Jeans. Weitere Angaben zur Bekleidung konnte der Zeuge nicht machen. Das Jugendamt Holzminden weist an dieser Stelle ausdrücklich darauf hin, dass Hausbesuche und Inobhutnahmen in der Regel nicht von heute auf morgen erfolgen und auch nicht ohne Ankündigung.
"Bevor ein Kind in die Obhut des Jugendamtes genommen wird, müssen vorher viele andere Präventionsmaßnahmen gelaufen sein", teilt Herr Drews, Sprecher des Landkreises Holzminden auf Nachfrage mit. "Das Jugendamt beauftragt keine Fremden. Betroffene kennen ihre Sachbearbeiter", so Drews. Unter der Telefonnummer 05531/707-272 und -273 können Eltern sich rückversichern, ob es sich tatsächlich um eine Maßnahme des Jugendamtes Holzminden handelt. Zudem sollte man sich die Mitarbeiterausweise zeigen lassen. Herr Drews rät "Sollte sich jemand Ihnen gegenüber als Mitarbeiter des Jugendamtes ausgeben, den Sie nicht kennen, dann scheuen Sie sich nicht, telefonisch nachzufragen".