Holzminden/ Allersheim (r) Kreisfeuerwehr Holzminden. Ein stechender Geruch liegt in der Luft. Aufgeregt laufen Personen durch die Gegend. Ammoniak ist ausgetreten. So oder ähnlich hätte das Szenario seien können, welches die Retter aus dem Kreis Holzminden angenommen haben. Eine große Leckage in dem Kühlkreislauf der Brauerei  Allersheim sollte der Auslöser sein. Im Keller ist der technische Defekt aufgetreten. Für die Einsatzkräfte ein Unfall mit gefährlichen Stoffen.

Ammoniak ist ein Gas, was unter anderem in Kühlanalgen verwendet wird. Schon geringe Mengen nimmt man durch den wirklich charakteristisch stechenden Geruch wahr. Ammoniak ist auch im Haushaltsbereich z.B. als  Salmiakgeist bekannt. Die Brauerei hat Schutzmaßnahmen verbaut, die auch bei einem Austritt von kleinsten Mengen im Gebäude die Kühlanlagen sofort abriegeln und ein weiteres Austreten unterbinden. Ammoniak lässt sich sehr gut mit Wasser verdünnen und evtl. entstandene Gase oder Nebel können mit Wasserschleiern niedergeschlagen werden und eine Ausbreitung verhindern.

Unter Leitung des Stellvertretenden Zugführers Carsten Bertram arbeiten Einsatzkräfte aus Kreis-, Werk- und Ortsfeuerwehr den Einsatz gemeinsam ab. Unter den kritischen Blicken von Betriebsleiter Rudolf Ley, des stellvertretenden Kreisbrandmeisters Ralf Knocke und Kreibereitschaftsführer Michael Eisenbeis, zeigen die über 50 Feuerwehrfrauen und -männer aus den verschiedenen Einheiten, dass sie mit einer solchen Lage sehr gut umgehen können.

In Ihren schwereren Chemikalienschutzanzügen dringen die Einsatzkräfte in das Gebäude vor. Durch die dicken Decken und Wände versagt die Funkverbindung nach außen.

Der Chemikalienschutzanzug (CSA) schützt die Einsatzkräfte komplett vor allen chemikalischen Einflüssen aus der Umgebung der Anzug ist komplett flüssigkeits- und gasdicht. Unter dem CSA muss die Einsatzkraft ein Atemschutzgerät tragen. Gerade bei den momentanen sehr warmen Temperaturen stellt das Tragen dieser Schutzkleidung eine besondere Herausforderung. Im Inneren des Anzuges herrschen schnell saunaähnliche Temperaturen

Auf ihrem Weg zur Einsatzstelle in den Keller finden die CSA-Träger einen verletzten Arbeiter, dargestellt durch eine 80 Kg schwere Puppe, die bei der Rettung nicht mithilft. Der Dummy muss über zwei Etagen aus dem Keller nach oben gebracht werden. Das ist eine extreme Belastung. Die gerettete Person muss in der Dekonstelle gereinigt werden, damit sie dann vom Rettungsdienst weiter versorgt werden kann.

Die Dekontamiantiosnstelle (Dekon) ist dafür aufgebaut um Personen, Einsatzkräfte und Gerätschaften die mit dem ausgetretenen Gefahrstoff in Berührung gekommen sind soweit zu reinigen, dass sie dem Rettungsdient übergeben werden können oder gefahrlos ihre Schutzkleidung ablegen können. Die Dekonatmination( Reinigung)  kann durch einfaches Ausziehen von verschmutzter Kleidung  oder der intensiven Reinigung mit Wasser und Zusätzen geschehen.

Um die Dekon-Stelle zu betreiben wurde eine Wasserversorgung aus der sich auf dem Gelände befindenden Zisterne aufgebaut

Um die Leckstelle im Keller zu lokalisieren werden moderne Messgeräte eingesetzt, die in Echtzeit ein Ansteigen oder Absinken der Gas-Konzentration anzeigen. So kann festgestellt werden, ob man sich der Leckage nähert. Damit auch realitätsnah gearbeitet werden kann, wurden kleine Probeflaschen mit unterschiedlichen Gaskonzentrationen verteilt, an denen die Messungen vorgenommen werden können. Im alten Gärkeller befindet sich die Leckage an einer Rohrleitung, diese kann mit einem Schieber geschlossen werden, der sich in zwei Metern Höhe befindet. Dazu müssen Leitern durch das enge Treppenhaus nach unten gebracht werden.

Der fünfte Zug der Kreisfeuerwehrbereitschaft Holzminden befasst sich überwiegend mit der Dekontamination von Betroffenen und Personal. Zusammen mit der Gruppe Messen, bildet sie den fünften Zug der Kreisfeuerwehrbereitschaft. Mitgeführt wird Material zur Dekontamination, spezielle Messgeräte und Fahrzeuge um Ausbreitungen und Schadstoffkonzentrationen zu lokalisieren und zu bestimmen.

Der Gefahrgutzug wird durch die Feuerwehr Holzminden gestellt. Er hat die Ausrüstung und Geräte, um bei Unfällen gefährliche Stoffe abzuarbeiten und eine Gefahr abzuwenden. Der Hauptteil der Spezialausrüstung ist auf dem Abrollbehälter Gefahrgut verladen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, Gefahrstoffe zu messen und es  kann auch eine komplette Dekonstelle aufgebaut werden. Der Gefahrgutzug wird im Kreisgebiet eingesetzt.

Die Werkfeuerwehr Symrise ist für den Brandschutz, die Hilfeleistung bei technischen Notfällen und Unglücken mit Beteiligung von gefährlichen Stoffen in den beiden Werkteilen „Weser“ und „Solling“ sowie den firmeneigenen Außenlagern zuständig. Zur Erfüllung dieser Aufgaben stehen ihr ein umfangreicher Fuhrpark und spezifische Sondergeräte zur Verfügung. Auf Anforderung der öffentlichen Gefahrenabwehrkräfte stellt die Werkfeuerwehr Symrise ihr Expertenwissen und die Spezialausrüstung auch außerhalb des Werkgeländes zur Verfügung.

Zusammenarbeit war ein wichtiges Ziel dieser Übung. Das Vermischen von Telen der Mannschaft, sich kennenlernen und wissen, welche Möglichkeiten der andere hat.

Mit freundlicher Unterstützung der Brauerei Allersheim konnte die Übung erfolgreich durchgeführt  werden. Betriebsleiter Ley zeigte sich in der Abschluss-Besprechung sehr zufrieden mit dem Verlauf der Übung, wurde hier durch die Einsatzkräfte wieder viel Ortskenntnis erlangt und es konnten die von der Brauerei getroffenen Vorbereitungen erfolgreich überprüft werden 

Die Versorgung wurde anschließend durch die Verpflegungsgruppe der Kreisfeuerwehr an der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) durchgeführt. Auch so etwas muss geübt werden, denn solche Einsätze können sich teilweise über mehrere Stunden hinziehen und dann ist die Versorgung der Einsatzkräfte besonders wichtig. Die Versorgungsgruppe hat schon in der Vergangenheit bei diversen Einsätzen zu allen Tages- und Nachtzeiten ihr Können gezeigt und die Einsatzkräfte immer gut versorgt.

Text/ Foto: Kreisfeuerwehr Holzminden