Holzminden (red). Der polizeilich korrekte Fachbegriff lautet "Phänomenbereich SÄM", organisierte Straftaten zum Nachteil älterer Menschen. Diese Delikte zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass die meist hochgradig organisierten Täter die besonderen Umstände und Schwächen älterer Menschen gezielt ausnutzen und die Senioren mit Betrugs- und Diebstahlsdelikten am Telefon oder an der Haustür zum Teil um ihre gesamten Ersparnisse bringen. Beispielhaft für immer neue Maschen der Täter sind hier Betrugshandlungen wie "der Enkeltrick", "falsche Polizeibeamte", Gewinnversprechen am Telefon und Trickdiebstähle zu nennen. So kam es im vergangenen Jahr allein im Landkreis Holzminden zu mehr als hundert Straftaten in diesem Deliktsbereich, von denen die meisten glücklicherweise erfolglos blieben.
Zusätzlich zu den angezeigten Fällen gibt es ein hohes Dunkelfeld, viele Delikte werden gar nicht erst angezeigt. Neben den materiellen Schäden, die die Opfer erleiden, sind emotionale und psychische Belastungen, Selbstvorwürfe, Schamgefühl und erhöhte Kriminalitätsfurcht häufig die Folge für die Opfer. Mit Ausbreitung des Corona-Virus ist es gerade die ältere Generation, die sich aus dem öffentlichen Leben mehr und mehr zurückzieht. Nach Umfragen bezieht jedoch nur ein sehr geringer Anteil dieser Generation Präventionsbotschaften aus den sozialen Medien. So entstand die Idee, allen Senioren/innen über 70 Jahre relevante Informationen durch Präventionsbroschüren etc. zusammenzustellen und diese als Postwurfsendungen persönlich durch die örtliche Polizei in die Briefkästen zu verteilen. "Die Fälle derartiger Delikte haben in den letzten Jahren auch im Landkreis Holzminden deutlich zugenommen, obwohl die Polizei hier viel tut" erläutert der Leiter des Polizeikommissariats Holzminden, Burkhard Schramm und hat deswegen das Projekt nach Holzminden geholt. Der zuständige Sachbearbeiter für Prävention, Polizeihauptkommissar Christian Rusniok, hat das neuartige Präventionsprojekt mit Leben gefüllt. Dabei erhielt er Unterstützung von der Opferhilfe "Weisser Ring" sowie dem Senioren- und Pflegestützpunkt des Landkreises Holzminden als Kooperationspartner. Die Polizei Holzminden startet nunmehr nach einer intensiven Vorbereitungszeit, in der die Broschüren in Umschläge verpackt und mit persönlichen Anreiben versehen wurden, mit der Verteilung der Postwurfwendungen im Stadtgebiet.
Somit werden rund 3400 Bürgerinnen und Bürger erreicht. Nähere Auskünfte erteilt die Polizei Holzminden über den Sachbearbeiter Prävention, Polizeihauptkommissar Christian Rusniok, unter Tel. 05531/958-0.