Landkreis Holzminden (red). Bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik für das Polizeikommissariat Holzminden konnten der Dienststellenleiter, Erster Polizeihauptkommissar Burkhard Schramm und die Leiterin des Einsatz- und Streifendienstes, Polizeihauptkommissarin Nadine Meese, erneut eine positive Bilanz ziehen.
Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Landkreis ist auch im Jahr 2020 wieder mit 1542 Verkehrsunfällen rückläufig (2019: 1680, 2018: 1729). "Sicherlich auch pandemiebedingt kam es auf Grund der geringeren Mobilität zu deutlich weniger Unfällen als im Vorjahr. Trotz dessen werden wir an unseren Kontroll- und Präventionsmaßnahmen festhalten", schildert Burkhard Schramm einleitend.
Leichter Rückgang der Verkehrsunfälle mit Verletzten; Anstieg der Verkehrstoten
Der seit 2018 festzustellende positive Trend in der Reduzierung der Verkehrsunfälle mit Personenschäden hält auch in 2020 weiterhin an, wenn auch nur minimal. So sanken die Unfallzahlen in diesem Bereich auf 235 (2019: 237, 2018: 240). Doch der Schein trügt etwas. Die Anzahl der Personen, die bei Unfällen schwer verletzt wurden, stieg in 2020 auf 65. (2019: 55, 2018: 62). So auch die Zahl derer, die bei einem Verkehrsunfall tödlich verletzt worden. Hier verunglückten in 2020 insgesamt 6 Personen (2019:3, 2018:4). Die Anzahl der Leichtverletzten ist seit 2018 stetig gesunken. Im Jahr 2020 wurden 235 Personen bei einem Verkehrsunfall leicht verletzt (2019:244, 2018: 256). Betrachtet man die Gesamtunfallzahlen in Bezug auf die Örtlichkeit, so kann festgestellt werden, dass sich mit knapp 60 % nach wie vor die meisten Unfälle innerhalb geschlossener Ortschaften ereignen. Hierunter fallen in erster Linie Unfälle mit Sachschäden oder leichtem Personenschaden. In Bezug auf die Unfallfolgen ist jedoch feststellbar, dass sich die überwiegende Anzahl der Unfälle mit schwerverletzten Personen außerhalb geschlossener Ortschaften ereignen (73 %). Hier liegt eine der Hauptunfallursachen nach wie vor in der erhöhten Geschwindigkeit. Es ist daher weiterhin vorrangiges Ziel der Polizei Holzminden, die Unfälle mit schwer- und tödlich Verletzten zu reduzieren. Somit wird nach wie vor ein besonderes Augenmerk auf die Verfolgung der Hauptunfallursache Geschwindigkeit, sowie auch der Ablenkung z. B. durch Handynutzung, liegen.
Wieder Anstieg bei Verkehrsunfällen der Risikogruppe Junge Kraftfahrer
Die Zahl der schwer verletzten Personen zwischen 18 und 24 Jahren hat sich zum Vorjahr verdoppelt. Wurden 2019 noch 6 Personen dieser Gruppe bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt, waren es 2020 nun 12 Schwerverletzte (18%) bei ebenfalls angestiegenen Verkehrsunfallzahlen mit schwerem Verlauf. Im Jahr 2019 lag der Anteil der Schwerverletzten noch bei 11%. Bei den Leichtverletzten gehörten 37 (16%) der o. a. Risikogruppe an. Hier ist ein Rückgang bei ebenfalls sinkender Gesamtzahl der Leichtverletzten zu verzeichnen. 2019 lag der Anteil der Leichtverletzten bei 19%. Insbesondere diese Altersgruppe neigt vermehrt zur Handynutzung während der Fahrt, was nicht nur zu deutlich reduzierten Reaktionszeiten führt. Neben gezielten Geschwindigkeits-, Gurt- sowie Alkohol- und Drogenkontrollen wird aufgrund dessen ein besonderes Augenmerk auf die Einhaltung des Handyverbotes beim Autofahren gerichtet werden. Die seit Jahren stattfindenden sogenannten "Crash Kurse", bei denen insbesondere angehenden und jungen Fahrzeugführern/Innen die besonderen Gefahren im Straßenverkehr eindrucksvoll vor Augen geführt werden, sind pandemiebedingt seit vergangenem Jahr ausgesetzt. "Hier hoffen wir auf baldige Rückkehr zur so wichtigen Präventionsarbeit", wünscht sich Nadine Meese.
Wieder Zunahme der schweren Unfallfolgen bei Motorradunfällen
Nachdem die Polizei Holzminden im Jahr 2019 einen leichten Rückgang der verunglückten Motorradfahrer verzeichnete (-27%), steigt die Zahl leider 2020 wieder an (+5%), wenn sie auch nicht das Niveau von 2018 erreicht. Im Jahr 2020 verunglückten demnach 91 Motorradfahrer (2019: 87, 2018: 119). Dabei gab es leider auch einen Unfall mit tödlichem Ausgang. 2019 kam es zu keinem tödlichen Unfall. Im Bereich der leichtverletzten Motorradfahrer sank die Zahl um sechs auf 35 (-15 %). Die Zahl der schwerverletzten Motorradfahrer stieg um 10 auf 29 (+53 %). Das bedeutet ebenfalls, dass 15 % aller Leichtverletzten und 45 % aller Schwerverletzten bei Verkehrsunfällen Motorradfahrer waren. Im Bereich der Schwerverletzten lag der Anteil der Motorradfahrer im Jahr 2019 noch bei 35 %. Diese Zahlen machen wieder einmal deutlich, dass an den seit 2016 intensivierten präventiven als auch repressiven Maßnahmen erneut festgehalten werden muss. Nicht nur, dass die Motorradfahrer keine "Knautschzone" besitzen, erhöht das Risiko einer schweren Verletzung, sondern auch die z. T. gefahrenen hohen Geschwindigkeiten sowie die vorgenommenen Bauartveränderungen an den Fahrzeugen. "Neben der mehrfach in Jahr im Landkreis Holzminden eingesetzten sogenannten "spezialisierten Kontrollgruppe Krad" der Polizeidirektion Göttingen werden wir zukünftig auch mit einer aus eigenen Kräften gegründeten kleineren Kontrollgruppe die Kontrollen intensivieren, um eine Reduzierung der Motorradunfälle zu erreichen", ergänzt Burkhard Schramm.
Zahl der verletzten Seniorinnen und Senioren stagniert
Die Gruppe der Seniorinnen und Senioren rückt nach wie vor in den Blickpunkt der polizeilichen Präventionsarbeit. Die zunehmende Mobilität und Aktivität dieser Altersgruppe wirkt sich auch auf eine gestiegene Teilnahme am Straßenverkehr aus. Dies hat zur Folge, dass es umso wahrscheinlicher ist auch in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden. Aufgrund der mit zunehmendem Alter höheren Unfallgefährdung betrachtet man in der polizeilichen Verkehrsunfallstatistik zwei Altersklassen. Einerseits alle über 65-Jährigen, sowie dann nochmals die der ab 75-Jähringen. Im Verhältnis zum Vorjahr ist die Zahl der Schwer- sowie tödlich Verletzten nahezu gleichgeblieben. Im Bereich der leicht verletzten Seniorinnen und Senioren gab es in der Altersgruppe ab 65 Jahren eine deutliche Zunahme. Hier verunglückten 11 Personen mehr als noch 2019 (+35 %). Seitens der Polizei Holzminden wird daher zwingend an den bestehenden Präventionsprogrammen, auch in Zusammenarbeit mit den polizeilichen Netzwerkpartnern, festgehalten, sobald es die Pandemielage wieder zulässt. Informationen hierzu sind über das Polizeikommissariat Holzminden zu erfragen.
Verkehrsunfallfluchten stagnieren ebenfalls
Mit insgesamt 323 angezeigten Verkehrsunfallfluchten im Jahr 2020 verzeichnet die Polizei Holzminden lediglich drei mehr als im Vorjahr (2019: 320, 2018: 352). Damit entfernte sich, wie auch in 2019, in 21 % aller Verkehrsunfälle im Landkreis Holzminden der Verursacher unerlaubt vom Unfallort. Diese Verkehrsunfallfluchten ereignen sich nach wie vor zum überwiegenden Teil innerhalb geschlossener Ortschaften, z. B. beim Einparken. Hierbei handelt es sich keinesfalls um ein Bagatelldelikt, sondern um eine Verkehrsstraftat, die mit hohen Geldstrafen und dem Entzug der Fahrerlaubnis geahndet werden kann. Die Aufklärungsquote liegt hier bei knapp 44 % und ist somit zum Vorjahr (2019: 40%, 2018: 43%) wieder leicht gestiegen. Noch erfreulicher ist, dass die Aufklärungsquote bei Verkehrsunfallfluchten, bei denen jemand verletzt wurde, wieder gestiegen ist und bei 50 % liegt (2019: 45 %, 2018: 73 %).
Alkohol und Drogen im Straßenverkehr weiterhin ein Thema
Im Jahr 2020 waren 19 alkoholisierte Verkehrsteilnehmer in Unfälle verwickelt, das heißt lediglich einer weniger als das Jahr zuvor. (2019:20, 2018: 21). Die Zahl der in Unfälle verwickelten Verkehrsteilnehmer unter Drogen- bzw. Medikamenteneinfluss sank von 14 auf 8. Gleichzeitig wurden im Rahmen von Kontrollen 43 Verkehrsteilnehmer unter Alkoholeinfluss und 106 Verkehrsteilnehmer unter Drogen- bzw. Medikamenteneinfluss festgestellt. Der hier zu verzeichnende Rückgang der Feststellungen im Bereich der Alkoholverstöße um 7 % und im Bereich der Btm-Verstöße um 12 % ist sicherlich ebenfalls dem insgesamt geringeren Verkehrsaufkommen geschuldet. "Diese Zahlen begründen dennoch nach wie vor einen deutlichen Schwerpunkt der örtlichen Polizeiarbeit durch intensive Kontrollen. Wir planen im Laufe des Jahres auch wieder eine Verkehrssicherheitswoche mit hohem Kräfteansatz durchzuführen, bei der neben anderen präventiv und repressiv behandelten Themen, auch das Thema Alkohol-, Drogen- und Medikamentenbeeinflussung erneut aufgegriffen wird", so Nadine Meese.