Holzminden (kp). Seit gestern dürfen Gastronomen in Niedersachsen nach Monaten des Stillstands wieder öffnen. Der Öffnungsschritt betrifft zunächst jedoch nur den Bereich der Außengastronomie und ist zudem an strenge Hygienemaßnahmen gebunden. Die Außengastronomie in Anspruch nehmen dürfen Gäste, die über den Nachweis einer vollständigen Impfung verfügen oder nachweisen können, dass sie genesen sind. Für alle anderen ist ein aktueller, negativer Corona-Test erforderlich. Neben einem qualifizierten Test, kann auch ein unter Aufsicht durchgeführter Test in einem Geschäft oder vom Arbeitgeber ausreichen. Diese „Test-Lockerung“ hatte das Land Niedersachsen kurzfristig mit in die Verordnung genommen.
„Komisch, wenn wir Gäste wieder wegschicken müssen.“
Die Teilöffnungen lösen bei den Holzmindener Gastronomen jedoch eher gemischte Gefühle aus. „Es fühlt sich komisch an, wenn wir unsere Gäste einfach wieder wegschicken müssen“, sagt Salvatore Murgia. Der Tropicana-Inhaber hatte sich für die Öffnung seines Eiscafes entschieden und für reichlich Bestuhlung am Marktplatz gesorgt. Und die Gäste kamen zu ihm. Allerdings häufig auch ohne einen erforderlichen Testnachweis. „Sie wussten es einfach nicht“, fügt Murgia hinzu. Also mussten sie wieder gehen. Aber es habe auch positive Momente gegeben. „Nachdem wir Gäste darauf hingewiesen hatten, sind sie extra für einen Test ins Testzentrum gegangen, um anschließend bei uns einen großen Eisbecher zu essen“, freut sich der Eiscafe-Besitzer.
Gegen eine Öffnung der Außengastronomie hat sich Fabio Gallo von Gallogastronomie entschieden. „Sobald ein vernünftiges Öffnungskonzept vorliegt und wir langfristig planen können, werden wir auch wieder öffnen“, sagt er uns. Derzeit sei ihm die Lage noch zu unsicher. „Wenn ich meinen Kühlschrank vollpacke, komme ich auf ein paar tausend Euro“, weiß er.
Und fügt hinzu: „Wenn wir dann nach einem größeren Corona-Ausbruch plötzlich wieder über einer Inzidenz von 100 liegen und alles wieder dicht macht, kann ich die komplette Ware wegschmeißen.“ Für Fabio und Johanna geht es also vorerst wie gewohnt mit dem Außer-Haus-Geschäft weiter.
„Nicht alles sofort ersichtlich.“
Langsam aber sicher will auch Carsten Dauer seinen Außenbereich im Hellers Krug öffnen. „Wir wollen das sukzessive erweitern“, sagt er. Dafür würde noch einiges an Arbeit anstehen. Vor allem wirft er dieser Tage häufiger einen Blick in die niedersächsische Verordnung, wohlwissend, dass sich immer mal wieder was ändern könnte. Außerdem steht er regelmäßig in Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen des Dehoga-Kreisverbandes. „Wir haben im Vorfeld viel gelesen uns viel informiert und es war nicht immer alles sofort ersichtlich“, sagt der Hotelier mit Blick auf das niedersächsische Öffnungskonzept. Gerade jetzt, da das Wetter wieder einen längeren Negativtrend aufweist, könne die Öffnung des Terrassenbereichs auch Nachteile mit sich bringen. „Wenn es draußen plötzlich stark anfängt zu regnen, dürfen wir die Leute mit ihrem Essen nicht reinlassen“, nennt er ein Beispiel.
Zudem ist Dauer momentan auch wieder auf der Suche nach neuen Aushilfskräften. Während des langen Lockdowns habe er einige Mitarbeiter verloren, die nun in anderen Branchen arbeiten. „Deshalb fangen wir erstmal klein an“, so Dauer. Bis zum verlängerten Wochenende sollen es dann bereits sechs Tische sein, die er auf seiner Außenterrasse aufgestellt haben will. Doch ganz wichtig: „Bitte vorher anrufen und reservieren.“
Foto: Kai Pöhl