Hannover (red). Auch im Jahr 2023 stellt das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung die Handlungsorientierte Sozialberichterstattung (HSBN) vor. Gleichzeitig legt die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen (LAG FW) wieder einen eigenen Bericht in Ergänzung zum Statistikteil des Landes vor. Der Anlagenbericht befasst sich in diesem Jahr mit dem Thema "Zuspitzung von Armutslagen - Folgen der Energiekrise und der Inflation".
Der Bericht zeigt auf der Basis von Interviews, die mit betroffenen Menschen und Mitarbeitenden aus sozialen Beratungsstellen der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege geführt und ausgewertet wurden, welche gravierenden Folgen die Energiekrise und die Inflation bereits jetzt für viele Menschen haben.
„Die steigenden Preise, als Folgen der Energiekrise und der Inflation insbesondere für Mietkosten und für Lebensmittel, führen zu gravierenden Problemen, nicht nur für Menschen, die bisher schon auf Sozialleistungen angewiesen waren, sondern auch für die Menschen, die sich bisher noch „über Wasser“ halten konnten. Ich war bei der Durchsicht des Anlagenberichtes besonders erschüttert, wie unter der Situation vor allem auch Kinder leiden“, so Dr. Gerhard Tepe, stellvertretender Vorsitzender der LAG FW. Er verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Ergebnisse des Anlagenberichtes aus 2022, der sich mit dem Thema ‚Kinderarmut‘ befasst hat. „Besonders hart trifft die Situation Alleinerziehende und ihre Kinder, die nicht nur die Folgen der Coronazeit zu überwinden hatten, sondern nun auch zusätzliche finanzielle Mehrbelastungen zu tragen haben.“
Es bedarf daher einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung, um hier gegenzusteuern.
„Ein zu geringes Einkommen, um die Folgen der Krise auffangen zu können, darf nicht zu einer Reduzierung der sozialen Teilhabe mit allen negativen Folgen auch für die gesundheitliche Situation der betroffenen Menschen führen. Wir müssen gemeinsam der zunehmenden sozialen Isolation von vielen Menschen entgegenwirken. Daher hat die LAG FW sowohl einen umfangreichen Forderungskatalog an die politischen Verantwortlichen erstellt als auch Beispiele aus ihrer Arbeit vor Ort aufgezeigt, wie man erfolgreich ‚gegensteuern‘ könne“, so Dr. Tepe.
Niedersachsens Sozialminister Dr. Andreas Philippi betont: „Die Armutsgefährdungsquote in 2022 ist in Niedersachsen mit 17,1 % weiter zu hoch. Die anhaltende Teuerungswelle verschlimmert eindeutig die Lage. Der HSBN-Bericht zeigt, dass einkommensschwache Familien besonders hart getroffen wurden ebenso wie Haushalte, die bislang mit ihrem Einkommen zurechtkamen. Armut ist auch immer mit den Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe und Bildungschancen verbunden. Dieses Thema ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Auch daher muss die Kindergrundsicherung jetzt wirklich kommen. Ich freue mich, dass sich die Koalitionsparteien endlich einigen konnten. Nun muss es zügig weitergehen.
Der Schlüssel zur Überwindung von Armut ist zudem der frühestmögliche Zugang zu Bildung und lebenslangem Lernen. Nur so besteht für Menschen in einer unsicheren Zeit die Chance, sich weiterzuentwickeln und eigenständig ihre Lebensgrundlage zu sichern. Mein Dank geht an die LAG FW, die mit ihren Beratungsstellen, aber auch Angeboten im Bildungsbereich an vielen Stellen wertvolle Arbeit leistet,“ so Dr. Andreas Philippi.
Die HSBN und der Anlagenbericht sind hier https://www.ms.niedersachsen.de/hsbn veröffentlicht.
Hintergrund:
In der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e. V. (LAG FW e. V.) sind die sechs Niedersächsischen Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege zusammengeschlossen: Dies sind Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonisches Werk, der Paritätische Wohlfahrtsverband und die Jüdische Wohlfahrt. Damit repräsentiert die LAG FW e. V. etwa 6 000 soziale Einrichtungen, Beratungsstellen und Dienste mit mehr als 230 000 hauptamtlich Beschäftigten und über 500 000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Zur LAG FW e. V. gehören zudem die Landesstelle Jugendschutz, die Landesstelle für Suchtfragen, die LAG Arbeit | Bildung | Teilhabe und die Stelle für soziale Innovation der Freien Wohlfahrtspflege.