Hannover (red). Der NABU Niedersachsen bekräftigte, angesichts hoher drohender EU-Strafzahlungen, seine Forderung nach einer erheblichen Erhöhung der finanziellen Ausstattung für den Natur- und Wasserschutz in Niedersachsen. Anlässlich der Landesvertreterversammlung am Samstag (21. September) in Rinteln wurde vor den über 300 Anwesenden aus rund 190 NABU-Gruppen mit aktuell über 105.000 Mitgliedern in Niedersachsen diskutiert sowie der NABU-Jahresbericht 2018 präsentiert.
Mit über 105.000 Mitgliedern der größte Naturschutzverband in Niedersachsen
Der NABU in Niedersachsen hatte auf der Landesvertreterversammlung Grund zum Feiern. „Immer mehr Menschen im Land unterstützen uns mit einer Mitgliedschaft. Damit geben sie der Natur eine Stimme, die sie angesichts dem Insekten- und Vogelsterben, dem neuerlichen Waldsterben und der drohenden Klimakatastrophe dringend benötigt.“, sagte Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. Mit dieser selbstbewussten Botschaft unterstreicht der NABU in Rinteln seine Ziele und Forderungen für einen starken Arten- und Naturschutz im Land. Im Mittelpunkt des aktuellen Engagements steht der Einsatz für eine natur- und klimaverträgliche Landwirtschaft.
Einen gewichtigen Teil nahm auch die aktuelle Diskussion zum Zustand des Waldes ein. Dr. Klaus Merker, Präsident der nds. Landesforsten, referierte über die Naturschutzmaßnahmen im Landeswald. Vor dem Hintergrund der aktuell im großen Maßstab absterbenden Fichten und weiterer Baumarten in ganz Niedersachsen, ist nach Ansicht des NABU eine grundlegende Änderung der bisherigen Waldförderpolitik notwendig. Es sollte eine breite gesellschaftliche Diskussion auf wissenschaftlicher Grundlage darüber geben, wie die Kohlenstoffspeicherung und die Artenvielfalt im Wald gestärkt werden kann. Entfernen von Totholz im Wald mit Großmaschinen und anschließender Bepflanzung in Form vom Plantagen darf auf keinen Fall auf Kosten des Steuerzahlers geschehen.
Auch die Moorbrände des vergangenen Jahres in der Tinner Dose bei Meppen mit ihren verheerenden Auswirkung auf Fauna, Flora und Klima wurden nochmal in den Fokus genommen. In einer Resolution sprachen sich die Delegierten des NABU dafür aus, dass die Bundeswehr umgehend für einen Ausgleich der umfangreich zerstörten Biotope und der Kohlenstoffemissionen sorgen muss.
Zahlreiche Projekte des NABU auf Landes- und Lokalebene setzen sich erfolgreich für eine verbesserte Artenvielfalt sowie einen besseren Insekten- und Vogelschutz ein. Die Erfolge praktischer Naturschutzarbeit konnten die NABU-Aktiven bei einer Führung in der Auenlandschaft Hohenrode erleben. Das Naturschutzgroßprojekt in der Weserschleife ist ein wahres Kleinod: Der NABU hat in der auf 115 Hektar durch Kiesabbau entstandenen Auenlandschaft ein Zuhause für Flussseeschwalbe, Seeadler & Co. geschaffen. Der NABU Rinteln stellte im Rahmen einer eineinhalbstündigen Wanderung diese vielgestaltige „Natur aus zweiter Hand“ vor. Dennoch reichen die NABU-Projekte nicht aus, um den gegenläufigen Trend in der Landschaft auszugleichen. Sie zeigen aber, wie es gehen kann und dass bei schneller Reaktion unsere Lebensgrundlagen noch gerettet werden können.
Bereits am Freitag feierte der NABU Rinteln sein 40-jähriges Bestehen auf dem Marktplatz der Stadt. Die Vielseitigkeit der niedersächsischen NABU-Gruppen wurde auf einem „Markt der Aktiven“ präsentiert. NABU-Gruppen aus dem ganzen Land zeigten ihre Schwerpunkte und Aktivitäten.
Kontinuität im Landesvorstand und weiterer Ausbau der Strukturen im Land
Im aktuell siebenköpfigen geschäftsführenden Landesvorstand des NABU Niedersachsen gibt es keine Veränderungen. Nach mehrjähriger Tätigkeit im Erweiterten Vorstand scheiden mit Wilfried Gründemann und Gerd Pinkvoß zwei verdiente Mitglieder aus. Ihre Plätze wurden mit Gisela Wicke und Torsten Maiwald nachbesetzt. Gewählt wurden auch die Delegierten für die Bundesvertreterversammlung 2020.
Die Versammlung hat zudem dem Haushaltsplan zugestimmt, der dank weiterhin steigender Mitgliederzahlen auf festen Füßen steht. Der NABU plant die Unterstützung der ehrenamtlich tätigen NABU-Gruppen im Land weiter auszubauen, um der steigenden Zahl an aktiven Mitgliedern gerecht zu werden. Beispielsweise wird voraussichtlich noch dieses Jahr eine neue NABU-Regionalgeschäftsstelle für den Bereich Weser-Mitte (Landkreise Diepholz, Heidekreis, Nienburg, Verden) die Arbeit aufnehmen.
Foto: NABU/Mareike Sonnenschein