Holzminden (red). Dass Kinder behütet und gewaltfrei aufwachsen sollten, würde vermutlich jeder unterstützen. Der Kinderschutzbund versteht sich als Lobby für die Kinder. Landtagsabgeordnete Sabine Tippelt besuchte nun den Kreisverband Holzminden, um sich über aktuelle Probleme und Entwicklungen auszutauschen. Vorsitzende Katharina Koch hatte vor allem einen Appell an die Politikerin und die anwesenden Mitglieder des SPD-Ortsvereins Holzminden: „Wir brauchen mehr Ehrenamtliche, die sich für das Kindeswohl im Kreis einsetzen“, betont Koch. Sie verwies darauf, dass es nicht einfach sei, öffentlichkeitswirksam für die Interessen von Kindern zu werben. „Wenn ein Kind Gewalt erlebt, können wir das nicht einfach auf einem Plakat darstellen. Viele Menschen haben es gar nicht auf dem Schirm, wie verbreitet die Vernachlässigung von Kindern ist und wie viele Kinder Gewalt erleben“, so Katharina Koch. Sabine Tippelt weiß aus Gesprächen mit vielen Vereinen im Kreis, dass der Rückgang des Ehrenamts das zentrale Problem in diesem Bereich ist. „Gerade bei dem Thema Kinderschutz kann ich nur jeden und jede dazu aufrufen, sich für diese wichtige Arbeit ehrenamtlich zu engagieren“, erklärt Sabine Tippelt.
Der Kinderschutzbund in Holzminden wurde vor 37 Jahren gegründet und hat seine Ursprünge in der Familienhilfe. Mit verschiedenen Programmen werden Familien und Kinder unterstützt. Der Bedarf für die Angebote ist nach wie vor hoch. Während der Pandemie hatte der Kreisverband Holzminden weniger Fälle als gewöhnlich. „Das lag aber nicht daran, dass es in den Familien weniger Probleme gab. Sie waren nur weniger sichtbar, weil die Kinder wenig Zeit außerhalb der Familie verbracht haben“, erläutert Sebastian Kreplin, der für die Familienhilfe zuständig ist. Die Pandemie habe die sozialen Kontakte der Kinder stark eingeschränkt, weshalb sich viele in den Online-Bereich zurückgezogen hätten. Auch Vereinsamung habe als Phänomen zugenommen. Die unterstützenden Tätigkeiten in der Familienhilfe sind vielseitig, je nach individueller Situation nimmt die Hilfe bei der Erziehung oder beim Haushalt mehr Raum ein. Im Mittelpunkt steht dabei stets, den Kindern ein glückliches Aufwachsen zu ermöglichen.
Ein erfolgreiches Projekt des Kinderschutzbundes sind die „Familiencafés Kinderwagen“, die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern besuchen können. Neben Beratung können sowohl Eltern als auch Kinder in einem der sechs Cafés im Kreis neue Kontakte knüpfen. Das Ziel der „Babydenkzeit“ ist es, junge Menschen praktisch erfahren zu lassen, was Elternschaft bedeutet und an Verantwortung und Aufwand mit sich bringt. Programmierte Puppen simulieren die Bedürfnisse eines Kindes und helfen so zu entscheiden, ob man wirklich bereit für ein Kind ist. Der Kinderschutzbund hat auch weitere Angebote, die sich nicht nur an Kinder und Jugendliche wenden. Die „Befem“ bietet Mädchen und Frauen eine Beratung bei Mobbing, Stalking, Bedrohung und Gewalt. Darüber hinaus können sich Personen ab 18 Jahren an die Beratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt (BISS) wenden. Zusätzlich zu dem allgemeinen Fachkräftemangel erschweren die belastenden Inhalte dieser Arbeit die Gewinnung von Personal. Daher ist die Verstetigung diverser Förderprogramme ein weiteres zentrales Anliegen des Kinderschutzbundes, um das Angebot halten und Fachkräfte gut bezahlen zu können.
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