Landkreis Holzminden (fw). Am gestrigen Abend lud die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr zu einer Informationsveranstaltung ein. Einige Interessierte und vor allem Betroffene waren anwesend, um sich auf den aktuellen Stand der Dinge bringen zu lassen. Aus erster Hand, vom Geschäftsbereichsleiter Markus Brockmann, wurden Informationen präsentiert, die nicht das Erhoffte mit sich brachten. Die B83 soll wohl bis 2020 gesperrt bleiben. Ziel sei es, die Bundesstraße vor Winter 2020 zu öffnen. Eine halbseitige Öffnung im Winter 2018 sei fast ausgeschlossen.
Zu Beginn betonte Brockmann nochmals, dass eine Unterstützung aller, sei es der Städte, der Gemeinden oder der öffentlichen Instanzen, unumgänglich sei. Die Felssicherung Steinmühle sei kein ‚normales‘ Projekt, an dieser Stelle würden alle Ressourcen zu Kräften vereint werden müssen.
Das Hauptziel sei die schnellstmögliche Herstellung der Straßenbefahrung unter Berücksichtigung des FFH-Gebietes und der Verkehrssicherheit. Die Aufgabe der Landesbehörde sei es, nicht Straßen zu sperren, sondern sichere Verkehrswege herzustellen. Die Hangsicherungen seien enorme Ingenieurbauwerke, bei denen Messungen, statistische Prüfungen, Berechnungen, Dimensionierungen und regelmäßige Prüfungen zu verrichten seien. Mit einem einfachen Netz sei es hier nicht getan. Auch betonte Brockmann, dass alle Mitarbeiter mit einem höchsten Maß an Engagement und Aufmerksamkeit der Arbeit entgegentreten würden. Sämtliche Dinge, die sonst hintereinander abgearbeitet werden würden, würden nun parallel laufen, um ein schnelles Ergebnis zu erreichen. Doch stupide Sofortmaßnahmen seien nicht möglich, der Fels sei nicht einfach wegzuschubsen, so Brockmann.
Die Maßnahmen seien zunächst in zwei Stufen unterteilt:
- Die akutesten Gefährdungen bis Weihnachten zu beseitigen
- Weitere Gefahren analysieren und Sicherheit für einen großen Zeitraum schaffen
Die Prozesse würden in ständiger Begleitung mit Experten aus den Bereichen der Geologie und Ökologie stehen und bedürfen immer wieder gewisser Kontrollen zur Absicherung und Fehlervermeidung.
Doch recht zuversichtlich erklärte Brockmann, dass bislang der Zeitplan gut eingehalten wurde und dass durch die parallele Arbeit bereits Einiges geschafft sei. Die größten Probleme in Sachen Naturschutz seien bewältigt – Rechtsfragen in Bezug auf den Natur- und Artenschutz seien geklärt. Zum Beispiel bedurfte es beim Thema Grünschnitt einer Befreiung vom Naturschutzgesetz und auch bei der Gefahrenbeseitigung sei mehr zu tun, als das Naturschutzgesetz eigentlich erlaube. Die FFH-Verträglichkeitsprüfung und die Berücksichtigung des Naturschutzgebietes geschehen in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzverband. Würde man dies alles nicht zu Beginn abarbeiten, planen und umsetzen, sei spätestens bei der Planfeststellung mit großen Problemen zu rechnen. Auch die erforderlichen Grundkenntnisse über Größe, Gewicht und Beschaffung des Felsens zur Absicherung seien nun vorhanden.
Brockmann verdeutlichte, dass es der beste und schnellste Weg sei, wenn man keine halbseitige Öffnung zuließe, sondern komplett durchbaue. Mit den bislang gewonnenen Erkenntnissen sei die vollständige Öffnung bis Winter 2020 bei Bauunterbrechung nicht zu schaffen. Das Ziel sei, möglichst wenige Winter zu ‚überwinden‘. Die Gesamtkosten lägen bislang bei 10 Millionen Euro, mit inbegriffen 7000 Quadratmeter Netze und 1,8 Kilometer Fangzäune. Anders als ursprünglich geplant, sei eben nun der Plan B, keine Öffnung über Winter zuzulassen. Die Sicherungsmaßnahmen seien außerdem bis zu diesem Winter bereits nicht mehr zu schaffen.
„Mit diesem Zustand muss noch zwei Jahre gelebt werden, alle Alternativen werden nach wie vor geprüft. Wir setzen auf Schnelligkeit, doch Wunder vollbringen können wir leider nicht“, erklärte Brockmann den Anwesenden.
Bei einer halbseitigen Öffnung wären Maßnahmen mit Kosten von rund 700.000 bis 800.000 Euro verbunden – es müsse eine Winkelstütze aus Beton circa einen Kilometer lang montiert werden, die zusätzlich mit Netzen und Kies auszustatten wäre. Hinzu käme noch der Aufbau einer Signalanlage und die Autofahrer hätten mit einer Wartezeit von mindestens zehn Minuten zu rechnen. Das Durchbauen hätte wesentlich mehr Vorteile, da hiermit eine große Zeitersparnis einherginge. Auch aus geologischer Sicht seien die Gefahren nicht mehr zu kalkulieren, es ginge schließlich um Menschenleben. Man könne nicht mehr ruhigen Gewissens ein Auto auf dieser Strecke langfahren lassen.
Markus Brockmann versprach, weiterhin sämtliche Alternativen zu untersuchen und Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, um die Umstände so gering wie möglich zu halten.
Transparenz werde weiterhin gewährleistet sein und eine Zusammenarbeit aller Seiten geschaffen. Im Frühjahr werden weitere Maßnahmen bekannt gegeben.
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