Holzminden (fw/sl). Die Diskussionen über die Umbenennung der Heusingerstraße in einen ‚würdigeren‘ Straßennamen wurden auch in der letzten Ratssitzung wieder ausgiebig fortgeführt. Nach insgesamt eineinhalb Stunden, mit kurzzeitiger Sitzungsunterbrechung und mehr als nötigen Wortmeldungen, kam es letztendlich zu einem Ergebnis, welches für den einen oder anderen nicht zufriedenstellend ausging.

Vorab wurden zwei Anträge gestellt. Zum einen von Dr. Adriano Profeta (UWG) mit dem Antrag auf Umbenennung in „Straße des 20. Julis“ und zum anderen zur Umbenennung der Straße in „Freya-von-Moltke-Straße“ von den Fraktionen Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen und der SPD. Beide wurden abgelehnt.

Der Hintergrund Adolfs Heusingers ist inzwischen jedem bekannt und auch sind sich zumindest die Antragssteller darüber einig, dass dieser eine fragwürdige Stellung im Nationalsozialismus innehatte.

Doch die Argumentation überzeugte nicht jedes Ratsmitglied. Die Straße solle nach Freya von Moltke benannt werden, da sie auch nach dem Nationalsozialismus weiterhin für ein demokratisches Miteinander gekämpft habe. Außerdem seien in Holzminden nur vier Straßen nach Frauen benannt und es wäre nun an der Zeit mehr Straßen, nach weiblichen Persönlichkeiten zu benennen, stellte die Antragsgruppe fest. Profeta findet dennoch, dass das Attentat vom 20. Juli 1944 als Umsturzversuch gegen den Nationalsozialismus passender und bedeutender sei und stellte ebenfalls einen Antrag zur Änderung des Straßennamens.

Beide Anträge wurden hitzig von allen Fraktionen diskutiert. Es wurden viele Argumente für und gegen die Anträge gebracht. Zum einen gäbe es in Holzminden bereits eine Moltke-Straße und eine zweite, namensähnliche könne für Verwirrung bei Besuchern der Stadt sorgen.

Da die Heusingerstraße gar nicht im Besitz der Stadt Holzminden ist, sondern zur Bundeswehr gehört, ist eine derartige Debatte über diesen Straßennamen sichtlich fragwürdig. In Deutschland gäbe es derzeit eine Heusinger-Akademie und den General-Heusinger-Preis für die höchste Offiziersausbildung. Bei Bedenken gegenüber Heusinger, hätten Konsequenzen stattgefunden, erklärte Jens Ebert (FDP). Wenn für eine Änderung dieser Straße in Holzminden abgestimmt werde, müsse man alle anderen Straßen in Holzminden ebenfalls überdenken. „Wo fangen wir an und wo hören wir auf“, fragte man sich seitens der FDP Fraktion.

Um die andauernde Diskussion zu unterbinden, stellte Daul einen dritten Antrag in die Runde. Ein neutraler Gutachter solle den Sachverhalt um Heusinger erforschen. Ein Urteil was historisch und neutral aufgestellt werde, könne dann zu einer einfacheren Entscheidung bei einer Abstimmung führen. „Heusinger kann sich nicht mehr wehren und Stellung beziehen“, so Daul. Auch Uwe Schünemann (CDU) ergänzte einen vierten Antrag mit der Forderung, die Anträge zurückzustellen und bei der Bundeswehr nach bereits vorliegenden Gutachten zu fragen.

Letztendlich konnte sich der Rat nicht einigen und alle Anträge wurden abgelehnt. „Es bleibt alles so wie es ist“, schloss Ratsvorsitzende Eleonore Roth-Schütz den Tagesordnungspunkt nach circa eineinhalb Stunden ab.

Welche Fraktion nun doch noch an dieser Thematik dranbleibt und sich etwas Neues ausdenkt, bleibt abzuwarten.

Foto: fw