Holzminden (r). Auf Einladung von Hans-Josef Winter besuchte die heimische Landtagsabgeordnete Sabine Tippelt den Verein Aktive Hilfe e.V. in Holzminden, um sich über das Projekt Schulverweigerer-Wecker zu informieren. Gemeinsam mit Richter Mertens und weiteren Projekthelfern wurden dabei viele Informationen und Erfahrungen ausgetauscht.
Gleich zu Beginn des Gespräches machte Jugendrichter Mertens deutlich, dass die Verfahrenswege in Schulschwänzer-Fällen häufig relativ lang sind. „Gut und gerne geht über ein halbes Jahr ins Land, bis ein Verfahren vor Gericht geht und es zu Sanktionen kommt“, so Mertens. Eine Zeit, die Initiator Hans-Josef Winter für viel zu lang hält. „Meine Mitstreiter und ich werden bereits spätestens nach 20 Tagen aktiv und suchen das Gespräch mit den betroffenen Jugendlichen“, so Winter.
Genau dieses schnelle Handeln ist häufig extrem wichtig, um nicht Gefahr zu laufen, dass die Jugendlichen weiter auf die schiefe Bahn abdriften. „In einem halben Jahr kann viel passieren. Wir versuchen deshalb schnellstmöglich durch Gespräche mit den Jugendlichen und ihren Familien Probleme zu erkennen und sowohl Eltern als auch Schülern eine Stütze zu sein. Familien, die Hilfe brauchen, können sich jederzeit auch aktiv an uns wenden“, so Winter weiter.
Die Resonanzen, so ist von allen Schulverweigerer-Wecker zu hören, sind fast ausschließlich positiv. So freuen sich die Eltern in der überwiegenden Mehrheit darüber, dass ihnen und ihren Kindern geholfen wird. Genau diese Freude und die Chance an Veränderung mitzuwirken ist es dann auch, die den ehrenamtlichen Schulverweigerer-Weckern die Motivation für ihre Arbeit gibt. Diese Motivation ist dabei über die ganzen zwei Stunden des Gesprächs förmlich im Raum zu spüren. „Wir wollen an und mit den Jugendlichen arbeiten und nicht um irgendwelche Interessen zu befriedigen. Wir haben dabei in den vergangenen zwei Jahren gezeigt, dass es geht. So ist es uns beispielsweise gelungen, dass im ersten Schulhalbjahr 2018/19 von 52 Schulverweigerern mittlerweile 41 wieder zur Schule gehen. Insgesamt gibt es bei den über 14-jährigen etwa 100 Fälle von Schulverweigerung pro Jahr.“, so Hans-Josef Winter.
Von diesen Zahlen zeigt sich auch Sabine Tippelt beeindruckt. „Es ist im ersten Moment erschreckend, wie viele Jugendliche die Schule nicht besuchen. Ihre Arbeit ist aber ganz offensichtlich beispiellos. Ein großes Dankeschön, dass Sie sich so für unsere Jugend einsetzen und mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit dazu beitragen, dass junge Menschen einen Halt in unserer Gesellschaft finden“, so Tippelt.
Pro Jahr werden für die Arbeit im Übrigen etwa 26.000 Euro benötigt. Aktuell läuft die Finanzierung dabei über Geldbußen, Eigeneinnahmen des Vereins und Spenden, wie etwa aus dem Konzert des Polizeiorchesters. Sabine Tippelt sagt in diesem Zusammenhang zu, bei der schwierigen Suche nach Fördermitteln zu helfen. „Es wäre geradezu sträflich, wenn ein solches Projekt mit einer derartigen Erfolgsquote und so engagierten Mitarbeitern aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln wiedereingestellt werden müsste“, so die Landtagsabgeordnete abschließend.
Foto: SPD