Holzminden (fw). Bereits seit 1996 existiert die Idee eines „Duftmuseums“, ins Leben gerufen durch die Bürgerstiftung Holzmindens. Anfang April dieses Jahres ging das Projekt in die konkretere Planung. Bis dato ist viel diskutiert, abgewogen, abgelehnt und befürwortet worden. Selten wurde ein Projekt dieser Größe in solch einem Umfang, nicht nur von den Ratsmitgliedern, sondern auch von vielen engagierten Bürgern der Stadt, hitzig behandelt und angepackt.
Die Umsetzung des knapp vier Millionen Euro kostspieligen Projekts wurde zunächst in diversen Ausschüssen besprochen und im Juni dieses Jahres einstimmig vom Stadtrat angenommen. Bis zum 30. September 2022 laufen diese Fördergelder aus und der Bau muss bis dahin fertiggestellt sein. Mit dem Förderprogramm der NBank, dessen Ziel die Förderung von kleineren und mittleren Unternehmen durch die Umsetzung touristischer Maßnahmen ist, könnten bis zu 60 Prozent der Investitionskosten gedeckelt werden.
Die weitere Planung verlief zunächst ohne Umstände, erst Mitte August die niederschlagende Nachricht aus dem Baudezernat: Mehrere Büros hätten die Stellenausschreibung für den gesuchten Projektsteurer abgelehnt. Die Stadt habe keine Angebote bekommen. Die Absagen hätten laut Aussagen von Wolff mit dem eng besetzten Zeitplan zu tun. „Man könne kein bindendes Angebot erstellen“, hieß es auf Seiten der Verwaltung. Die Zeit rennt davon, das Projekt kippelte.
Nun aber doch ein heller Moment. In der gestrigen Ratssitzung wurde mehrheitlich mit 18 zu 9 Stimmen dem Leuchtturmprojekt erneut zugestimmt, es werde weitergekämpft, geplant und an einer Fördermittelunterstützung gearbeitet. Ein Rettungsplan wurde innerhalb kürzester Zeit fraktionsübergreifend und in Zusammenarbeit mit der Verwaltung ausgearbeitet. „Der Rat und die Verwaltung hat Mut gezeigt, so ein Projekt in die Hand zu nehmen. Vergleichsweise mit der anderen Seite der Weser, muss in Holzminden ein Akzent gesetzt werden“, erklärt Ratsmitglied Uwe Schünemann (CDU). Der neue Impuls sei aus der Bürgerschaft Holzmindens mit privaten Spenden gekommen, noch gebe es die Chance auf eine Fördersumme von bis zu 2 Millionen Euro, macht Schünemann weiter deutlich.
Beschlossen wurde, dass der Förderantrag zum Bau bis zum 31. Januar bei der NBank eingereicht wird, um voraussichtlich im 3. Quartal 2020 einen Förderbescheid zu erhalten. Ebenfalls lautete der Ratsbeschluss, dass die Bürgerschaft zur Erstellung der Unterlagen für den Förderantrag beratend zur Seite steht. Eine Projektgruppe aus Vertretern der Bürgerschaft, der Verwaltung und des Rats besteht. Ein Architekturbüro wird zur Kostenberechnung des Gebäudes beauftragt, ebenso wird eine Architektenstelle im Stellenplan 2020 ausgewiesen. Das Büro MuseoConsult wird weiterhin mit der inhaltlichen Bearbeitung beauftragt sowie mit der Begleitung der ersten drei Leistungsphasen. Die Projektgruppe muss einen geeigneten Standort vorschlagen, der von der Verwaltung bis Ende September beschlossen werden muss. 150.000 Euro werden zunächst im Haushalt bereitgestellt.
Doch auch kritische Äußerungen zum Projekt wurden in der gestrigen Sitzung deutlich, so gab es Bedenken der Grünen zur juristischen Sicherheit und zur Einhaltung des Zeitplanes. Viele Fragen seien noch offen, brachte Alexander Tietze (Grüne) an. Auch würden andere Projekte darunter leiden, weil sie nicht zu Ende gebracht werden würden. Im Vordergrund stünden doch eigentlich die Schulen und Kitas der Stadt.
„Wer heute dagegen stimmt, tötet das Projekt und stimmt somit gegen eine zukünftige Attraktivität der Stadt“, ermahnte Peter Matyssek (CDU) seine Ratskollegen kurz vor der Abstimmung. Eine Einheit zu diesem Projekt im Rat, so wie sie noch am Anfang des Jahres bestand, war gestern nicht mehr zu spüren. Gut eine Stunde wurde diskutiert und dem Antrag letztendlich mit nur Zweidrittelmehrheit zugestimmt.
Es wird sich zeigen, wie es mit dem „Leuchtturmprojekt Erlebniswelt“ weitergeht und ob es zu einer Umsetzung bis 2022 kommt.
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