3 Bürgermeisterkandidaten – 3 verschiedene Meinungen soll man meinen, doch ganz so unterschiedlich sind die Positionen nicht immer, die bei der Online - Podiumsdiskussion zum Thema Mobilität den ca. 25 interessierten Bürgerinnen und Bürgern präsentiert werden. Organisiert von der Verkehrsinitiative Nachhaltige Mobilität stellen die Moderatoren Rüdiger Henze vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) und Hans – Christian Friederichs vom VCD (Verkehrsclub Deutschland) den Kandidaten Fragen zu ihren Konzepten und ihrer Meinung zur Mobilität in der Stadt Holzminden. Die Fragen setzen sich zusammen aus Beiträgen während der Veranstaltung und bereits im Vorfeld gestellten Fragen der Bevölkerung.
Große Einigkeit herrscht bei dem Wunsch nach der Verbannung des LKW-Verkehrs aus der Innenstadt, der keine Holzmindener Firmen betrifft. Dabei sei auch eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene anzustreben. Hierfür und auch für eine verbesserte Schienenanbindung sei der Ausbau des Schienennetzes nach Holzminden notwendig, was ebenfalls alle 3 Kandidaten befürworten und durch eigene, schlechte Erfahrungen mit den Bahnverbindungen von und nach Holzminden untermauern können. Alexander Titze weist auf die Idee der AG Bahn Hol/Hx hin, einen kombinierten Batterie/Stromabnehmer Zug nach Hannover einzusetzen, der die Fahrzeit schon jetzt verkürzen könne. Außerdem bemängelt er die „verpasste Chance des Holzmindener Rates, das Bahnhofsumfeld rechtzeitig zu beplanen, um eine lange Baustellenzeit in diesem Bereich zu vermeiden.“
Da alle drei Kandidaten nach eigener Aussage so oft wie möglich das Rad benutzen, herrscht Einigkeit darüber, dass Holzminden der „Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen (AGFK)“ beitreten solle, um von den Erfahrungen der anderen Kommunen zu profitieren. Angesprochen auf das Thema Radverkehrskonzept möchte Christian Belke „die Knackpunkte des Radverkehrskonzeptes mit der Verkehrskommission raussuchen und angehen.“ Eine Sofortumsetzung des Konzeptes sehe er mittelfristig nicht, möchte auch auf den Hauptverkehrsachsen dem Radverkehr nicht mehr Platz einräumen. Außerhalb dieser Straßen seien Fahradstraßen denkbar. Peter Matyssek findet das Radverkehrskonzept gut, aber „ein Verkehrsgutachten soll als Grundlage für eine Entscheidung dienen“. Alexander Titze unterstützt das Konzept und macht auf die möglichen finanziellen Förderungen von Bund und Land aufmerksam. Den Einsatz eines Radverkehrsbeauftragten in der Verwaltung der Stadt Holzminden bejahen alle drei Kandidaten. Weitere Einigkeit herrscht bei dem Gedanken einen zweiten Stadtbus anzuschaffen um die Attraktivität des innerörtlichen Busverkehrs durch bessere Umsteige- und Fahrzeiten zu erhöhen. Auch die Errichtung einer Car-Sharing Station wird allseits wohlmeinend kommentiert und vom Moderator Hans-Christian Friederichs mit dem Hinweis begleitet, dass selbst seine 7.000 Einwohner zählende Heimatstadt eine solche Einrichtung besäße und damit gute Erfahrungen gemacht habe.
Die Frage zur Mobilität des Tourismus beantwortet Peter Matyssek mit dem Hinweis auf die Wichtigkeit der regionalen Zusammenarbeit im Bereich des Tourismus, um noch mehr Touristen anzuwerben. Alexander Titze möchte die Radtouristen anlocken und nicht durch Verbotsschilder und schlechte Wegführung abschrecken. Für Christian Belke ist besonders der Aspekt der Wassermobilität auch in Verbindung mit der Landesgartenschau in Höxter ausbaufähig.
Deutliche Unterschiede zeigten sich bei der Vervollständigung des Satzes. „Wenn ich im September zum Bürgermeister gewählt werden sollte, werde ich als erstes ...“ Während die Kandidaten Belke und Matyssek als erstes die Erstellung eines Verkehrsgutachtens (Matyssek) bzw. eines Mobilitätskonzeptes (Belke) beauftragen wollen, um daraus weitere Handlungsschritte abzuleiten, strebt Kandidat Titze die sofortige Umsetzung von großen Teilen des bereits vorhandenen Radverkehrskonzeptes an.
„Die Verkehrsinitiative ist allen Kandidaten sehr dankbar für den regen Gedankenaustausch und hofft, dass der zukünftige Bürgermeister die Zeichen der Zeit verstanden hat und schnell handelt um den CO2 – Ausstoß im Bereich des Verkehrs zu reduzieren und die Lebensqualität in unserer Stadt zu erhöhen.“ so der Sprecher der Verkehrsinitiative Tilman Wittkopf und weiter “Wir hoffen, mit dieser Veranstaltung einen Beitrag zur Aktualität der Politik geleistet zu haben und wünschen uns eine große Wahlbeteiligung im September. “