Holzminden (red). Gleich mehrere Anlässe gab es für den heimischen Bundestagsabgeordneten Johannes Schraps die Pionier-Kaserne am Solling in Holzminden zu besuchen. Neben dem 65-jährigen Bestehen des Panzerpionierbataillions waren vor allem der Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan und der jüngste Anschlag auf einen Bundeswehr-Konvoi in Mali, bei dem 12 deutsche Soldaten teils schwer verletzt wurden, Thema beim Besuch des Abgeordneten.
Nach fast 20 Jahren war der Bundeswehr-Einsatz just in der Nacht vor dem Besuch des Abgeordneten in der Kaserne zu Ende gegangen. Die letzten verbliebenen deutschen Soldatinnen und Soldaten der NATO-Mission "Resolute Support" wurden von der Luftwaffe aus dem Feldlager "Camp Marmal" in Masar-i-Scharif ausgeflogen und mit Zwischenstopp in der georgischen Hauptstadt Tiflis zum Luftwaffenstützpunkt nach Wunstorf zurückgebracht. "Die Worte des früheren Verteidigungsministers Peter Struck nach den Anschlägen von 9/11, Deutschland werde auch am Hindukusch verteidigt, sind unvergessen. Mit dem Abzug geht deshalb ein historisches Kapitel und ein Einsatz zu Ende, dass die Bundeswehr gefordert und geprägt hat." Etwa 150.000 Bundeswehr-Soldaten waren in den vergangenen beiden Jahrzehnten in Afghanistan im Einsatz. Immer wieder auch Soldatinnen und Soldaten aus dem Holzmindener Bataillon. Insgesamt 59 deutsche Soldaten kamen in dem Land ums Leben, 35 von ihnen wurden im Gefecht oder durch Anschläge getötet. "Meine Gedanken sind bei den Menschen, die ihr Leben in Afghanistan verloren haben, aber auch bei den Angehörigen unserer Streitkräfte, die in diesem Einsatz an Leib und Seele verletzt wurden. Deshalb war es mir ein wichtiges Anliegen, meine Wertschätzung gegenüber den Soldatinnen und Soldaten auch hier vor Ort in der Kaserne am Solling auch persönlich auszudrücken", so Schraps weiter.
Auch der Anschlag auf die Bundeswehr in Mali war Thema beim Besuch. Die notwendige Aufarbeitung des Anschlags in einer Sondersitzung des Verteidigungsausschusses im Bundestag hatte den geplanten Besuch des Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Wolfgang Hellmich, verhindert. Der wollte Schraps ursprünglich zu den Panzerpionieren begleiten, musste nun aber die Sitzung in Berlin leiten, um für ausreichende Informationen des Bundestages mit Blick auf die Umstände des Anschlags zu Sorgen. "Es war dem Kolleginnen und Kollegen etwas sauer aufgestoßen, dass die Ministerin eine USA-Reise durchführte und deshalb nicht vor Ort war, um die letzten heimkehrenden Afghanistan-Soldaten zu empfangen und im Bundestags-Ausschuss über die Geschehnisse in Mali zu berichten. Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee und wird im Auftrag des Deutschen Bundestages in Auslandseinsätze entsandt. Das bringt eine Verantwortung mit, sich von der Regierung immer ausführlich informieren zu lassen", so Schraps und Hellmich einmütig, der gleichzeitig einen zeitnahen Nachholtermin für den Besuch in Holzminden in Aussicht stellte.
Bataillonskommandeur, Oberstleutnant Flach, hatte über die Gespräche hinaus ein sehr abwechslungsreiches und informatives Programm ausgearbeitet hatte. Nach der Begrüßung ging es im schwimmfähigen Transportpanzer "Fuchs" zum Übungsgelände, wo das Bataillon in den vergangenen Monaten umfangreiche Ausbildungsstationen für die Vorbereitung auf die Auslandseinsätze errichtet hatte. Zurück auf dem Kasernengelände wurde dem Abgeordneten eindrucksvolle die Arbeit der Soldaten bei der Kampfmittelräumung vorgestellt. Für den Kernauftrag der Panzerpioniere, den eigenen Truppen Bewegungen zu ermöglichen und gegnerische Truppenbewegungen zu hemmen, gibt es bestens ausgebildete Spezialisten im Bataillon. Klar wurde hier aber auch, dass das zur Verfügung stehende Material, um die Soldatinnen und Soldaten gut ausbilden zu können, nicht in der vorgesehenen Menge vorhanden oder sehr veraltet ist.
In einer abschließenden Diskussionsrunde berichteten Soldatinnen und Soldaten von ihren Auslandseinsätzen und den Eindrücken, die sie bei den Amtshilfe-Einsätzen im Rahmen der Bekämpfung der Corona-Krise in ganz Deutschland geleistet haben. Schraps sprach den eingesetzten Kräften seinen ausdrücklich Dank aus, ohne deren Unterstützung in Impfzentren, in Pflegeeinrichtung oder bei der Kontaknachverfolgung nicht so schnell sichtbare Erfolge bei der Pandemie-Bekämpfung erzielt worden wären. Er machte gleichzeitig auch deutlich, dass diese Unterstützungseinsätze nicht der eigentliche Kernauftrag der Truppe sind.
Johannes Schraps zeigte sich nach dem mehr als 5-stündigen Besuch in der Kaserne beeindruckt: "Die Solling-Kaserne im Herzen von Holzminden ist fest in der Stadt verankert. Die Sanierungsmaßnahmen in der Gebäudesubstanz der Kaserne zeigen, dass der Standort langfristig eine wichtige Rolle spielen wird. Mit meinem Besuch möchte ich meine Wertschätzung für die Soldat:innen ausdrücken. Ich bin ihnen für die Einblicke in ihre Einsatzerfahrungen und der damit verbundenen Belastungen sehr dankbar. Für mich ist es wertvoll und hilfreich einen so tiefen Einblick in die Arbeit der Soldat:innen zu bekommen. Nur so kann ich die Entscheidungen im Bundestag zu den Einsätzen der Bundeswehr im Ausland ausgewogen und und wohlinformiert treffen."
Foto: Schraps