Landkreis Holzminden (red). In der heutigen Sondersitzung des Ausschusses für Bildung, Kultur und Sport stand erneut die künftige Schulstruktur des Landkreises Holzminden auf der Tagesordnung. Die Diskussion drehte sich weiter - teilweise auch im Kreis. Die Verwaltung stellte einen weiteren Vorschlag zur Umsetzung des Grundsatzbeschlusses aus Dezember den Ausschussmitgliedern vor.
Der neue Vorschlag - Aus für die Oberschule Bevern?
Die Oberschule Bevern soll zum Schuljahr 22/23 auslaufend aufgehoben werden. Die derzeitigen Schüler sollen ihren Abschluss an der OBS noch absolvieren können. Jedoch sollen die neunten und zehnten Jahrgänge in Holzminden am Schulzentrum Liebigstraße unterrichtet werden, da parallel mit dem Anbau für die Förderschule GE in Bevern gestartet werden soll. Spätestens zum Jahr 25/26 soll die Förderschule am Standort Bevern geführt werden.
„Die Haupt- und Realschule Eschershausen wird zum Schuljahr 2022/23 auslaufend aufgehoben. Dort können die zum Schuljahr 2021/22 ebenfalls eingeschulten Schüler*innen im Schuljahr 2026/27 am dortigen Standort ihren Abschluss machen“, heißt es im Vorschlag der Verwaltung. Gleiches soll für die Schüler der Homburg-Oberschule Stadtoldendorf gelten. Weiterhin soll wie zuvor geplant eine IGS in Stadtoldendorf errichtet werden und am Standort Eschershausen könne nach Einrichtung der Oberstufe eine Außenstelle für die Jahrgänge 11, 12 und 13 entstehen.
Die Oberschule Holzminden bleibe zunächst von den neuen Plänen unberührt, können aber durch den Wegfall der OBS Bevern einen Zuwachs von Schülern bekommen, die vielleicht nicht die geplante IGS bevorzugen. Diese Entwicklung bleibe jedoch zunächst abzuwarten.
Für Delligsen und Bodenwerder hat sich im Vergleich zum Grundsatzbeschluss weiterhin nicht viel geändert. In Delligsen soll ein Neubau für eine zweizügige Oberschule in Verbindung mit der Grundschule realisiert werden. Für den Standort Bodenwerder soll eine Machbarkeitsstudie zum Thema Sanierung oder Abriss der vorhandenen Gebäude oder für einen Neubau durchgeführt werden.
Zudem müsse die Schulbezirkssatzung angepasst werden und ein Projektsteuerer solle gesucht werden. Die Kreisvolkshochschule verbleibt nun an der Liebigstraße und die Sprachheilklassen ziehen an die Grundschule Eschershausen. Ein Zentrum für Inklusion soll es nicht geben.
Die CDU und die Kreiselternvertreterin begrüßten den neuen Vorschlag. FDP, Grüne und Andreas Fischer sprachen sich gegen die Vorlage aus und die SPD enthielt sich. Die Ausschussmitglieder stimmten letztendlich mit sieben Ja-Stimmen, vier Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen für die Empfehlung an den Kreistag.
Die Diskussion - Landrat Michael Schünemann: „Was ist hier los?“
„Es wurden viele Dinge an uns herangetragen nach der letzten Ausschusssitzung und wir haben versucht alternative Lösungen zu erarbeiten“, sagte Kreisbaurat Ralf Buberti. Bereits in der Sitzung vom 22. Juni erklärte er, dass jeder Kompromisse eingehen müsse. Dies betonte er auch hier wieder. Buberti erklärte den auslaufenden Prozess über sechs Jahre und berichtete, dass man in dieser Zeit weiterhin jährlich mehr als eine Million Euro für den Betrieb der sieben Schulen ausgeben müsse.
„Es ist weiterhin die alte Lösung, nur die Zeit hat sich verschoben“, erklärte Peter Ruhwedel (Grüne). Pädagogisch sei dieser Vorschlag katastrophal ergänzt er. Vorsitzende der Kreiselternvertretung Sonja Bergmann-Gross betonte erneut, dass alle ein Teil des Ganzen seien. „Wir sind nicht von allen Punkten begeistert, aber wir Eltern finden einige Punkte sehr gut und wollen endlich eine Entscheidung“, erklärt sie. Uwe Schünemann (CDU) warb für den Vorschlag der Verwaltung: „Geben Sie sich einen Ruck und uns gelingt vielleicht ein großer Wurf.“ Ernst Warnecke (FDP) plädierte erneut dafür, dass man die Schule in Bevern in Frieden lassen solle, da diese eine hervorragende Arbeit leiste.
Andreas Fischer (Grüne/Linke/Fischer) kritisierte den Landrat sowie den Vorschlag der Verwaltung und fragt, warum man Bevern überhaupt schließen müsste: „Muss unbedingt eine Schule geschlossen werden? Geht es nur so?“ Er sprach sich zudem für den ersten Vorschlag des Landrates, eine übergreifende IGS auf grünem Rasen im Nordkreis aus. „Doch dieser Vorschlag stand ja auch nie zur Abstimmung“, so Fischer. Darauf wählte Landrat Michael Schünemann ganz klare Worte: „Was ist hier los? Es ist erschreckend!“ Er verwies auf die Fehler die bereits 2013 gemacht wurden und erklärte erneut die Situation: „410 Schüler für sieben Schulen. Wie soll das funktionieren? Die Qualität unserer Schulen habe ich zu keinem Zeitpunkt infrage gestellt“, so der Landrat und führt weiter aus: "Wir brauchen eine vernünftige Lösung. Wir müssen mit Vernunft handeln und nicht emotional Diskutieren. Lasst dieses Kirchturm-Denken!" Wenn der Landkreis so weiter mache, sei er bald nicht mehr handlungsfähig. Er und die Verwaltung handle transparent und Ergebnis orientiert. Die vernünftigste Lösung sei weiterhin die erste Variante, die er als Landrat vorgeschlagen habe und zwar eine starke IGS im Nordkreis - beispielsweise in Holzen, doch dieser Vorschlag sei politisch nicht machbar gewesen. „Es gab dafür keinen politischen Konsens beim ersten Bildungsgipfel“, erklärte er. Die Stimmung habe danach gebrodelt, besonders in Delligsen. Anschließend habe man als Verwaltung den Kompromiss gesucht und so entstand der Grundsatzbeschluss. „Wir haben Kompromisse gebraucht, um weiterzukommen“, so der Landrat der sich souverän hinter die Arbeit seiner Verwaltung stellte und von zahlreichen Ausschussmitgliedern Zustimmung für seine klaren Worte erhielt.
Der aktuelle Vorschlag kommt erneut am 19. Juli bei der nächsten Kreistagssitzung zur Abstimmung auf die Tagesordnung.