Holzminden (red). Bündnis 90/Die Grünen, der Bürgermeisterkandidat Alexander Titze und einige naturaffine Bürger haben sich gemeinsam vor dem Hallenbad getroffen, um die unzulässige Situation dort in Augenschein zu nehmen. In der Niedersächsischen Bauordnung (NBauO) heißt es unter Paragraf 9 (2): „Die nicht überbauten Flächen der Baugrundstücke müssen Grünflächen sein, soweit sie nicht für eine andere zulässige Nutzung erforderlich sind.“ Das ist ein defakto Verbot von Schottergärten. Das zeigt auch ein Anschreiben des Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz an die Bauaufsicht der Stadt. In diesem wird die Auslegung vom Schotterverbot sehr eindeutig dargelegt. Schottergärten erhöhen die Umgebungstemperatur deutlich, lassen weniger Wasser in den Boden eindringen und bieten keinerlei Lebensgrundlage für kleine Tiere und Insekten. Um weitere Bürger vom Anlegen solcher Flächen zu bewahren, wurde die Stadtverwaltung Holzminden vom Rat beauftragt, umfassend zu informieren. Bis heute wurde diese notwendige Öffentlichkeitsarbeit nicht durchgeführt. Im Rahmen der Diskussion in der Politik wurde von der Verwaltung auch zugesagt, dass der Schottergarten am Hallenbad zurückgebaut wird. Seitdem sind zwei Zeitfenster zur Bepflanzung der Flächen fruchtlos verstrichen. Alexander Titze meint: „Die Verwaltung sollte ihre Zusagen einhalten und ihre Vorbildfunktion wahrnehmen. Mit viel Geld wurden die Flächen vor dem Hallenbad umgestaltet. Mit dem selben Mitteleinsatz wäre eine Gestaltung für eine hohe Biodiversität möglich gewesen.“
Insekten und Bienen finden auf steinreichen Fläche keinen Lebensraum Auch die angepflanzten Ilexsträucher und Ziergräsern werden in heißen Sommern um ihr Überleben kämpfen müssen. Die Steine heizen sich tagsüber so stark auf, dass bis spät in die Nacht hinein die Hitze wieder abgegeben wird und zu erhöhter Verdunstung des kostbaren Wassers für die Pflanzen beiträgt. In Zeiten des Klimawandels, der bedrohlichen Erderwärmung und dem jahrzehntelangen Rückgang der Arten hat die artenreiche Gestaltung von Flächen einen lebenserhaltenden, unbedingten und notwendigen Charakter bekommen.
Ideen und Anregungen für eine artenreiche und dabei pflegeleichte Bepflanzung der Fläche können Fachbetriebe des Garten- und Landschaftsbau liefern oder Naturschutzverbänden wie der NABU oder der BUND haben entsprechende Vorschläge parat. Frauke Behrens-Riess weiß: „Eine insekten- und pflanzenfreundliche Gestaltung der Fläche wäre aus den unterschiedlichsten Perspektiven ein Gewinn für Mensch und Natur! Erfrischendes Grün und eine bunte Blütenpracht, das geschäftige Summen der Bienen und das Gezwitscher der Vögel sind ein Erholungsraum im geschäftigen Alltag.“
Foto: Grüne