Landkreis Holzminden (lbr). „Es ist alles gesagt, alles angeboten, alles versucht, alles getan - mehr kann ich nicht tun“, schlussfolgert Sonja Bergmann-Gross und erklärt ihren Rücktritt als Vorsitzende des Kreiselternrates. Die jüngsten Beschlüsse zur Schulentwicklung im Landkreis Holzminden haben für ihre Entscheidung gesorgt. „Ich sehe mich nicht mehr in der Lage, mein bisheriges Amt weiter sinnvoll auszuüben. Ich fühle mich wie ein Papagei, der alles immer wiederholt“, erklärt sie im Gespräch mit unserer Redaktion.
Bergmann-Gross engagierte sich seit mehreren Jahren für eine bessere Schulpolitik im Landkreis. Für sie stand immer die Verbesserung der Bildungsqualität im Vordergrund. Egal ob im Fachausschuss oder im Kreistag, im Auftrag des Kreiselternrates ergriff sie stets das Wort, gab Hinweise und Anregungen und stellte zahlreiche Fragen, oft auch unbequeme. Viele dieser Fragen blieben leider bis heute unbeantwortet. „Die Bemühungen vieler engagierter Menschen, auch in Ihren Reihen, sehe ich durch die fragwürdigen Beschlüsse der Kreistagspolitik konterkariert. Wie schon so oft werden drängende Problemlösungen einmal mehr in die Zukunft vertagt. Dem klugen Lösungsansatz, dem ‚Schulkompromiss‘, dessen Startpunkt die Beantragung der Integrierten Gesamtschule (IGS) gewesen wäre, wurde – leider auch von Seiten der Verwaltung – der Rücken gekehrt. Das Ignorieren wichtiger Grundlagen, die Verweigerung eines sachlich fundierten Austauschs sowie das beständige Dehnen von Fakten und das Herausreißen von Zahlen aus den Zusammenhängen durch unsere Kreistagspolitik, macht in meinen Augen eine sinnvolle Schulpolitik hier im Landkreis Holzminden zurzeit unmöglich“, teile Bergmann-Gross der Kreisverwaltung mit.
Es war schon fast ein Kampf, den sie gemeinsam mit dem Kreiselternrat für eine IGS in Holzminden gekämpft hat. Doch mit dem jüngsten Beschluss der Politik ist diese nicht mehr so schnell in Sicht. Unermüdlich arbeitete der Kreiselternrat Fragen aus, zuletzt 58 Stück an die Kreistagspolitiker, sie formulierten Schwerpunkte aus und kontaktierten zahlreiche Mitstreiter und Experten zum Thema IGS. Gemeinsam arbeiteten die Eltern unter anderem eine Übersicht mit mehr als 100 Punkten aus, was eine gute Schule für sie ausmacht.
„Man muss auch wissen, wann es Zeit zu gehen ist“, so Bergmann-Gross. Mit dem jüngsten Beschluss des Kreistages ist diese Zeit nun für Sonja Bergmann-Goss gekommen. Es sind Entscheidungen getroffen worden, die sie nicht mittragen kann. Sie findet den Beschluss fragwürdig. „Die Kreisverwaltung wird nun auf Monate mit der Prüfung der am vergangenen Montag getroffenen, nicht tragfähigen Kreistags-Beschlüsse zum Thema ‚Schule‘ beschäftigt sein“, erklärt sie. Sie wird dem Kreiselternrat noch bis zum Ende des Schuljahres erhalten bleiben, jedoch lediglich als Mitglied, um ihr Wissen zu teilen und nicht mehr als Vorsitzende. Sonja Bergmann-Gross bedankte sich abschließend bei allen Mitstreitern, Unterstützern der IGS und der Kreisverwaltung für die Zusammenarbeit der letzten Jahre.