Holzminden (lbr). „Die geopolitische Lage hat in den letzten Wochen eine dramatische, nicht vorherzusehende Entwicklung genommen. Die damit verbundenen überdurchschnittlichen Preissteigerungen im Energiesektor und der Rohstoffkosten konnten bei bisherigen Kalkulationen der Materialpreise nicht vorhergesehen werden und haben die durch die Folgen der Corona-Pandemie ohnehin angespannte Lage weiter verschärft“, so beginnt die Beschlussvorlage der Verwaltung zum Projekt Sensoria für den nächsten Bauausschuss am kommenden Dienstag.
Nach sehr langer Diskussion im Rat schien das Thema Sensoria eigentlich vom Tisch. Der Spatenstich sollte im Juli stattfinden und für das Marketing wurden ebenfalls Gelder bereitgestellt. Doch der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Kostensteigerungen zwingen die Stadt Holzminden, das Thema doch wieder auf die Tagesordnung zu setzen. „Allein der am 30.03.2022 vorgelegte Entwurf des bepreisten Leistungsverzeichnisses für den Rohbau sieht aktuell eine Kostenerhöhung um ca. 1.000.000,00 EUR (+110%) vor. Bei der Fassade (Cortenstahl) sind nach Mitteilung des Architekten vom 22.03.2022 Mehrkosten in Höhe von mindestens 250.000,00 EUR (+ 55%) zu befürchten“, heißt es in der Vorlage.
Die Verwaltung stellt demnach drei Möglichkeiten vor, wie es mit der Erlebniswelt weitergehen könnte:
1. Unveränderte Weiterführung des Projektes unter Inkaufnahme einer erheblichen Verzögerung sowie einer damit verbundenen deutlichen Kostensteigerung (Preissteigerungen plus potenzieller Verlust von Fördermitteln).
2. Abbruch des Projektes unter Inkaufnahme der Abschreibung der bislang investierten Mittel unter Erarbeitung eines Alternativvorschlages zur Nutzung der angekauften Fläche.
3. „Einfrieren“ des Projektes, Sicherung der bisherigen Planungen und Fortsetzung des Projektes nach Marktberuhigung zu einem späteren Zeitpunkt unter Inkaufnahme des Verlustes bereits zugesagter Fördermittel.
Nicht nur die Kosten seien ein großes Problem, sondern auch die Lieferketten und die Angebote von Unternehmen. „Aktuelles Beispiel dafür die Ausschreibung der Brunnenbauarbeiten, die kein zu wertendes Angebot ergeben hat, weshalb die Ausschreibung wiederholt werden muss“, erklärt die Verwaltung. Durch die aktuellen Entwicklungen ist somit auch der Termin der Fertigstellung in Gefahr, an den die Fördermittel der NBank geknüpft sind.
Dementsprechend favorisiert die Verwaltung die Variante drei. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung und der äußerst unsicheren Perspektiven für Baukosten, Lieferketten, Betriebskosten, Einnahmen und vielem mehr empfiehlt die Verwaltung im Sinne eines verantwortungsbewussten Umgangs mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen, die Möglichkeit 3 weiterzuverfolgen und das Projekt Sensoria zunächst auf unbestimmte Zeit auszusetzen“, heißt es in der Beschlussvorlage abschließend.
Eine erste Richtung wird der Bauausschuss am 19. April empfehlen. Entschieden wird die Zukunft von Sensoria am 10. Mai im Rat der Stadt.