Holzminden (red). Wenn am Montag vor den Dienstgebäuden aller Behörden die Flaggen wehen, wird damit an die wichtigste Grundlage unseres freiheitlich-demokratischen Staates erinnert: Am 23. Mai 1949 wurde feierlich das Grundgesetz ausgefertigt und verkündet. Beschlossen hatte es der Parlamentarische Rat bereits zwei Wochen zuvor, am 8. Mai, dem vierten Jahrestag des Untergangs Nazi-Deutschlands durch bedingungslose Kapitulation. Nun sollte ein neues Kapitel in der deutschen Geschichte aufgeschlagen werden – zunächst nur gültig für die drei westlichen Besatzungszonen, aus denen die Bundesrepublik Deutschland wurde.
Die Unmöglichkeit, auch für die Deutschen in der sowjetischen Besatzungszone sprechen zu können, manifestierte sich im Namen dieses Gesetzes. Von den Besatzungsmächten so beabsichtigt, handelte es sich eigentlich um eine Verfassung. Diesen Namen wollte man ihm allerdings nicht geben, solange es nur für einen Teil Deutschlands erlassen werden konnte. Das Grundgesetz wurde somit zunächst als Provisorium betrachtet, welches bis zum Ende der Teilung Deutschlands Geltung haben sollte. Tatsächlich wurde mit der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 schließlich das Grundgesetz zur gesamtdeutschen Verfassung.
Nach den Erfahrungen der Nazizeit, dem totalen Krieg samt totaler Niederlage sollte das Grundgesetz die Grundlage eines neuen, besseren Staates werden. „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ So lautet der erste Satz von Artikel 1. Niemand sollte wegen seiner Abstammung, seiner Herkunft, seiner religiösen und politischen Anschauungen etc. benachteiligt oder bevorzugt werden. Jeder völkischen Ideologie sollte damit ein Riegel vorgeschoben werden. Kaum zu glauben ist aus heutiger Sicht, dass die Feststellung „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ damals noch heiße Diskussionen provozierte.
Trotz der Erfolgsgeschichte des Grundgesetzes gibt es im heutigen Deutschland immer noch Menschen, die diese freiheitlichen demokratischen Grundlagen unseres Staates ablehnen. Umso wichtiger ist es, allen Ansätzen einer antidemokratischen Politik entgegenzutreten. Daran mahnen uns die Flaggen, die insofern nicht einen fröhlichen Feiertag anzeigen, sondern zur Wachsamkeit aufrufen.