Holzminden (red). Seit Januar 2022 ist der Landkreis Holzminden ein Teil der Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen. Mit dem Beitritt wollten Landrat Michael Schünemann und die ehemalige Gesundheitsdezernentin Anja Krause die ohnehin schon vielfältigen Vernetzungen im Gesundheitsbereich zum Göttinger Oberzentrum noch einmal intensivieren und von der dortigen mehr als ein Jahrzehnt bestehenden Erfahrung profitieren. Die ersten sechs Monate zeigen: Diese Hoffnungen haben sich mehr als erfüllt. In Sachen aktiver Gestaltung eines regionalen Gesundheitsnetzwerks tut sich etwas. Das zeigt sich nicht zuletzt auch an dem Gesundheitspreis, den der Seniorenservice- und Pflegestützpunkt im Landkreis Holzminden in diesem Jahr für seine Projektarbeit mit Demenzkranken gewinnen konnte.
Silvia Kieven und Elke Wünsche vom Seniorenservice hatten sich vor einem halben Jahr für den Preis, der besonders ehrenamtliche Aktivitäten im Zusammenhang mit Gesundheitsthemen stärken möchte, mit einem Projekt ihrer Seniorenbegleiter*innen beworben. Die von dem Büro geschulten ehrenamtlich Aktiven hatten im April im Schloss Fürstenberg eine dreitägige Fortbildung zur Kulturbegleitung demenzkranker Menschen mitgemacht. Ziel dabei soll sein, Menschen mit einer solchen Erkrankung kreativ zu fördern und Workshops in Form von Erzählcafés oder Porzellanbemalungen in unterschiedlichen Senioreneinrichtungen durchzuführen.
Dass das vom Seniorenservicebüro eingereichte Projekt damit gleich den Gesundheitspreis insgesamt bekommen würde, damit hatte im Seniorenservicebüro niemand gerechnet. „Wir hatten gehofft, dass wir vielleicht immerhin so preiswürdig eingestuft würden, dass wir mithilfe des Preisgeldes das geplante Fotobuch zur Erinnerung für die Erkrankten finanzieren können“, erklärt Silvia Kieven. Mit dem in Höhe von 1.250 Euro dotierten Hauptpreis hatten die Holzmindenerinnen jedoch keinesfalls gerechnet. „Wir freuen uns riesig über diese Wahrnehmung“, freut Kieven sich. Die schon seit Jahren vorbildliche ehrenamtliche Arbeit der Seniorenbegleiter*innen im Landkreis Holzminden erfahre dadurch eine ungeahnte Wertschätzung und Aufwertung.
Eine Wertschätzung, die den Juror*innen der Gesundheitsregion offenbar leichtgefallen ist. Die ehrenamtliche Seniorenbegleitung des Senioren- und Pflegestützpunktes des Landkreises Holzminden habe in besonderer Weise die Kriterien der Jury erfüllt, betont Dr. Corinna Morys-Wortmann, Leiterin der Geschäftsstelle der Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen. „Der vielfältige Einsatz der Ehrenamtlichen, ihre qualifizierte Aus- und Weiterbildung und die Wirkung des Projekts für die Gesellschaft waren die Grundlage für die Auszeichnung mit dem 1. Preis.“
Dabei gehört die Auslobung eines solchen Preises nur zu einer von ganz vielen Projekten und Aktivitäten der Gesundheitsregion. Grundsätzlich sollen in dem Zusammenschluss die regionalen Akteure des Gesundheitswesens in einem aktiven Netzwerk vereint werden, um darüber bessere medizinische Versorgungsstrukturen für die Bevölkerung zu entwickeln. Während die Stadt und der Landkreis Göttingen sowie der Landkreis Northeim in dem vom Land geförderten Netzwerk schon seit mehr als elf Jahren in dieser Hinsicht zusammenarbeiten, hatte der Landkreis Holzminden 2016 eine eigene Region gebildet. Um die personellen Ressourcen besser nutzen zu können und in bereits vorhandene Projekte mit einsteigen zu können, hatte man sich entschlossen, der schlagkräftigeren südniedersächsischen Region beizutreten. „Für uns ist das eine entscheidender Schritt in die Richtung, in gesundheitspolitscher Hinsicht ein Stück näher an das Oberzentrum Göttingen mit seinen hervorragenden medizinischen Ausbildungsstrukturen heranzurücken“, begründet Landrat Michael Schünemann die Entscheidung. Ein wesentlicher Schwerpunkt sei langfristig gesehen beispielsweise auch, angehende Ärzt*innen für ein Schnupperjahr in den eigenen Landkreis zu locken. Das Projekt medPJ+ der Gesundheitsregion ist dafür wie geschaffen.
Das Team der Geschäftsstelle der Gesundheitsregion freue sich sehr auf die Zusammenarbeit und wolle künftig auch im Landkreis Holzminden stärker aktiv werden, unterstreicht Corinna Morys-Wortmann. Man habe neben medPJ+ außerdem noch eine ganze Reihe anderer zukunftsorientierter Kooperationen und Projekte entwickelt, die ganz sicher für den Landkreis Holzminden interessant seien. „Wir haben bereits eine ganze Palette von Allianzen und Initiativen auf die Beine gestellt“, so Morys-Wortmann, „das reicht von Informationsveranstaltungen oder Präventionsnetzwerken wie dem Bündnis gegen Depression bis hin zur Schwangerenversorgungs-App HEDI als digitaler Lösung.“
Die offizielle Preisverleihung des Gesundheitspreises soll übrigens im Rahmen der diesjährigen Gesundheitskonferenz am 6. September in Duderstadt vorgenommen werden. Der Preisträger des ersten Preises erhält neben dem Preisgeld eine Statue des Göttinger Künstlers Frank-Helge Steuer, die die GWG – Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Göttingen gestiftet hat. Zusammen mit der neuen Gesundheitsdezernentin Stefanie Ahlborn werden dann auch Silvia Kieven und Elke Wünsche mit dabei sein und können sich jetzt schon einmal darüber freuen, nicht mit leeren Händen zurückzukommen. Auch damit rückt Südniedersachsen ein Stückchen weiter zusammen.
Foto: Peter Drews/Landkreis Holzminden