Holzminden (red). Werden Menschen in der Öffentlichkeit Opfer von physischer oder psychischer Gewalt, heißt es hinschauen, aktiv werden und handeln. Daran erinnert der WEISSE RING, Deutschlands größte Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer, zum „Tag der Zivilcourage“ am 19. September. Der WEISSE RING hat Zivilcourage zu seinem Jahresthema 2022 gemacht und möchte damit zu einer Kultur des Hinsehens beitragen.
„Jeder Mensch kann helfen, wenn er Zeuge einer bedrohlichen Situation wird“, sagt Werner Friedrich, Außenstellenleiter des WEISSEN RINGS in Holzminden. „Wichtig sind dann vor allem das umsichtige Beobachten und Handeln aus der Distanz, um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen. Im Zweifel sollte man immer die Polizei per Notruf 110 hinzuziehen.“ Zeuginnen und Zeugen sollten sich Unterstützung bei anderen Passanten holen, ergänzt Hans Peter Sawatzki, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. „In den meisten Fällen gilt sicherlich, je mehr Menschen versuchen, die Situation zu deeskalieren, desto schneller kann dem Opfer geholfen werden. Ziel ist es, dass Menschen Zivilcourage als gemeinschaftliches Interesse verstehen. Zivilcourage zeigt, welche Werte in unserer Gesellschaft gelten.“ Konflikte könnten so idealerweise in ihrer Eskalationsspirale ausgebremst werden, bis die Polizei eintrifft.
Der WEISSE RING nennt wichtige Zivilcourage-Tipps für Betroffene solcher Situationen:
1. Es hilft immer, wenn es gelingt, Andere auf den Konflikt aufmerksam zu machen. Diese sollten konkret angesprochen werden und Ihnen kurz klarmachen, dass es sich hier um eine brenzlige Situation handelt.
2. Täter sollten gesiezt werden; wenn möglich, mit Überraschungsmomenten überwältigen/überlisten.
3. Wenn es irgendwie durchführbar ist, selbst die Polizei kontaktieren oder sonst Andere darum bitten.
Weitere Informationen zum Thema stellt der WEISSE RING im Internet zur Verfügung: www.weisser-ring.de/zivilcourage bzw. in den sozialen Medien.
Ein Blick in die polizeiliche Kriminalstatistik zeigt: 2020 gab es in Deutschland 1.023.791 Fälle von Straßenkriminalität, darunter 55.467 Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung, und 240.575 Beleidigungen. Bei entschlossenem und umsichtigem Eingreifen, sprich: Zivilcourage, könnten viele solcher Straftaten in Zukunft verhindert werden. „Es erfordert großen Mut in solchen Situationen laut zu werden. Aber ich kann alle Bürgerinnen und Bürger nur bestärken, an dieser Stelle mutig zu sein. Es gibt hier kein falsches Handeln, solange man sich nicht selbst in Gefahr begibt“, sagt Außenstellenleiter Werner Friedrich.
Die knapp 3000 professionell ausgebildeten Opferhelferinnen und Opferhelfer in den fast 400 Außenstellen des WEISSEN RINGS stehen allen Betroffenen in Notlagen persönlich und streng vertraulich zur Seite. Das gilt natürlich auch für Menschen, die als Helfer oder Zeugen von der Tat betroffen sind. Die AS für den Landkreis Holzminden ist unter folgender Telefonnummer zu erreichen: 0151/55164677 bzw. im Internet direkt über www.holzminden-niedersachsen.weisser-ring.de.