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Samstag, 30. November 2024 Mediadaten
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Holzminden (r). Mitfahrbänke, Bürgerbus oder Multifunktionshäuser mit unterschiedlichen Angeboten zur Nahversorgung – das mit Bundesmitteln geförderte Modellvorhaben „Langfristige Sicherung von Versorgung und Mobilität im ländlichen Raum“, kurz MoVerMo genannt, hat im Landkreis Holzminden nach anderthalbjähriger Datenerfassung und Planungsphase gegriffen, die meisten Ideen der beteiligten Bürger erscheinen realisierbar und sollen Realität werden. Auf der Umsetzungskonferenz im Altendorfer Hof in Holzminden wurden die einzelnen Projekte in Anwesenheit von Dr. Bernd Rittmeier vom Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) sowie Landrätin Angela Schürzeberg genauer vorgestellt.

MoVerMo war und ist kein von oben verordnetes Programm, bei dem die Menschen vor Ort allein auf schlüssige Konzepte von außen warten. Bei dem mit 350 000 Euro Fördermitteln ausgestatteten Modellvorhaben, an dem außer dem Landkreis Holzminden bundesweit noch 17 weitere Regionen teilnehmen, geht es vor allem darum, die Bevölkerung an der Ideenentwicklung und dem Umsetzungsprozess zu beteiligen. „Denn die wissen am besten, was gebraucht wird“, sagte Dr. Rittmeier als Leiter der Projektgruppe Demografischer Wandel im BMVI schon im Pressegespräch kurz Beginn der Umsetzungskonferenz. Und das offenbar im Landkreis Holzminden besonders gut, denn Rittmeier zeigte sich über die positive Resonanz erfreut. „Wir haben hier einen ganzen Strauß von Mobilitäts- und Dorfgesundheitsthemen, die kurzfristig greifen und die Mobilität verbessern können“, meinte er. Landrätin Angela Schürzeberg dagegen betonte, dass MoVerMo für die Menschen im Kreis ein Geschenk sei. Und auch, wenn das eine oder andere, wie etwa eine Mitfahr-App wegen der zu hohen Pflegeaufwendungen es nicht bis in die Umsetzungsphase geschafft habe, gebe es insgesamt, so die Landrätin eine große Deckung zwischen Idee, Planung und Umsetzung.

Das Modellvorhaben MoVerMo

Wie aber funktioniert MoVerMo überhaupt, und welche Ideen der lokalen Akteure haben es bis in die Umsetzungskonferenz geschafft? Zeljko Brkic, Bereichsleiter für Kreisentwicklung-Wirtschaftsförderung beim Landkreis und Peter Zenner von dem das Projekt begleitenden oldenburgischen Unternehmen MCON stellten im Altendorfer Hof den Ablauf des Modellprojektes und den Arbeitsstand der acht entwickelten konkreten Projekte vor. In der ersten, etwa einjährigen Einführungsphase ab 2016 mussten zunächst jede Menge Daten erhoben werden, um den Sachstand in allen Gemeinden zu ermitteln. Dann, Mitte 2017, folgte eine Planungs- und Konzeptionierungsphase, bei der während dreier gut besuchter Veranstaltungen jeweils in Meinbrexen, Eschershausen und Kirchbrak über mögliche Projekte und deren Machbarkeit nachgedacht und diskutiert wurde. Mit konkreten Ergebnissen. „Die Projekte haben einen ganz sichtbaren Nutzen für den Landkreis“, konnte Zeljko Brkic bei der Präsentation vermelden.        

Die vorgestellten Projekte

Bis in die konkrete Umsetzungsphase haben es zwei Initiativen in Boffzen und Bevern zur Anschaffung von Mitfahrbänken, bei der es um eine Art organisierten Trampens in die Nachbarzentren geht und bereits im Sommer 2018 realisiert sein könnten. „Die sind einfach umzusetzen, attraktiv für jung und alt, und im schlimmsten Fall haben Sie eben eine Bank gekauft“, fasste Peter Zenner bei der Vorstellung zusammen.

Konzeptionell aufwändiger dagegen ist der für den Bereich Polle-Bodenwerder geplante Bürgerbus. Der von ehrenamtlichen Fahrern gesteuerte Kleinbus soll auch in Randzeiten die kleinen Ortschaften als Linienverkehr an zwei bzw. drei Tagen in der Woche bedienen, aber grundsätzlich kein Ersatz für den normalen ÖPNV darstellen. Ein eigens gegründeter Bürgerbusverein hat schon fünf Fahrer gefunden, für den geplanten Start Ende des Jahres fehlen damit noch weitere acht bis neun. Wer also noch Lust und Zeit hat, kann sich beim neu gegründeten Bürgerbusverein unter der Telefonnummer 0 51 58 – 864 oder 0176 643 642 25 bei Herrn Löcker melden. 

Inhaltlich komplex sind auch zwei Projekte in Golmbach und Kirchbrak, bei denen es um Lösungen für eine unmittelbare dörfliche Nahversorgung geht. Während in Kirchbrak darüber nachgedacht wird, mit einem privaten Investor Wohneinheiten und Dienstleistungsangebote in Kombination mit einem Dorfservice zu erstellen, gehen die Ideen in Golmbach stärker in Richtung Dorfzentrum mit Lebensmittelversorger und Dienstleistern. Ziel bei beiden Projekten ist es, alltagsrelevante Dienstleistungen, wie etwa einer Poststation, einem EC-Automaten oder auch einer Lebensmittelbasisversorgung in die Orte zu bringen. Auch die Einrichtung eines MediZIMMERS, in dem eine niederschwellige medizinische Versorgung möglicherweise mithilfe von geschulten Pflegekräften und einer übers Internet verbundenen Beratung durch Ärzte stattfindet, wird hier untersucht. Darüber hinaus soll auch das Angebot mobiler Verkaufswagen analysiert werden.

Der BienenXpress schließlich existiert schon seit fünf Jahren im Forstbachtal und wird von der Courage!Die Gerberding-Stiftung finanziell unterstützt. Einmal pro Woche fahren dort interessierte Seniorinnen mit einem Kleinbus ins Holzmindener Gewerbegebiet, um dort einzukaufen und/oder Kaffee zu trinken. Ein schon realisiertes Projekt, das keinen finanziellen Anschub mit MoVerMo-Mitteln mehr bräuchte. Die Courage!Geberding-Stiftung hat sich nämlich bereit erklärt, auch noch weitere solcher Busse zu fördern. MoVerMo übernimmt hier die Werbung in den potentiellen Ortschaften.  

Perspektiven für die Zukunft

Genauso wichtig aber wie die präsentierten positiven Beispiele bei der Umsetzungskonferenz sind die Perspektiven. Dr. Bernd Rittmeier betonte, dass das Thema „Ländlicher Raum“ in Berlin nicht mehr von der Agenda zu nehmen sei. Und auch das Land Niedersachsen werde mit Förderprogrammen zur Seite stehen. „Wenn diese Projekt zu Ende ist, sollten wir nicht stoppen“, konnte Landrätin Schürzeberg deshalb nicht ohne Grund bei der Veranstaltung an alle Anwesenden appellieren, „wir brauchen ihre Vorstellungen und Ideen!“   

Foto: Landkreis

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