Holzminden (red). Das Thema sexualisierte Gewalt an Kindern ist ständig in den Medien, die Statistiken zeigen: zu Recht, denn die Anzahl der Fälle geht seit Jahren in die Hunderttausende. Julia Michaelis-Kühnel, Mitarbeiterin im Jugendamt gibt zu bedenken: „Die Zahlen zeigen deutlich, dass die überwiegende Zahl an Fällen auf den persönlichen Nahbereich der Kinder; Familie, Freundes- und Bekanntenkreis sowie auch auf Institutionen wie Kita, Schule und auch Vereine zurückgeht und nicht die größte Gefahr von dem vorbeifahrenden Transporter oder dem Fremden im Park ausgeht.“ Doch was können Fachkräfte präventiv tun, um den Opfern professionell zu helfen oder vielleicht schon im Vorfeld Übergriffe zu verhindern? In einer zweitägigen Fortbildung haben pädagogische Fachkräfte aus Einrichtungen und Institutionen im Landkreis Holzminden Strategien und Handlungsmotivationen an die Hand bekommen, wie sie mit dem Problem sexualisierter Gewalt umgehen können. Als Referenten und Coach hatten die Frühen Hilfen des Jugendamtes Stefan Freck aus Bremen zu der Veranstaltung in den Altendorfer Hof eingeladen.
Freck ist als Coach zu dem Thema Experte, unter anderem ist er auch Vorstandsmitglied in der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung, -vernachlässigung und sexueller Gewalt (dgfpi). Er zeigte in seinem Vortrag nicht nur die Zusammenhänge von Machtverhältnissen in Einrichtungen auf, die solche Taten begünstigen, sondern machte auch deutlich, dass es bei der Prävention letztlich keinen idealen Weg gibt. Da die Täter*innen sehr zielgerichtet und geplant handelten, seien Vorkommnisse trotz hoher Wachsamkeit nie völlig auszuschließen. Wichtig sei vor allem, für Strukturen zu sorgen, die den Opfern eine gute und schnelle Hilfe zuteilwerden lassen.
Anhand ganz vieler Beispiele konnten die Teilnehmenden sich Konzepte erarbeiten, wie ein fachlich-professioneller Umgang in ihren Institutionen funktionieren könnte. Dabei setzten sie sich auch mit der fachlichen Praxis auseinander, wie schon bestimmte Umgangsformen in der Arbeit mit Kindern zu einem verbesserten Kinderschutz führen können.
Weitere Informationen gibt es unter www.kein-raum-fuer-missbrauch.de.
Foto: Peter Drews/Landkreis Holzminden