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Samstag, 30. November 2024 Mediadaten
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Holzminden (r). „Ich möchte zur Feuerwehr, damit ich etwas tun kann, wenn mein Haus brennt.“ So ganz sprachlich einwandfrei kommt der Satz dem zwölfjährigen Flüchtlingskind Baha nicht über die Lippen, aber er wird verstanden und - wichtiger noch - von den richtigen Ohren gehört. Beim Treffen des vom Familienratsbüro des Landkreises organisierten Nachbarschaftsrates für Flüchtlingsfamilien im Holzmindener Familien- und Kulturzentrum „Drehscheibe“ werden nicht nur solche Wünsche an die richtigen Ansprechpartner vermittelt, sondern vor allem auch viele Probleme geklärt.

Wenn Petra Müller vom Familienratsbüro des Landkreises einlädt, stehen nicht nur asylsuchende Familien mit ihren Kindern im Mittelpunkt. Seit sieben Jahren gibt es die Konstruktion von Familienräten im Landkreis schon, nach einer wissenschaftlich durch die HAWK begleiteten Modellphase gibt es das Familienratsbüro inzwischen als Dauereinrichtung. Ziel der Bemühungen von Petra Müller und Ihrer Kollegin Annette Sienk ist es, Familien mit kleinen Kindern bei der Bewältigung ihrer Probleme zu helfen, indem alle Beteiligten, die unterstützen könnten, mit am Tisch sitzen. Als Reaktion auf die Flüchtlingswelle im Herbst 2015 wurde Anfang 2016  dann noch zusätzlich mithilfe von Landesmitteln der Nachbarschaftsrat für Flüchtlinge eingerichtet. Bei ihm geht es vorrangig darum, migrantischen Familien den Einstieg in die für sie fremden Lebensumstände zu erleichtern und damit schneller zu integrieren. Die beiden Koordinatorinnen prüfen dafür im Vorfeld, welche Probleme mit welchen Ansprechpartnern am einfachsten angegangen werden könnten, bevor es zu dem großen Treffen mit allen Beteiligten kommt.

Ein reines Wunschkonzert sind solche Treffen für die betroffene Großfamilie mit ihren insgesamt 10 Kindern natürlich nicht. Aber mit allen Akteuren gemeinsam lassen sich doch verschiedene Lösungswege aufzeigen, etwa wenn es um erforderliche Amtsgänge, ordentliche Schulbesuche oder frühzeitige Kindergartenanmeldungen geht. Lösungswege, die mithilfe des ebenfalls bei diesem Termin anwesenden Dolmetschers Afif Cherri dann auch umfassend und verständlich vermittelt werden können.

Bei dem Treffen, an dem Baha mit seiner Mutter, seinen Geschwistern, Cousins und seiner Tante teilnimmt, sind nicht alle Akteure erschienen, die wichtig wären. Bahas Vater sei krank, berichtet die Mutter auf Arabisch. Insoweit muss zunächst offen bleiben, ob die beschlossenen Lösungsansätze auch wirklich von der ganzen Familie mitgetragen werden Und auch die Vermieterin ist der Einladung von Petra Müller nicht nachgekommen, um etwas über die kaputte Heizung oder das seit längerem fehlende warme Wasser in der Küche zu sagen. Hier kann immerhin Nils Golüke vom Deutschen Roten Kreuz unterstützen, um die entsprechenden Reparaturen in die Wege zu leiten.

Ansonsten aber haben sich erfreulich viele Beteiligte zu dem Treffen eingefunden. Vom hilfsbereiten Nachbarn etwa über die Kita-Vertreterinnen bis hin zur Feuerwehr und dem Sportverein sind erfreulich viele der Petra Müller Angesprochenen gekommen, um  beim Nachbarschaftsrat etwas zu bewirken. Stadtbrandmeister Michael Nolte von der Holzmindener Feuerwehr hat auch noch zwei seiner Jugendbetreuer mitgebracht, die über das wöchentliche Übungstreffen berichten und sich auch bereit erklären, Baha ein oder zweimal abzuholen. Danach muss er allerdings den Weg in die Wallstraße schon selbst finden und genau wie seine Schwester, die gern in einem Sportverein turnen möchte, Eigeninitiative entwickeln. Hermann Meyer und Katrin Schliephake vom MTV Altendorf stellen alle Sparten ihres Vereins, die in Frage kommen, vor. Und auch sie bieten Anfangshilfe an, um den Weg zu ihrer Halle zu erleichtern.

Überhaupt zeigen an diesem Tag alle anwesenden Beteiligte große Bereitschaft, sich konstruktiv bei allen Fragen und Problemen zu engagieren. Auf Noltes Hinweis etwa, dass es bei der Jugendfeuerwehr auch weibliche Gruppenführer gebe, deren Autorität nicht infrage gestellt werden dürfe, antwortet Bahar spontan, dass das überhaupt kein Problem für ihn sei. Was er beteuert, wird auch vom Schulleiter der Beveraner Oberschule, Klaus Bollmann, untermauert. Seiner Erfahrung nach, so Bollmann, sei das weder bei den drei hier anwesenden Kindern noch bei den anderen 20 migrantischen Kindern an seiner Schule in irgendeiner Form bisher schwierig gewesen.

Ob Bahars Wunschtraum auf Dauer der Realität standhält, muss die Zeit zeigen. Familienkoordinatorin Petra Müller wird zumindest mittelfristig bei einem zweiten Termin klären, was funktioniert hat und was nicht. Im Idealfall sollte dann ein Ansprechpartner aus nächster Nähe bei allem Weiteren helfen.

Die Hilfe des Familienrates bzw. des Nachbarschaftsrates ist kostenfrei und kann von jeder Familie in Anspruch genommen werden. Erreichbar ist das Familienratsbüro  unter der E-Mail-Adresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder direkt unter den Telefonnummern 0160-964 86 342 (Petra Müller) und 0160-96470947 (Annette Sienk).

Foto: Landkreis

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