Heinsen (jmb). Ob für das Fahren der Spaßboote, für ein kühles Getränk im Festzelt oder als aktiv- motivierenden Cheerleader – Jung und Alt hat es am 1. Juli 2023 an den neuen Anleger an der Weser in Heinsen gezogen. Die am ersten Tag des zweitägigen Hafenfests veranstaltete „Ring-the-Bell“-Spaßbootregatta wurde zum vollen Erfolg und weckte eine große Begeisterung sowie einen Gemeinschaftssinn bei allen Besuchern.
Eröffnet wurde das Fest um zehn Uhr mit der Ankunft des Wikingerboots „Skua“ auf der Weser, das einen aufblasbaren Orca im Wasser hinter sich herzog und von munterer Dudelsackmusik seitens der Schiffsbesatzung begleitet wurde. Die anschließende Spaßbootregatta stellt jedoch das Herzstück der Veranstaltung am Samstag dar und die Spannung der Besucher steigt sichtlich, je näher der offizielle Anfang um elf Uhr rückt. Die erst frisch eröffnete Gaststätte „Weser-Alm“ ist gut gefüllt und auch im Festzelt, dass einen Panoramablick auf die Weser, als auch die Berglandschaft dahinter zulässt, finden sich die ersten Besucher ein. Viele haben aufklappbare Sonnenstühle mitgebracht, auf denen es sich nah am Ufer gegenüber dem angelegten Schiff „Marline“ gemütlich gemacht wird.
Auch zeigen sich bereits früh die ersten Teilnehmer der Regatta, sowie deren ausdrücklich erwünschte Fanclubs: Frauen und Kinder in Meerjungfrauen-inspirierten Outfits, Männer in Wikingerkluft und viele weitere Besatzungsmitglieder tummeln sich aufgeregt am neuen Heinser Anleger. Für das leibliche Wohl und für noch mehr Entertainment für das junge Publikum sorgt der Foodtruck mit dem Namen „Gaumenschmauß“, dessen dauerhaft lange Schlange für seine Beliebtheit spricht, und eine Hüpfburg. Um halb zwölf folgt eine kurze Rede und Erklärung des Ablaufs der darauffolgenden Spaßbootregatta unter anderem durch Vertreter des Fördervereins Personenfähre Heinsen e.V. Insgesamt treten 13 Teams mit ihren selbstgebauten „Spaßbooten“ am Rennen an. Dabei gilt es, dass jedes Boot einzeln mit vier Teammitgliedern darauf von der Fährstelle der gegenüberliegenden Weserseite entlang des Heinser Anlegers bis zum Anliegen an der Slipanlage eine etwa 200 Meter lange Strecke zurücklegt. Start und Ende werden kenntlich gemacht durch das Läuten der jeweiligen Glocke durch die Teammitglieder; daher rührt auch der Name der Regatta „Ring-the-Bell“. Für das Bauen der Spaßboote gelten eine Reihe von Rahmenbedingungen. Unter anderem heißt es, dass Antrieb und Steuerung des Bootes nur durch Muskelkraft der vier Personen an Bord gegeben werdend darf, dass alle Materialien unverlierbar als eine Einheit miteinander verbunden sein müssen, und natürlich, dass das originell gebaute Boot mit seiner Besatzung auf der Weser schwimmfähig ist. Stefan von Garrel, der Vorsitzende des Fördervereins Personenfähre Heinsen e.V., welcher die Regatta veranstaltet, fügt hinzu: „Es geht nicht nur um das Rüberrudern – es ist Pflicht, dass das Boot auf dem ersten Drittel der Strecke eine Drehung im Uhrzeigersinn vollführt. Das Zweite, was gewünscht ist, ist ein Sitzplatztausch ebenfalls im Uhrzeigersinn. Dieser ist keine Pflicht, kann aber Punkte herausholen, wenn es schlecht um die Zeit steht.“ Verteilt werden offiziell vier Preise: 250 Euro für das am besten konstruierte Boot, 150 Euro für das schnellste Boot, 100 Euro für das zweitschnellste Boot und 50 Euro für das drittschnellste Boot. Es gibt eine Jury, bestehend unter anderem aus Mitgliedern der DLRG, mit objektiven Bewertungskriterien, aber auch das Publikum wird interaktiv einbezogen. Wenn die Boote jeweils am Ufer entlang schippern, wird die Lautstärke des anfeuernden Publikums und des Fanclubs gemessen. Der Durchschnitt der Lautstärke wird am Ende bei jedem Boot mal genommen, mit der Anzahl an Punkten, die für die Bewertungskriterien gegeben wurden. „Das war jetzt hoffentlich kompliziert genug!“, scherzt von Garrel.
Für die Sicherheit der Teilnehmer sorgen die Feuerwehr und die DLRG. Die DLRG unternimmt notfalls „lebensrettende Maßnahmen“, erklärt Pauline Hauck, die auch für das Zeitmessen der Boote während des Überquerens der Weser verantwortlich ist. Das erste Team, das an den Start geht, ist das der Firma Rathmann. Ganz in rote Lebensretter-Shirts gekleidet stellt sich das sogenannte Team „Stromschnellen“ den zwei Quizfragen, die Moderator und Fährvereinsmitglied Carsten Wagener jedem Team vor Beginn der Überquerung stellt. Im Hintergrund laufen die rhythmischen Töne von „Seven Nation Army“, die Stimmung wird erhitzt, trotz des leichten Nieselregens, der auf Heinsen herunterprasselt.
Das Team wird von der Personenfähre auf das andere Weserufer gefahren, läutet die dortige Glocke, schleppt das Boot zum Ufer und paddelt los. Es wird eine Paradefahrt: die „Stromschnellen“ machen auf dem ersten Drittel ganz nach Vorgabe eine Drehung im Uhrzeigersinn und ergattern Extrapunkte mit einem einwandfreien Sitzplatztausch der Besatzung. Zur Feier dieser Runde springen die Teammitglieder nach Läuten der Glocke am Anleger in Heinsen in das kalte Weserwasser.
Es folgt das Team „Königshof“, dessen Boot im Design des Titanic-Dampfers zu den Klängen von Celiné Dions „My heart will go on“ losrudert. Nach mehrfacher Schieflage gelangt auch der „Königshof“ in Heinsen an. Begleitet wird die Fahrt von grauem Rauch, der durch Pyrotechnik erzeugt durch den Schornstein des Spaßbootes rauscht – das Publikum ist begeistert. Das danach startende „Mario Party Boat“ weckt mit der Begleitmusik aus dem namengebenden Videospiel und den Teammitgliedern, die wie Mario, Luigi und Co. verkleidet sind, besonders bei jüngeren Zuschauern große Freude. Später folgt das Boot „Arche Noah“, dessen am Ufer wartender Fanclub Tiermasken trägt und die Fahrt mit lauten „Arche GO!“-Rufen unterstützt. Viele der kleinen Boote haben Probleme, mit der starken Strömung der Weser umzugehen. Carsten Wagener nimmt das gelassen: „Die Strömung haben wir heute extra besonders stark eingestellt!“, lacht er während seiner Moderation.
Eine Fahrerin aus Team „Hangover“, deren Besatzung entsprechend der Charaktere aus dem Film „Hangover“ mit Babypuppe und Affe auf der Schulter verkleidet sind, schätzt die Chancen für ihr Boot wie folgt ein: „Wir setzen nicht auf Schnelligkeit, bei uns zählt die Show.“ Damit beschreibt sie viele der Spaßboote auf den Punkt: Shows abliefern tun sie alle, Gewinne ergattern jedoch, können offiziell nur vier. Bei der Preisverleihung am Nachmittag wird der erste Preis für Schnelligkeit, sowie für Konstruktion an das Team des Bootes „Yabba dabba doo“ verliehen, dessen Besatzung und Schiff entsprechend Charakteren und Motiven aus der Zeichentrickserie „Familie Feuerstein“ verkleidet sind. Der zweite Platz geht an das Team „Stromschnellen“ der Firma Rathmann und der dritten an das Team des „Könighofs“ Polle. Zur Überraschung aller wird ein Zusatzpreis eingeführt: Der Preis für den lautesten Fanclub geht an das Team „Weser-Nixen“, dessen Cheerleader wie Meerjungfrauen verkleidet sind. Einbegriffen sind damit vier Tickets für das Partyboot.
Nach diesem erfolgreichen ersten Tag des Heinser Hafenfests wird nun erwartungsvoll auf das nächste Jahr und die nächste Spaßbootregatta geblickt.
Fotos: Jule Budde