Holzminden/Ovenhausen (red). „Es ist erstaunlich, mit wieviel Engagement und Empathie hier ehrenamtlich gearbeitet wird“, bewertet ein Studierender der Sozialen Arbeit. Im Rahmen des HAWK-Masterstudiums „Sozialräumliches Handeln in ländlichen Kontexten“ unternahmen die Studierenden eine Exkursion nach Höxter-Ovenhausen. Mit rund 1.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist Ovenhausen ein Ort, der alle landläufigen Vorstellungen von Dörfern erfüllt: viel Grün, eine intakte Dorfgemeinschaft, eingebettet in eine idyllische Landschaft.
Doch die aktuellen gesellschaftlichen, politischen und auch wirtschaftlichen Entwicklungen gehen auch an Ovenhausen nicht vorbei, erzählen Martina Werdehausen und Martina Voss von der Caritas-Konferenz Ovenhausen. Es gebe mittlerweile viele ältere Menschen, Kinder und Jugendliche sowie Menschen, die zugezogen seien – freiwillig und zum Teil auch unfreiwillig, weil in ihrer Heimat Krieg herrscht oder ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit nicht mehr möglich sei. „Die Dorfgemeinschaft und die Bedürfnisse der Menschen in Ovenhausen sind sehr vielfältig. Die Älteren im Dorf suchen Austausch und Gespräche, die Jüngeren brauchen Betreuung und individuelle Förderung und die Geflüchteten brauchen Anschluss, Perspektiven und Teilhabemöglichkeiten.“
Wie gut, wenn es dann – wie im Falle Ovenhausens – Ehrenamtliche gibt, die sich freiwillig, neben der Arbeit und den eigenen familiären Verpflichtungen, für das Wohlergehen der Menschen im Dorf engagieren. „Die Fürsorge der öffentlichen Hand ist begrenzt und reicht bei Weitem nicht aus, um den Bedarfen und Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden“.
Ovenhausen ist diesbezüglich außergewöhnlich, davon haben Martina Werdehausen und Martina Voss die Studierenden eindrucksvoll überzeugen können. Es gibt nicht nur ein reges Vereinsleben, sondern auch ein gemeinschaftliches Selbstverständnis in Ovenhausen, das unter dem Stichwort „sorgendes Dorf“ regelrecht gelebt wird. Egal ob Betrieb der „Klönstube“, Umgestaltung des Pfarrgartens oder Unterstützung und Begleitung von Geflüchteten – immer geht es den Engagierten um die Schaffung von Teilhabemöglichkeiten. Außergewöhnlich auch hier, dass dabei die Möglichkeiten der Digitalisierung immer mitgedacht werden. Ovenhausen ist eins von 26 Dörfern im Kreis Höxter, die seit 2018 an verschiedenen Digitalisierungsprojekten mitwirken.
Doch auch in Ovenhausen stößt das Ehrenamt allmählich an seine Grenzen. „Wir könnten dringend jemanden wie Sie hier brauchen, um professionelle Unterstützung zu haben“, fasst Martina Voss die Situation zusammen. „Wir geben unser Bestes, aber irgendwann sind unsere Ressourcen aufgebraucht.“
Der Master-Studiengang „Soziale Arbeit im sozialräumlichen Kontext“ an der HAWK am Standort Holzminden vertieft die im Bachelor Soziale Arbeit erworbenen Kompetenzen und befähigt dazu, Leitungs- und Führungsaufgaben in Einrichtungen und Organisationen zu übernehmen sowie eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen. Die Bewerbung zum Wintersemester 2023/24 ist ab sofort mögIich. Nähere Informationen zum Studiengang erteilt die Studiengangsleitung Dr. Agnes Kriszan (