Holzminden/Hildesheim (red). Studierende des Masterstudiengangs Bauingenieurwesen der HAWK-Fakultät Bauen und Erhalten in Hildesheim besuchten norddeutschlandweit verschiedenste Ingenieurbauwerke mit den Schwerpunkten Wasserbau, Stahl- und Stahlwasserbau sowie Energieinfrastruktur. Geplant haben die Exkursion Prof. Dr. Stefanie Steppeler, Sonja Wethkamp und Prof. Dr. Axel Stödter. Die Teilnehmenden besichtigten acht Tage lang insgesamt 16 Fachziele und legten mit Kleinbus und zwei Pkw rund 1500 km zurück. Dabei führte sie der Weg vom Harz bis an die Nordsee.
In den zwei Modulen „Mehrfunktionale wasserbauliche Anlagen“ und „Stahlbauten in und am Wasser“ haben Studierende interdisziplinär entweder die planerische Vertiefung „Wasser und Verkehr“ oder „Konstruktiver Ingenieurbau“ gewählt – sie haben sich also in dem vielfältigen Bauingenieurstudium ganz unterschiedlich orientiert.
Bereits im Voraus recherchierten die Teilnehmenden Informationen zu den Anlagen, referierten zusammen direkt an den Anlagen und arbeiteten die Themen zum Nachlesen schriftlich aus.
Erster Tagespunkt war die bei Osterode gelegene Sösetalsperre der Harzwasserwerke GmbH. Dort besichtigte die Gruppe den Damm ausführlich. Dabei warf sie vor allem einen Blick auf die umfangreichen Sanierungsarbeiten der Vorsperre. Am Nachmittag ging es in einer Ortsrandlage von Osterode um eine aktuelle Gewässerentwicklungsmaßnahme der Großen Bremke. Danach besuchte die Gruppe die Möhnetalsperre, eine klassische Bruchsteinmauerwerkssperre.
Am zweiten Tag schlossen sich Besichtigungen des Ersatzneubaus der „Rheinbrücke Leverkusen“ und der Sanierung der „Mülheimer Brücke“ an. Die schiere Größe beeindruckte die Studierenden, aber auch die Qualitätsanforderungen bei der Ausführung dieser Stahlbauten. Im Anschluss ging es zur „Friesenbrücke“, einer 2015 beschädigten und daher nicht mehr nutzbaren Eisenbahnbrücke über die Ems bei Weener.
Der dritte Tag der Exkursion stand ganz im Zeichen der Papenburger Meyerwerft. Die Herstellung von Kreuzfahrtschiffen aus Stahl beeindruckte durch ihre Dimensionen. Die Studierenden schwankten zwischen Technikfaszination und der CO2-Emissionproblematik der Schifffahrt. Es war allerdings zu bemerken, dass bei den Werften ein Umdenken zugunsten klimaverträglicherer Antriebe eingesetzt hat.
Danach ging es auf die Nordseeinsel Norderney und dort rund um den Küstenschutz. Dazu gab es Referate, Gespräche und vor allem eine mehrstündige Radtour mit einem Mitarbeiter des NLWKN, dem für den Küstenschutz zuständigen Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz.
Am fünften Tag nahm die Gruppe das Emssperrwerk bei Gandersum in Augenschein. Es schützt seit der Fertigstellung 2002 immer wieder vor Sturmfluten und macht Schiffsüberführungen eben aus der Papenburger Meyerwerft möglich.
Am sechsten Tag der Exkursion führte es die Teilnehmenden in Bremerhaven zu zwei auf dem Land errichteten Prototypen von Gründungen für Offshore-Windenergieanlagen, Tripod und Jacket, deren Struktur sich normalerweise unter der Wasseroberfläche verbirgt. Nach kurzer Fahrzeit gab es einen Stopp beim Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme in Bremerhaven, bei dem die Exkursionsgruppe insbesondere einen neuen Prüfstand für Rotorblätter mit einer Länge von mehr als 120 m begutachten konnte.
Die Fährüberfahrt nach Nordenham-Blexen entlang der Produktionsstätte der Firma „Steelwind“ bot den Studierenden bereits erste Einblicke in die faszinierende Größenordnung von „Megamonopiles“. Dies sind große Stahlrohre mit einem Durchmesser von mehr als neun Metern, welche Firmen zur Gründung von Offshore-Windenergieanlagen in den Meeresboden einbringen.
Am Tag sieben beobachtete die Gruppe den Klappvorgang der Rethe-Klappbrücke für Bahn- und Straßenverkehr im Hamburger Hafen. Eine Führung in zwei Gruppen durch die Projektleiterin der „Hamburg Port Authority“ lieferte einen vertieften Eindruck in Planung, Bau und Betrieb dieser größten Stahlbrücke ihrer Art in Europa.
Es ging weiter nach Lüneburg, wo die Exkursionsgruppe im Ortsteil Scharnebeck das Schiffshebewerk Lüneburg ansteuerte. Neben Referaten und einer Besichtigung mit Führung gab es eine Trogfahrt – zufällig mit einem Motorboot aus Hildesheim, dessen Team auf den Elbeseitenkanal (ESK) ausweichen musste, weil die Elbe Niedrigwasser führte. Das zeigte, wie wichtig Schifffahrtskanäle wie ESK und Mittellandkanal sind, da dort unabhängig von Wasserständen auf Flüssen der Schiffsverkehr gelingt.
Am achten und letzten Tag besichtigte die Gruppe zunächst das Unterwassertechnikum Hannover (UWTH) des Institutes für Werkstoffkunde (IW) der Leibniz Universität Hannover. Hier erfuhren die Studierenden Details zu technischen Lösungen und zu Forschungsvorhaben rund um die Schweißtechnik, im Besonderen zum Unterwasserschweißen. Im Anschluss folgte der Besuch des Testzentrums für Tragstrukturen (TTH), welches ebenfalls zu Leibniz Universität Hannover gehört. Das Zentrum untersucht und erforscht das Ermüdungs- und Tragverhalten von Tragstrukturen von Offshore-Windenergieanlagen und Gründungen. In der 14 x 9 x 10 m großen Grundbauversuchsgrube bietet sich die Möglichkeit, statische und dynamische Versuche in großem Maßstab durchzuführen.