Höxter/Minden (red). Lebensgroß, wandelbar – und ein echter Hingucker: Hartwig Reinboths Figuren aus Weidenzweigen haben eine eindringliche Präsenz als körperliches Gegenüber für die Besucher im Kunstpavillon der Landesgartenschau (LGS). In diesen Tagen baut der Mindener Künstler seine Installation auf den Höxteraner Wallanlagen mit viel Liebe zum Detail auf – ab Donnerstag, 10. August, wird die Ausstellung dann unter dem Titel „Ein Zwischenraum“ zu sehen sein. Jeder Interessierte ist auch zur Vernissage samt kühlen Getränken an diesem Abend, um 17.30 Uhr, herzlich eingeladen.
„Der gläserne Pavillon ist ein interessanter, neuer Raum“, sagt Reinboth. Im Laufe seiner Karriere als Künstler hat er seit 1980 mehr als 15 Einzelausstellungen kreiert und war an mehr als 40 Gruppenausstellungen beteiligt. Seine menschengestaltigen Figuren aus Weidenzweigen waren bislang im Besucherbergwerk unter Tage sowie im Kirchenraum zu sehen. Nun zeigen sie sich in einem ganz neuen Interieur, das durch die gläsernen Wände besonders naturverbunden wirkt.
Und mit neuer Wirkung: „Der Ausstellungsort sowie der gesamte Kontext der Landesgartenschau ist Teil der Installation, die in der Betrachtung nicht auf die Exponate reduziert werden kann“, so Reinboth, „daher ist die Installation in Höxter eine aktuelle Arbeit mit neuem Gehalt – ungeachtet früherer Realisationen des Figuren-Environments in anderen Kontexten“. Die Module, neben den Figuren auch große Tafeln, gehen in der Weserstadt eine neue Verbindung zur Umgebung ein. „Ganz natürlich“, sagt der Mindener Kunstschaffende.
Die Erstellung der Figuren – aus miteinander verschnürten Zweigen auf einem Holz-Skelett – bewirke schon durch die Materialität eine Verbindung zum LGS-Motto: „Im Einklang mit der Natur“, so Reinboth. Und weiter: „Die Natur ist ja für den Menschen – jenseits romantisierender Verklärung oder aber rigoroser Naturbeherrschung – ein ambivalentes Bezugsfeld: einerseits Lebensgrundlage, andererseits übermächtiges, zuweilen existenzbedrohendes Gegenüber – einerseits überwältigendes Erlebnisfeld, andererseits zurückgedrängtes, misshandeltes Reservoir für menschlichen Expansionsdrang“. Der Wunsch, im Einklang mit der Natur zu sein, entspringe einer Sehnsucht, die erst nach Überwindung der potenziellen Bedrohung durch die Natur im zivilisatorischen Prozess entstehen konnte.
„Eigentlich ist sie ein Entfremdungsphänomen, zugleich ein Ziel, das erreicht werden muss, wenn es für den Menschen eine Zukunft geben soll“, betont Reinboth. Und: „Die Betrachter, die sich durch das Figuren-Umfeld bewegen, begeben sich genau in diese Zwischenzone zwischen Natur und zivilisatorischer Einhegung, die eine Koexistenz ‚im Einklang‘ als stets fragile Möglichkeit spürbar werden lässt – so wie dies, auf eine andere Weise, ein Garten seit je modellhaft vermitteln kann.“
Reinboths Installation bei der Landesgartenschau wird vom 10. August bis zum 10. September zu sehen sein. Der gläserne Kunstpavillon ist auf dem Wall zu finden.
Foto: LGS Höxter