Holzminden (r). Die Abrissbagger haben in der Homburgstraße Bodenwerders in den vergangenen Tagen ganze Arbeit geleistet. Dort, wo das schon lange leerstehende Haus mit der Nummer 62 stand, ist mittlerweile eine Lücke zu sehen. Bebaut wird das Grundstück aller Voraussicht nach nicht wieder, stattdessen wird dort wohl bald ein Anwohnerparkplatz geschaffen. Der Abriss der Nummer 62 ist das zweite Projekt, das mithilfe des landesgeförderten „Revolvierenden Rückbaufonds VoglerRegion“ eine nicht mehr nutzbare „Schrottimmobilie“ hat verschwinden lassen. Ziel des Fonds ist, die innerstädtische Struktur an die Veränderungen des demografischen Wandels anzupassen und sie damit wieder attraktiver zu machen.
Um die etwa 200 Quadratmeter große Fläche neu nutzen zu können, hatte die Stadt Bodenwerder die Immobilie im letzten Jahr von dem privaten Eigentümer erworben. Denn der hatte schon vor mehr als einem Jahrzehnt vor dem gravierenden Aufwand, der für eine Sanierung nötig gewesen wäre, kapituliert und das Haus leer stehen lassen. Dank des „Revolvierenden Rückbaufonds“ standen der Kommune die entsprechenden Mittel zur Verfügung, um daran etwas zu ändern. Dass der für den Abriss in Anspruch genommene Fonds „revolvierend“ heißt, bedeutet dabei nichts anderes, als dass durch die Wiederverwertung nach dem Abriss ein wesentlicher Teil der Fördergelder wieder in den Fonds zurückfließen soll und dann für neue Projekte eingesetzt werden kann. Das Land Niedersachsen stellt dem Landkreis Holzminden Fördermittel in Höhe von 100.000 Euro zur Verfügung, um zunächst sechs nicht mehr nutzbare Immobilien, mithilfe des „Revolvierenden Rückbaufonds“ abzureißen und damit den Weg für neue Vermarktungs- und Verwertungsperspektiven frei zu machen. Das Ganze ist ein Pilotprojekt, der Kreis ist damit wie schon öfter Vorreiter bei dem Versuch, auszutesten, wie trotz des demografischen Wandels mit seinen negativen Auswirkungen ein positiver Strukturwandel bewerkstelligt werden kann.
Im Fall des Hauses in der Homburgstraße soll nach Abschluss aller Arbeiten ein Parkplatz entstehen, dessen an Anwohner vermietete oder verkaufte Flächen das Fördergeld auf Sicht wieder amortisieren könnten. Bei den eher geringen monatlichen Mieteinnahmen für Stellplätze ein sehr kleinteiliges Rückzahlungsverfahren in diesem Fall, wie auch Dr. Jutta Klüber-Süßle von der Wirtschaftsförderung des Landkreises Holzminden weiß. Andererseits bedeutet aber gerade die Schaffung von wohnungsnahen Parkplätzen eine wichtige Investition in die noch bestehende Innenstadtinfrastruktur. Und auch wenn es möglicherweise lange dauere, sei die Maßnahme am Ende doch wirtschaftlich und damit im Rahmen des Fonds sinnvoll darstellbar, betont Klüber-Süßle.
Bei den vom Rückbau-Vergabeausschuss bisher bewilligten oder zumindest angestrebten anderen Projekten sind jedoch schnellere Zahlungsrückläufe geplant.
In Stadtoldendorf etwa soll unter Zuhilfenahme der Fondsmittel in der Nähe der Kirche ein altersschwaches Gebäude weichen. Geplant ist, dass dort anschließend neue Gebäude mit Wohnungen entstehen, da innenstadtnaher Wohnraum gerade von älteren Menschen wieder stärker nachgefragt wird, wie Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Anders jüngst in einer entsprechenden Sitzung angemerkt hat. Noch schneller könnte es in Fürstenberg gehen, wo der Abriss eines Sandsteingebäudes in der Neuen Straße ansteht und die durch den Abriss entstandene Fläche als Parkfläche verkauft werden soll. Bei dem Gebäude musste vor einigen Jahren bereits aus Sicherheitsgründen bei einem Sandsteingebäude das Dach entfernt werden, um eine mögliche Gefährdung von Fußgängern auszuschließen. Eine Parkfläche für ein Einzelhandelsgeschäft würde hier genau wie die Anwohnerstellplätze in Bodenwerder dem mittlerweile bestehenden Standortnachteil der Zentren entgegenwirken. In der Holzmindener Wallstraße schließlich wurde ein zuletzt für die Unterbringung von Obdachlosen verwendetes, mittlerweile aber baufälliges Gebäude bereits abgerissen und die Fläche der danebenliegenden städtischen Feuerwache zugeschlagen.
Entsprechende Objekte zu finden, die in den Fördermittelrahmen passen, sei sicher nicht immer ganz einfach, weiß auch Jutta Klüber-Süßle. Schließlich sollten nur Projekte finanziell unterstützt werden, die auch eine zentrale Bedeutung für den Ort haben. „Aber wenn wir die Möglichkeit gar nicht erst ins Auge fassen“, wendet sie zu Recht ein, „verpassen wir eine Chance.“
Foto: Landkreis Holzminden