Holzminden (red). Die gemeinsamen Anstrengungen von Insolvenzverwalter und Politik, das Evangelische Krankenhaus Holzminden zu erhalten, sind gescheitert: Stadt und Landkreis haben entschieden, den insolventen Krankenhausbetrieb nicht mit einer Betriebsgesellschaft zu übernehmen und mit einer Finanzspritze in Millionenhöhe zu stützen. Zuvor war durch eine Reihe von Personalabgängen die Umsetzung des Restrukturierungskonzepts immer unwahrscheinlicher geworden. Damit muss der Betrieb heruntergefahren werden. Um trotzdem eine medizinische Grundversorgung in Holzminden zu erhalten, wollen Stadt und Landkreis aber an der Übernahme des MVZ festhalten.
„Es war klar, dass wir für eine Rettung des insolventen Krankenhauses am Ende zwei Dinge brauchen: Zusätzliches Geld und das nötige Personal“, so der vorläufige Insolvenzverwalter. „Nachdem sich abzeichnet, dass beides nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung steht, bin ich als Insolvenzverwalter leider gezwungen, den Krankenhausbetrieb herunterzufahren. Für die Beschäftigen und alle, die sich in den letzten Monaten für den Erhalt des Krankenhauses eingesetzt haben, ist das natürlich ein schwerer Schlag.“ Danko hat heute in einer Mitarbeiterversammlung die rund 420 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informiert. Das Krankenhaus nimmt ab sofort keine neuen Patienten mehr auf. Der überwiegende Teil der rund 70 Patienten wird in den nächsten Tagen regulär entlassen. In den wenigen Fällen, wo dies erforderlich ist, wird eine Verlegung organisiert. „Die durchgängige Versorgung der Patientinnen und Patienten ist dabei weiter gewährleistet und hat allerhöchste Priorität“, betonte der vorläufige Insolvenzverwalter. Danko hatte in den letzten Monaten in enger Abstimmung mit dem niedersächsischen Gesundheitsministerium einen Rettungsplan für das hoch verschuldete Krankenhaus entwickelt. Der Plan sah vor, Krankenhaus und MVZ zu einer „Sektorenübergreifenden Versorgungseinrichtung“ mit 41 Betten umzustrukturieren und nach erfolgreicher Neuaufstellung an einen neuen Betreiber zu übertragen. Das Gesundheitsministerium hatte dem Plan zugestimmt, Stadt und Landkreis hatten ihre Bereitschaft erklärt, die Restrukturierung zu finanzieren und dazu eine Gesellschaft gegründet. In einer gemeinsamen Sitzung am 10. November hatten Stadtrat und Kreistag dafür den Weg freigemacht.
Allerdings war zuletzt die Personaldecke im Krankenhaus immer dünner geworden. Inzwischen gibt es knapp 160 Kündigungen, darunter auch Schlüsselpersonal, das für die neue Zielstruktur zwingend benötigt wird. „Dass sich Mitarbeiter in der Insolvenz einen neuen Job suchen, ist völlig normal, und man kann das niemanden zum Vorwurf machen“, betonte Danko. „Der Kampf um das knappe Personal wird allerdings im Gesundheitswesen mit sehr harten Bandagen geführt. Wenn andere Kliniken Ärzte und Pflegepersonal mit zum Teil hohen vierstelligen Antrittsprämien locken, können wir dem als insolventes Krankenhaus nichts entgegensetzen.“
Nachdem die personelle Machbarkeit der angestrebten Restrukturierung nicht mehr gegeben ist, haben Stadt und Landkreis jetzt von einer finanziellen Unterstützung des Krankenhausbetriebs Abstand genommen. Damit ist die geplante Fortführung nicht mehr möglich: Ende November endet der Insolvenzgeldzeitraum und die hohen Verluste aus dem Betrieb schlagen wieder voll durch. Eine Übernahme der Verluste durch die Insolvenzmasse ist nicht zulässig. Der vorläufige Insolvenzverwalter hob das große Engagement von Stadt und Landkreis hervor. „Die Politik auf lokaler Ebene hat mit hohem Einsatz für den Erhalt des Krankenhauses gekämpft und wirklich nichts unversucht gelassen“, so Danko. „Dass die politisch Verantwortlichen sich die Entscheidung nicht leicht gemacht haben und die Risiken wohl abgewogen haben, spricht nicht gegen, sondern für die Beteiligten.“
Danko wird nun den rund 420 Beschäftigten des Krankenhauses die Kündigungen aussprechen müssen. Der vorläufige Insolvenzverwalter hat bereits Kontakt zur Agentur für Arbeit aufgenommen, um die Beschäftigten bei den nötigen Formalitäten und der Suche nach einer Anschlussbeschäftigung zu unterstützen.