Holzminden (red). Mit insgesamt 15,7 Millionen Euro fördert das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) den Aufbau der „Landesinitiative Forschungsdatenmanagement Niedersachsen“. Ein 3-teiliges Förderprogramm dient dazu, eine übergreifende Struktur und Strategie des Forschungsdatenmanagements in Niedersachsen zu entwickeln und trägt zugleich den unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Ausprägungen an den Hochschulen Rechnung. Neben der Etablierung einer zentralen Service- und Beratungsstelle, die in Form eines verteilten Netzwerkes Unterstützungsangebote weiterentwickelt und allen Hochschulen zur Verfügung stellt (Säule 1), werden Ressourcen zum Aus- und Aufbau von Basisfähigkeiten im Forschungsdatenmanagement für jene Hochschulen bereitgestellt, die bislang noch kein grundlegendes Service-Angebot an Forschungsdatenmanagement eingerichtet haben (Säule 2). Über einen Projektfonds können darüber hinaus besonders innovative Projekte gefördert werden, die ihre Wirkung über die eigene Einrichtung hinaus entfalten und damit der Verbesserung des Forschungsdatenmanagements im Land dienen (Säule 3). Die HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen koordiniert die 2. Säule, an der 10 Hochschulen beteiligt sind. Sie erhalten dafür insgesamt 4.611.914 Euro für den Zeitraum vom 01. Januar 2024 bis 31. Dezember 2028 aus Mitteln des Programms „zukunft.niedersachsen".
An dem Gesamtantrag haben Prof. Dr. Wolfgang Viöl, HAWK-Vizepräsident für Forschung und Transfer, sowie Diana Schmidt, Koordinatorin des Verbundprojekts FDM-ndsHAW (Forschungsdatenmanagement für die niedersächsischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften), mitgewirkt. Staatssekretär Prof. Dr. Joachim Schachtner übergab stellvertretend an Prof. Dr. Wolfgang Viöl den Zuwendungsbescheid zum Aufbau der Basisfähigkeiten im Forschungsdatenmanagement für alle 10 Hochschulen aus der Kategorie „Basisaufbau“. Die Mittel dienen dazu, die Empfehlungen der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen (WKN) umzusetzen. Am 24. November 2023 startete das Verbundprojekt, an dem alle niedersächsischen Hochschulen mitwirken. Die neue Landesinitiative gehört zu „zukunft.niedersachsen“, dem gemeinsamen Programm des MWK und der VolkswagenStiftung zur Stärkung von Wissenschaft und Technik in Forschung und Lehre. Den organisatorischen Rahmen der Landesinitiative bildet der landesweite Digitalisierungsverbund Hochschule.digital Niedersachsen.
Prof. Dr. Wolfgang Viöl freut sich darüber, dass das Land den FDM-Basisaufbau unterstützt und die HAWK die Koordination der 2. Säule übernimmt und erklärt: „Die 2. Säule setzt sich aus 3 Maßnahmen zusammen, das sind der Ausbau von FDM-Basisdiensten/Basiselementen, kleine Seed-Fund-Projekte zur Förderung konkreter FDM-Maßnahmen und die Evaluierung und Integration der HAW-FDM-Dienste. Beim Auf- und Ausbau setzen die 10 Hochschulen aus Säule 2 jeweils auf eine*n lokale*n FDM-Multiplikator*in, die die HAWK unter der Bezeichnung „Data Stewart“ führen wird. Data Stewarts unterstützen Forschende im Umgang mit ihren Forschungsdaten während des gesamten Datenlebenszyklus, um beispielsweise die Daten in passenden Datenrepositorien in angemessener Art und Weise zu hinterlegen. Die Gelder sind hierfür bereits aus der Fördersumme eingeplant. Zudem
werden wir das Projekt FDM-ndsHAW weiter ausbauen, indem das 3-köpfige Projektteam das FDM bei den Verbundpartnern vorantreibt und die Beteiligten miteinander vernetzt, sodass Hochschulen mit weniger FDM-Erfahrungen von dem Wissen der anderen Einrichtungen profitieren. Dabei lassen sich Bedarfe erfassen und Maßnahmen bedarfsgerecht zuschneiden. Über die separaten Seed Funds können die Hochschulen außerdem eigene kleine FDM-Innovationen aufbauen, wie beispielsweise technische FDM-Infrastruktur.“
Das Projekt FDM-ndsHAW (Forschungsdatenmanagement für die niedersächsischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften) ging im Oktober 2022 an den Start und begann zu diesem Zeitpunkt, von Grund auf das Wissen über Forschungsdatenmanagement aufzubauen und mit praktischen Angeboten für Forschende und Beratende an den 6 beteiligten HAWen umzusetzen.
Die neue Landesinitiative Forschungsdatenmanagement Niedersachsen zielt darauf ab, das Forschungsdatenmanagement in Niedersachsen in die Breite der Wissenschaft zu tragen und ein flächendeckendes Angebot zur Unterstützung der Forschenden zu schaffen. Das soll die Qualität im Forschungsprozess durch bewussten und kompetenten Umgang mit Forschungsdaten stetig erhöhen. Der Ausbau einer leistungsfähigen, effizienten und innovativen Forschungsdateninfrastruktur ist eine entscheidende Voraussetzung für den Erfolg der niedersächsischen Hochschulen im nationalen und internationalen Wettbewerb, für die Forschung und insbesondere für die Spitzenforschung und Exzellenz. „Die Währung der Wissenschaft sind wissenschaftliche Daten. Aus den Daten kann neues Wissen entstehen, welches auch über die Fächer hinweg nützlich ist, um Lösungen für die großen gesellschaftlichen Fragen zu finden. Die Landesinitiative Forschungsdatenmanagement unterstützt die Hochschulen, Daten auffindbar, bedarfsgerecht und qualitätsgesichert allen Forschenden bereitzustellen“, so Prof. Dr. Joachim Schachtner, Staatssekretär für Wissenschaft und Kultur.
Prof. Dr. Norbert Lossau, seit 01. Juli 2023 Gründungsdirektor der Hochschule.digital Niedersachsen, unterstreicht den kooperativen Ansatz des Projektes: „Die Landesinitiative fördert die standortübergreifende Zusammenarbeit der Hochschulen. Zugleich zielen die geplanten Maßnahmen auf die Anbindung an die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI).“
Die Initiative legt den Grundstein für den Aufbau einer gemeinschaftlichen, niedersachsenweiten Struktur und Strategie des Forschungsdatenmanagements. „Nach mehrjährigen Vorarbeiten ist es den niedersächsischen Hochschulen gelungen, in einem gemeinsamen Konzept auf die heterogene Lage beim Forschungsdatenmanagement einzugehen und dabei die Empfehlungen der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen konstruktiv aufzunehmen. Wir freuen uns sehr auf den Start der Landesinitiative!“ sagen Robert Strötgen, Direktor der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Braunschweig, und Dr. Janna Neumann von der Technischen Informationsbibliothek (TIB). Beide sprechen für die niedersächsische AG Forschungsdatenmanagement, an der alle Hochschulen beteiligt sind.
Zum Hintergrund:
Forschungsdaten und Forschungsdatenmanagement in Niedersachsen
Forschungsdaten bilden sowohl die Grundlage als auch das Ergebnis wissenschaftlichen Arbeitens. Ihre langfristige Sicherung und Bereitstellung leistet einen Beitrag zur Nachvollziehbarkeit und Qualität wissenschaftlicher Arbeit und eröffnet wichtige Anschlussmöglichkeiten für die weitere Forschung. Die mit der Etablierung von Digitalisierungsprozessen einhergehende Zunahme der Datenintensität in
vielen wissenschaftlichen Disziplinen stellt dabei neue Anforderungen an die Hochschulen. Im Oktober 2021 hatte eine von der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen eingesetzte Arbeitsgruppe eine Analyse zum Umsetzungsstand des Forschungsdatenmanagements in Niedersachsen vorgelegt und mit Empfehlungen an die Hochschulen und das Land verbunden. In der Folge setzte die Ständige Kommission für Digitalisierung der Landeshochschulkonferenz Niedersachsen eine Arbeitsgruppe zum Forschungsdatenmanagement ein, um einen Plan zur operativen Umsetzung der Empfehlungen zu erarbeiten. An diesem Prozess waren Vertreterinnen und Vertreter aller 20 niedersächsischen Hochschulen in staatlicher Trägerschaft beteiligt.
Hochschule.digital Niedersachsen
Die Dachinitiative Hochschule.digital Niedersachsen ist eine gemeinsame Gründung der Landeshochschulkonferenz Niedersachsen, des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur sowie der VolkswagenStiftung, der alle niedersächsischen Hochschulen in staatlicher Verantwortung angehören. Mit dem landesweiten Digitalisierungsverbund wird eine tragfähige gemeinsame und nachhaltige Digitalisierungsstrategie und -struktur für die niedersächsischen Hochschulen entwickelt, die dazu dient, digitale Technologien noch breiter und professioneller in Studium und Lehre, Forschung sowie Verwaltung einzusetzen.
zukunft.niedersachsen
Im Februar 2023 präsentierten Wissenschaftsminister Falko Mohrs, Dr. Georg Schütte, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, und Prof. Dr. Susanne Menzel-Riedl, Vorsitzende der Landeshochschulkonferenz, das Förderprogramm zukunft.niedersachsen der Öffentlichkeit. Durch die Sonderdividende aus dem Börsengang der Porsche AG stehen in den kommenden Jahren rund 576,3 Millionen Euro zusätzlich für die Förderung von Wissenschaft und Technik in Forschung und Lehre zur Verfügung. Im Mittelpunkt des Programms stehen die drei Zukunftsfelder Transformation, Digitalität und Spitzenforschung.
Foto: HAWK