Holzminden (red). Jede dritte Frau in Deutschland ist nach Angaben des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben von sexueller oder körperlicher Gewalt betroffen. Zwei von drei Frauen erleben sexuelle Belästigungen. Im Zuge des internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen organisierte der WEISSE RING e. V., die BISS-Beratungsstelle, die Befem Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, das Gleichstellungsbüro des Landkreises sowie die AMEOS-Klinik eine Ausstellung. Die am 2. Dezember stattgefundene Eröffnung der Ausstellung, zeigte diverse Kunstwerke von Gewalt-Betroffenen in der AMEOS-Klinik.
„Gewalt gegen Frauen ist ein Thema, das alle angeht. Meist denkt man, diese Art der Gewalt sei weit weg von einem, doch kann es schon die Nachbarin sein, die davon betroffen ist“, so Nino Wais, Leiterin der AMEOS-Klinik, in ihrer Begrüßung. „Es gibt viele Frauen, die nicht die Kraft besitzen, über diese Thematik zu sprechen. Manche nehmen ihr Geheimnis mit ins Grab“, heißt es weiter.
„Hier im Landkreis sind wir mit unseren verschiedenen Ansprechpartnern und gemeinnützigen Organisationen gut aufgestellt“, lobt Landrat Michael Schünemann. Was fehle sei das Frauenhaus, dessen Bau aufgrund verschiedener Steine, die man dem Landkreis in den Weg legt, derzeit nicht fortführen könne. „Auch da sind wir stets am Nachhaken und bemüht, das Frauenhaus möglichst schnell voranbringen zu können“, führt Schünemann fort. Grund sei das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, dass das Vorankommen verzögere. So sei es durchaus möglich, dass das Bundesamt aufgrund der Haushaltssperre ebenfalls sparen müsse. Dies könne dazu führen, dass man sich für eine Selbstfinanzierung seitens des Landkreises entscheidet. „Das Frauenhaus wird dringend benötigt. Auch aus Hameln kamen schon Fragen nach dem Frauenhaus“, so Schünemann. So gäbe es kaum noch Plätze für Kinder und Eltern, die Gewalt erfahren. Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Sigrun Brünig, lobte folgend die Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen. „Es ist schön zu sehen, dass hier im Landkreis alles so gut funktioniert."
Unter der Anleitung des Kunst-Therapeuten Satya Hamed, der Hilfe von Silke Clerc von BISS und Anita Hummel von Befem entstanden rund 27 Bilder und zwei Skulpturen, die die Gefühle und Gedanken der Patienten ausdrücken. So zum Beispiel eine Skulptur eines Kopfes. Der Kopf ist umringt von verschiedenen Gedanken, die die Künstlerin täglich plagen. „Einsam“, „Das bin ich nicht“ oder „Hilflos“ sind einige der zig Gedanken und Gefühle, die die Künstlerin auf die Gedankenwolken geschrieben hat. Ein anderes Kunstwerk zeigt eine blutende Frau. Blutspritzer in Form von roter Farbe zieren das Bild. Neben der Frau sieht man eine Hand, die einen Gürtel hält – bereit, erneut zuzuschlagen. Um die Blutspritzer und dem Arm und der Hand herumstehen Sätze wie „Alleine bist du nichts“ oder „selbst schuld“.
Die Kunstwerke in der AMEOS-Klinik bewegen und regen zum Denken an. Interessierte können zu den Öffnungszeiten der Klinik die Kunstwerke selbst besichtigen.
Die Öffnungszeiten lauten:
Montag, Dienstag und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr
Mittwoch von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr
Fotos: zir