Holzminden (zir). Nicole Semmelrodt hatte einen Traum: Vor zwei Jahren eröffnete sie einen Unverpacktladen in der Innenstadt Holzmindens und erfüllte sich diesen auch. Jetzt traf sie die schwere Entscheidung, ihre Pforten für immer zu schließen.
Als die Branche damals boomte, sprang sie mit auf den Zug. „So einen Laden könnte Holzminden gebrauchen. Gerade jetzt, wo immer mehr Läden aus der Innenstadt verschwinden und der Aufruf nach der Reduzierung von Verpackungsmüll größer wird“, so Semmelrodt vor zwei Jahren. Mit ihren Kunden wollte sie eine Veränderung herbeiführen, denn vor allem letztere können mit ihrem Einkaufsverhalten vieles bewirken – sowohl in der Politik, als auch bei den Herstellern. Doch rückläufige Zahlen im (Lebensmittel-)Einzelhandel zwingen mittlerweile kleine als auch große Unternehmen zu drastischen Schritten – so auch die „Milchkanne“.
Semmelrodt bot zahlreiche Produkte wie Müsli, Mehl, Nudeln, Nüsse und Reis, aber auch Süßigkeiten, Milchprodukte, Gemüse, Fleisch und Obst an - alles ohne oder mit wenig Verpackungsmüll und in Bio-Qualität. Auch Seifen, Reinigungsmittel und Gewürze waren im umfangreichen Sortiment enthalten. Im hinteren Bereich des großzügigen Geschäfts standen Tische und Stühle. Dort konnten Kunden einen Kaffee mit Pflanzenmilch trinken und beispielsweise einen veganen Muffin essen.
„Ich hatte viele wunderbare Kunden, bei jedem einzelnen bedanke ich mich von Herzen“, zeigt sich die Inhaberin dankbar. „Danke, dass ihr meine Vision umsetzen wolltet. Danke, dass auch ihr den größeren Aufwand, also das Mitbringen und -nehmen der Behälter sowie den längeren Moment an der Kasse, weil erst gewogen werden musste, in Kauf genommen habt“, heißt es weiter.
Eine letzte Bitte bleibt der Inhaberin noch: „Bitte helft uns und kauft uns leer.“ Am Mittwoch, dem 31. Januar, hat die Milchkanne ein letztes Mal geöffnet.
Fotos: zir