Dassel (red). Forstleute der Niedersächsischen Landeforsten finden regelmäßig wilde Müllplätze in ihren Revieren. Neben abgeladenen Altreifen kennt Förster Thorsten Möhlenhoff Haus- und Sperrmüllplätze und sogar abgestellte Kanister mit unbekannten Flüssigkeiten. Als illegale Abfallentsorgungsstellen zählt der Leiter der Försterei Fredelsloh Waldeinfahrten entlang der Kreisstraße 431. Die sogenannte Sendestraße sei ein besonders beliebtes Waldstück und ein neuralgischer Punkt für Müll in der freien Landschaft. „Die abgelegene Straße führt mitten durch den Wald und ist wenig befahren“, vermutet Förster Möhlenhoff den Grund dafür. Im Dezember vergangenen Jahres hat er allein fünf Müllplätze entlang der Senderstraße entdeckt. Auch im Nachbarrevier Abbecke haben Unbekannte im Juni rund 30 Altreifen auf Felgen die Wegeböschung heruntergeworfen. Das Forstamt Dassel hat diesen und alle weiteren Umweltfrevel angezeigt. Neben Hausmüll und Baustoffresten seien sogar Schlachtabfälle von Schafen im Wald entdeckt worden, teilte damals das Forstamt mit. „In allen Fällen haben wir Anzeige erstattet und den Landkreis Northeim eingeschaltet“, ergänzte Andreas Gräbeldinger. Der Verwaltungsdezernent des Forstamtes Dassel hofft nun bei der Aufklärung auf die Mithilfe der Bevölkerung. „Der Wald hat viele Augen und auch im Dunkeln sind Forstleute, Jäger oder Spaziergänger unterwegs, die ein Tatfahrzeug beobachten können“, lautet der Appell des Forstmannes.
Landkreis Northeim verzeichnet 94 Meldungen in 2023
Laut Angaben des Landkreis Northeim seien 2023 insgesamt 94 Fälle von illegaler Müllablagerung gemeldet worden. Die Waldparkplätze im Solling seien ein Schwerpunkt, aber auch die offene Landschaft werde als Müllplatz missbraucht, sagt eine Landkreis-Sprecherin.
Das Hinterlassen von Müll jeglicher Art im Wald ist nicht nur verboten und ein hässlicher Anblick – es birgt auch Gefahren für Tiere und Umwelt. Gartenabfälle, gemischt mit Plastik-Müll, findet man leider auch häufig in den ortsnahen Waldgebieten. Selbst der Grünabfall ist nicht nur ein optisches Problem, oft verbreiten sich so Pflanzenarten und an ihnen vorkommende Schädlinge. Pflanzenarten wie das Indische Springkraut oder der Japanische Staudenknöterich gelangen so in den Wald, verbreiten sich teilweise aggressiv und verdrängen heimische Pflanzen. Giftige Pflanzenteile können auch schädlich oder sogar tödlich für wildlebende Tiere werden. Eine weitere Gefahr für Wildtiere stellen auch im organischen Müll verborgene Glasscherben dar.
Entsorgungskosten tragen alle Gebührenzahler
Die Kosten, die dem Landkreis für die Entsorgung dieser „wilden Müllablagerungen“ entstehen, werden über die Müllgebühren finanziert – und damit von allen Gebührenzahlern.
Jegliche Abfallentsorgung außerhalb der dafür vorgesehenen Abfallentsorgungsanlagen ist illegal und wird nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz mit hohen Bußgeldern geahndet. Das Entsorgen von Reifen kann gemäß Bußgeldkatalog bereits mit 1.000 - 25.000 Euro geahndet werden. Thorsten Möhlenhoff berichtet: „Die illegale Entsorgung gefährlicher Abfälle kann unter Umständen sogar eine Straftat darstellen. Chemikalien oder Altöl gefährden den Boden und das Grundwasser. Oft ist unbekannt, wie gefährlich die einzelnen Bestandteile der Abfälle sind. Elektroschrott kann Stoffe wie beispielsweise Blei, Quecksilber oder Cadmium enthalten, die für Tiere und Menschen giftig sind. Und im Solling gibt es zahlreiche Trinkwasserbrunnen in den Landesforsten-Wäldern. Sie versorgen etliche Bewohner mit sauberem Wasser“, sorgt sich der Forstmann.
Die Niedersächsischen Landesforsten weisen darauf hin, dass alle Fälle illegaler Entsorgung verfolgt werden. Wer eine illegale Müllentsorgung beobachtet, den Verursacher kennt oder das Autokennzeichen feststellen kann, sollte die Polizei informieren. Forstangehörige werden verstärkt die neuralgischen Punkte im Revier bei Kontrollfahrten überwachen. Ziel ist es, den Wald vor weiteren Müllablagerungen zu bewahren.
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