Holzminden (red). Anlässlich des 75. Geburtstags des Grundgesetzes hat der Verein "Grundgesetz verstehen" zwei Unterrichtseinheiten am Campe-Gymnasium Holzminden organisiert. Der Verein "Grundgesetz verstehen" wurde 2016 gegründet. Ziel des Vereins ist es, das Rechts- und Demokratieverständnis insbesondere junger Menschen zu fördern. Dafür bietet er Workshops, Vorträge und Diskussionsveranstaltungen für Schüler:innen und Jugendliche an und arbeitet dafür mit interessierten und motivierten Jurist:innen zusammen.
Zusammen mit den Schüler:innen einer 9. Klasse beleuchteten die beiden Referenten Julius Böke und Mats Lüttmann, die ihr erstes juristisches Staatsexamen abgeschlossen haben, das Thema "Meinungsfreiheit" in einer neunten Klasse und in einem Kurs aus Zehnt- und Elftklässlern die "Pressefreiheit".
Die zweistündigen Einheiten waren mit aktuellen Beispielen gefüllt, die den Schüler:innen die Möglichkeit boten, sich aktiv mit den Themen auseinanderzusetzen. So diskutierten sie unter anderem über die Grenzen der Meinungsfreiheit im Internet, die Bedeutung von unabhängiger Berichterstattung und die Herausforderungen der Presse in der digitalen Welt.
Aber auch Grundsätzliches zur Entstehungsgeschichte, dem Aufbau sowie der Struktur des Grundgesetzes wurden erläutert. So nahmen die Schüler:innen vor allem mit, dass Grundrechte grundsätzlich nicht ausnahmslos gelten und vielmehr miteinander in Ausgleich zu bringen sind. Ebenso galt es aber zu verstehen, dass die Grundrechte sprachlich so abstrakt und allgemein gehalten sind, dass sie einer Fortentwicklung – z.B im Rahmen der technischen Entwicklung – offen gegenüber sind. Es wurde insofern beispielsweise erkannt, als auch der Auftritt der ARD auf den beliebten Social-Media Apps wie TikTok oder Instagram also vom Schutzbereich der Rundfunk- und Pressefreiheit gedeckt ist.
Ein besonderes Highlight der Einheit zur Pressefreiheit war eine 20-minütige Live-Schalte mit Frank Bräutigam, dem Rechtsexperten der Tagesschau. Bräutigam gab den Schüler:innen einen Einblick in seinen Berufsalltag und berichtete von seinen Erfahrungen mit den Veränderungen der Presselandschaft. Er betonte die wichtige Rolle der Presse als „vierte Gewalt der Demokratie“ und warb dafür, sich kritisch mit Medien auseinanderzusetzen.
Die beiden Unterrichtseinheiten stießen bei den Schüler:innen auf großes Interesse. Sie lobten die Referenten für ihre ansprechende und informative Darstellung der Themen und zeigten sich im Besonderen begeistert von der Möglichkeit, mit einem Experten wie Frank Bräutigam zu diskutieren.
Alles in allem war es ein gelungener Tag, der hoffentlich die Lust geweckt hat, sich näher mit der Verfassung und ihren garantierten Rechten zu beschäftigen. Gerade und vor allem vor dem Hintergrund einer immer weiter polarisierenden Gesellschaft war es für die Referenten insbesondere wichtig, die Errungenschaften, aber auch die Schwierigkeiten bei der Abwägung der Grundrechte herauszustellen, die sich im Alltag und der juristischen Aufarbeitung dessen ergeben.
Wünschenswert wäre es in ihren Augen, wenn sich dieser Einsatz auch in einem Gang zur Urne und der Wahl einer demokratischen Partei am 09. Juni zur Europawahl niederschlägt - sind doch für diese zu wählende Legislaturperiode das erste Mal auch 16-Jährige wahlberechtigt.
Diese damit einhergehende Verantwortung und erwachsende Notwendigkeit des Verständnisses verfassungsrechtlicher und demokratischer Prozesse ist dabei auch den Lehrern wichtig, wie Politiklehrer Benjamin Kreitz betont, der seine Schüler:innen zu mündigen Bürgern verhelfen möchte.
Dass dabei zuzeiten auch externe Hilfe angenommen wird, hat die beiden ehemaligen Schüler des Campes besonders gefreut. Ein Dank geht daher an die Lehrer, die es möglich gemacht haben, an alter, aber räumlich neuer Wirkungsstätte mit den Schüler:innen die Themen zu erarbeiten.
Foto: Campe