Holzminden (lbr). „Ich bin mir sicher, dass dieser Abend nicht nur schwer sein wird, es wird auch etwas zu lachen geben und es wird schön sein“, erklärte Sarah Benz am Freitagabend in der St.-Thomaskirche in Holzminden. Die Autorin las aus ihrem Buch „Sarggeschichten“ vor und bildete somit den Auftakt in das Jubiläumsjahr. Zur Eröffnung begrüßte Diana Schwannecke die rund 90 Gäste und bedankte sich bei Petra Schürzeberg für die Organisation der Veranstaltung. Benz berichtete, wie sie gemeinsam mit ihrer Freundin Katrin Trommler das Buch entwickelte und erzählte von ihrem beruflichen Werdegang als Trauerbegleiterin, Notfallseelsorgerin und Bestatterin.
Benz setzt sich für ein selbstbestimmtes Abschiednehmen ein. „Niemand darf einem Menschen verbieten, seinen Toten zu sehen. Das ist ganz wichtig“, betonte sie. Sie erzählte von ihrem ersten Freund Ralf, Katrins Bruder, der in einem Hospiz verstarb, und vom Tod ihres besten Freundes Thomas, der mit 35 Jahren an AIDS starb. Diese beiden Erfahrungen prägten sie, und sie lernte, was alles möglich ist, um Abschied zu nehmen. „Man darf seine Toten auch selbst waschen“, sagte sie und berichtete von der Versorgung ihrer Oma, die sie gemeinsam mit ihrer Mutter durchführte. Sie erklärte: „Der Tod ist nicht gruselig.“ Benz möchte aufklären. Sie erzählte, dass man bei einer Einäscherung im Krematorium dabei sein darf oder dass man keine Urne kaufen muss, sondern die Aschekapsel auch selbst bemalen darf. Außerdem darf man auch einen Sarg selbst bauen. Die Zuhörer durften natürlich auch Fragen stellen, und so kam das Thema Reerdigung auf – eine alternative Bestattungsform, bei der der tote Körper innerhalb von 40 Tagen durch Mikroorganismen in eine Art Humus verwandelt wird. Dies sei gesetzlich in Deutschland jedoch bisher nur in einigen Bundesländern möglich, und nur auf einem Friedhof, nicht in einem Friedwald. Eine ältere Besucherin im Rollstuhl antwortete darauf: „Gut, dann warte ich also noch ein bisschen“ und sorgte damit für gemeinsames Lachen.
Zum Abschluss spielte Benz noch einen eigenen Song auf dem Klavier und sang dazu. Das Lied komponierte sie zur Beerdigung eines Babys. Lachen und Weinen lagen an diesem Abend sehr dicht beieinander. Anschließend wurden Fotos gemacht, Bücher signiert und sich ausgetauscht.
Fotos: lbr