Holzminden(haa). Der Service Point Gesundheit und Arbeit (S.P.G.) in Holzminden, der am 1. Juni 2022 erstmalig eröffnete, hat es sich zur Aufgabe gemacht, langzeitarbeitslose Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen eine neue Perspektive zu geben: Menschen, die aufgrund einer körperlichen oder seelischen Erkrankung nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt tätig sein können, haben die Möglichkeit sich beim Service Point beraten zu lassen. Im Vordergrund stehe, die eigenen Stärken und Vorlieben herauszufinden und auf diese Weise den Einstieg in das Berufsleben zu erleichtern. Dabei lege das Augenmerk auf dem Wort „Gemeinsam“, betonte Carina Jakubus, Projektkoordinatorin und Casemanagement für den Service Point Holzminden: „Wir arbeiten mit den Menschen und nicht über sie hinweg“. Ziel sei es, die Menschen auf ihren Weg zu unterstützen, Wünsche und Ziele zu berücksichtigen und Hilfe zur Selbsthilfe bei der Wiedereingliederung auf den Arbeitsmarkt und in ein selbstbestimmtes Leben zu leisten.
Zu dem S.P.G.-Team würden Coaches, Psychologen, Fachärzte, Sozial- und Arbeitsmediziner sowie Casemanager (Spezielle Betreuung und Unterstützung von Klienten) zählen, welche die Menschen auf ihren Weg unterstützen und beraten. Diese würden verschiedene Einschätzungen abgeben, die für den weiteren Weg des Teilnehmers hilfreich sein können. Das vom Jobcenterverbund beantragte Projekt sei auf fünf Jahre angesetzt und soll vor allem für eins stehen – Innovation: „Wir wollen Dinge ausprobieren, die es noch nicht gibt – wir arbeiten interdisziplinär“, betonte Michael Schmitz, Gesamtprojektleitung für die Jobcenter Holzminden, Landkreis Northeim, Hameln-Pyrmont und Kreis Siegen-Wittgenstein und richtete damit den Blick auf „den Wegfinder“: Das neue, digitale Messinstrument wurde von L&D Support, Gesellschaft für Beratung und Personalentwicklung konzipiert. „Beim Wegfinder handelt es sich um ein Online-KI-Tool, welches in der Regel eine Stunde dauert“, erklärte Ludwijn Braams, Geschäftsführer von L&D Support. Der Wegweiser sei ein KI (künstliche Intelligenz)-unterstütztes Mess-Tool, welches neben den menschlichen Einschätzungen, zusätzlich, unabhängige Informationen erstellt und eine Expertise gibt: „Das erspart uns eine Menge Beratungszeit und wir kommen oftmals schneller zum Kern des Problems“, erklärte Schmitz. Auf diese Weise könnten sich die Klienten selbst reflektieren und herausfinden, in welchen Bereich ihre Stärken und Schwächen liegen. Zudem arbeite der Service Point mit Telemedizin, bei der sich die Klienten per Videochat mit einem Facharzt austauschen können.
Am Projekt in Holzminden würden rund 100 Menschen teilnehmen, jeweils in einem Turnus von bis zu 12 Monaten. Durchgeführt wird die freiwillige Leistung im Verbund mit den Jobcentern Hameln-Pyrmont, Landkreis Northeim sowie Kreis Siegen Wittgenstein und soll voraussichtlich bis Ende 2026 laufen. Neben der Wiederherstellung und Erhaltung der Erwerbsfähigkeit von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen hat das Projekt auch zum Ziel die gesellschaftliche und berufliche Teilhabe wieder herzustellen und somit Vereinsamung entgegenzuwirken. Klienten sollen die Möglichkeit bekommen, mit anderen Menschen zu kommunizieren, in den Kontakt zu treten und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
Am vergangenen Donnerstag veranstalteten die Mitarbeiter im Service Point Holzminden eine kleine Weihnachtsfeier, bei welcher ein Teilnehmer seine bisherigen Erfahrungen schilderte: „Mir hat dieses Projekt sehr geholfen. Ich bin auf jeden Fall selbstbewusster geworden“, berichtete er und hob die gute Zusammenarbeit hervor. Vor der Eingangstür hatte L&D Support, anlässlich der Weihnachtsfeier des Service Points, einen gelben VW Bulli zur Verfügung gestellt, mit welchen die Weihnachtsfeier-Teilnehmer die Möglichkeit hatten eine Runde durch die Stadt zu fahren.
Foto: Antonella Mollowitz