Landkreis Holzminden (red). Kein Dummer-Jungen-Streich, sondern eine ernstzunehmende Straftat: Immer wieder, wenn im Frühjahr Feiertage und Dorffeste ausgelassene Fröhlichkeit geboten haben, müssen sich Polizei und Straßenmeistereien mit den Folgen übermütiger Kraftmeierei herumschlagen. Regelmäßig zieren die Randnotizen der Zeitungen Meldungen, in denen über herausgerissene Leitpfosten auf den Landstraßen berichtet wird. Doch solche Aktionen sind kein Kavaliersdelikt. Sie stellen einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr, Sachbeschädigung und nicht selten auch noch Diebstahl dar, die von der Polizei verfolgt werden.
Jürgen Twele, Leiter des Bereichs Straßenmeisterei im Landkreises Holzminden, wird richtig sauer, wenn das Thema „Leitpfosten“ auf den Tisch kommt. „Wenn es richtig ‚gut‘ läuft, wurde der Leitpfosten nur herausgezogen und ins Bankett gelegt, das sei aber eher die Ausnahme. Häufig würden die Pfosten beschädigt, auf die Fahrbahn bzw. in angrenzende Felder geworfen oder gleich ganz entwendet. Einen solchen Leitpfosten zu inklusive Materialkosten mit etwa 100 Euro zu Buche, sagt Twele.
Weitaus größer aber seien die potenziellen Schäden und Gefährdungen, die mittelbar durch das halbstarke Tun entstünden. Wie der Name schon sagt, leiten solche Pfosten ja den Verkehr. Sie dienen den Verkehrsteilnehmern, insbesondere bei Dunkelheit und schlechten Sichtverhältnissen, der besseren Orientierung. Und ein fehlender oder gar auf die Straße geworfener Pfosten birgt dann ein großes Gefahrenpotenzial. Ebenso, wenn der Pfosten in einem Kornfeld landet, wo Erntemaschinen erheblich beschädigt werden können. „Wir sprechen also nicht nur von Sachbeschädigung und Diebstahl, sondern auch von einem gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr bis hin zu Körperverletzung, falls nämlich jemand durch die Manipulation von Straßenobjekten durch einen Unfall zu Schaden kommt“, unterstreicht der Leiter der Straßenmeisterei.
Das Herausreißen von Leitpfosten stellt übrigens nur die Spitze des Eisberges dar. Grundsätzlich seien Feiertage oder Dorffeste von Übergriffen auch auf Verkehrszeichen oder Wegweiser an den Straßen begleitet. „Die oft alkoholisierten Festbesucher meinen, dass sie auf dem Weg nach Haus ihre körperlichen Fähigkeiten dazu missbrauchen müssen, nicht nur Leitpfosten aus den Banketten zu reißen, sondern auch Verkehrszeichen zu verdrehen oder aus den Verankerungen zu heben und Ortstafeln zu beschmieren“, listet Jürgen Twele die Menge der Schäden auf. Häufig würden die herausgerissenen Verkehrszeichen als Trophäe ein Stück mit auf den Heimweg genommen oder verschwänden gar im nächsten Partykeller. Selbst vor dem Umknicken eines jungen Baumes schreckten dieses Jahr die Partygänger nicht zurück. Die Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten nach Tagen wie etwa Himmelfahrt oder Pfingsten seien jedes Mal erheblich. Auch die Polizei achtet mittlerweile verstärkt auf solchen Vandalismus und zieht die Täter zur Rechenschaft, deshalb mahnt die Straßenmeisterei noch einmal zu etwas mehr Vernunft.
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