Liebe Holzmindenerinnen, liebe Holzmindener,
es ist leicht, sich über den Leerstand in der Innenstadt zu ärgern. Über Sammelcontainer, die offenbar magnetisch auf Sperrmüll und Unrat wirken. Über Ecken, in denen sich mehr Resignation als Aufbruchsstimmung breitmacht. Oder über viele andere Dinge.
Was vielen deutlich schwerer fällt: einfach mal selbst etwas beizutragen, damit es besser wird.
Gerade jetzt sollten wir uns fragen: Was bedeutet es eigentlich, Bürgerin oder Bürger dieser Stadt zu sein? Und sind wir bereit, etwas dafür zu tun, dass Holzminden „besser“ wird?
Ich will nichts beschönigen: Holzminden hat Baustellen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Klar, nicht jeder kann sofort ein Ladenlokal mieten oder einen städtebaulichen Masterplan entwerfen. Aber jeder kann mithelfen. Mit einem Aufräumspaziergang wie dem Nestputz (danke nochmal an alle Engagierten!), mit einem einfachen „Kümmern“ vor der eigenen Haustür oder Ladentür oder mit einem ehrlichen Gespräch darüber, wie wir unsere Stadt lebenswerter machen – und wie wir gemeinsam dahin kommen. Gespräch, wohlgemerkt – nicht das reflexhafte Absondern eines Kommentars aus dem Rückenmark unter Umgehung des Gehirns.
Auch in den sozialen Medien liegt eine Chance: Unter dem Hashtag #meinholzminden, entstanden durch die Bürgermeisterwette zum Kükenfest, können wir mehr tun als nur des Bürgermeisters Portemonnaie erleichtern. Wir können zeigen, dass wir stolz sind – auf unsere Stadt, auf gute Ideen, auf kleine Gesten mit großer Wirkung, denn damit fängt vieles an.
Viele Besucher, mit denen ich mich unterhielt, stellen fest, dass Holzmindener*innen oft ein falsches Bild von ihrer eigenen Stadt haben. Dabei ist Holzminden eine charmante Kleinstadt mit vielen besonderen Ecken. Wo sonst kann man aus dem Headquarter eines DAX-Konzerns starten, durch eine Teichanlage an einer modernen (und hoffentlich bald erweiterten) Hochschule vorbei, durch eine gepflegte Fußgängerzone und über einen der schönsten Marktplätze Norddeutschlands an ein noch junges Weserufer spazieren – inklusive interaktivem Erlebnishaus?
Genau: Das hat nicht jede Stadt. Wir tun nur oft so, als sei das alles selbstverständlich.
Und deshalb: Holzminden verändert sich nicht „nur“ von oben – sondern vor allem von innen. Durch Menschen, die anpacken, die erkennen, was es braucht. Die auch mal danebengreifen – aber trotzdem was bewegen. Menschen wie Sie. Wie wir.
Holzminden ist keine Großstadt mit Selbstläufer-Mentalität, die Filialisten magisch anzieht, wie es die Container mit dem Müll tun. Aber vielleicht ist genau das unsere Chance: Wir haben noch Einfluss. Wir können gestalten.
Fangen wir an. Heute. Morgen. Jetzt.
Herzlich,
Burn Schrader
Holzminden
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