Holzminden (lbr). Am gestrigen Dienstag fand in Holzminden der zweite Fachtag für Jugendliche statt, der in diesem Jahr das Thema sexualisierte Gewalt in den Mittelpunkt rückte. Von 9 bis 15 Uhr nahmen die achten Klassen der Oberschule Holzminden und des Campe-Gymnasiums an dem umfangreichen Präventionsangebot teil. Organisiert wurde die Veranstaltung von Julia Rentziehausen und Thomas Weßler vom Jugendzentrum Holzminden. Durchgeführt wurde die Veranstaltung im Jugendzentrum Holzminden, in der Stadthalle und im Familienzentrum „drehscheibe“.
Ein schwieriges Thema soll sichtbar und greifbar werden
Im Zentrum der Veranstaltung stand die Frage, wie ein sensibles gesellschaftliches Thema jungen Menschen verständlich, erlebbar und zugänglich gemacht werden kann. Die Inhalte orientierten sich eng an den Lebenswelten der Teilnehmenden. In acht thematisch vielfältigen Räumen erhielten die Jugendlichen die Möglichkeit, eigene Grenzen wahrzunehmen, unterschiedliche Empfindungen zu reflektieren und zu erfahren, wie Sprache – etwa in Deutschrap-Texten – Geschlechterbilder prägt. Auch juristische Grundlagen verschiedener Formen sexualisierter Gewalt wurden vermittelt. Neun Referentinnen und Referenten aus unterschiedlichen Fachbereichen begleiteten die Gruppen, die im Rotationsverfahren durch die einzelnen Themenräume geführt wurden. Zusätzlich wurde das Thema medienpädagogisch aufbereitet: Eine digitale Umfrage thematisierte unter anderem, ob Jugendliche ihren Standort regelmäßig teilen oder bereits ungewollt Nacktbilder erhalten haben. Die Ergebnisse flossen anschließend in eine gemeinsame Feedbackrunde in der Stadthalle ein.
Raum für Fragen, Austausch und persönliche Erfahrungen
Der Fachtag bot nicht nur Wissensvermittlung, sondern vor allem Raum zum Ausprobieren, Besprechen und Nachfragen. Die Jugendlichen hatten die Möglichkeit, Unsicherheiten anzusprechen, neue Perspektiven einzunehmen und bewusster mit Nähe, Distanz und persönlichen Grenzen umzugehen. Interaktive Übungen, medienpädagogische Inhalte und rechtliche Einordnungen gaben Orientierung und stärkten das Bewusstsein für eigene und fremde Grenzen.
Ein Format, das sich etablieren soll
„Es ist wichtig, dass wir junge Menschen frühzeitig stärken und ihnen die Möglichkeit geben, sich mit wichtigen Themen auseinanderzusetzen und Fragen auch zu unangenehmen Themen zu stellen“, betont Julia Rentziehausen. Der Fachtag zeigte erneut, wie wirkungsvoll Präventionsarbeit sein kann, wenn sie nah an den Bedürfnissen der Jugendlichen orientiert ist und ihnen Raum gibt, sich ernst genommen und unterstützt zu fühlen. Auch im nächsten Jahr soll wieder ein Fachtag stattfinden.