Kreis Holzminden (r). Wer sein Unternehmen erfolgreich führt, sollte immer im Kopf haben, wie es morgen auch ohne ihn weiterlaufen könnte. Glaubt man den Statistiken, dann haben sich bei den bundesweit jährlich vollzogenen 22.000 Unternehmensübertragungen allerdings nur gut ein Drittel der betroffenen Eigentümer Gedanken über ihre Nachfolge gemacht und entsprechende Vorkehrungen getroffen. Auf Einladung der Braunschweigischen Landessparkasse (BLSK) und der Wirtschaftsförderung des Landkreises Holzminden hatten jetzt Unternehmer, Unternehmensvertreter und Existenzgründer während einer Informationsveranstaltung Gelegenheit, sich genauer über die Thematik zu informieren. Eine Veranstaltung mit großer Resonanz, denn immerhin 25 Unternehmer, teilweise mit Familie, fanden den Weg in die Holzmindener Niederlassung der BLSK in der Böntalstraße.
Christiane Voss, Leiterin Firmenkunden Süd/West der BLSK, und Dr. Jutta Klüber-Süßle, Leiterin der Wirtschaftsförderung des Landkreises Holzminden, hatten für die Informationsveranstaltung drei Experten verpflichtet, die aus unterschiedlichen Perspektiven über die Problematik rund um die wichtigen Themen "Notfallplanung" und "Betriebsübergabe" referierten. Hendrik Hachenberg, Rechtsanwalt, Steuer- und Wirtschaftsberater aus der Kanzlei Hachenberg & Partner, hatte für seine Ausführungen anhand eines Fallbeispiels verschiedene Szenarien entwickelt, wie in Notfallsituationen durch den plötzlichen Ausfall des Unternehmers die Existenz des gesamten Betriebes auf dem Spiel stehen könnte. Fehlende Vollmachten, mangelnde Kommunikation über Planungen und fehlende schriftlich fixierte Nachfolgeregelungen, so Hachenberg, könnten auch florierenden Unternehmen massiv schaden und schlimmstenfalls sogar zum Untergang des Betriebs führen. Sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Bereich gelte es, frühzeitig Vorsorgevollmachten, Vertretungsbefugnisse und Handlungsanweisungen zu formulieren, lautete sein Fazit.
Über die Bedingungen, die eine erfolgreiche Übergabe eines Unternehmens braucht, referierte wiederum Professor Dr. Jörg Lahner von der Fakultät Ressourcenmanagement der Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK). Denn ob sich eine Übernahme auch lohnt, hängt unter anderem nicht zuletzt auch davon ab, ob überhaupt Substantielles vorhanden ist, ob der Zeitpunkt richtig gewählt ist und inwieweit dem Nachfolger sowohl finanziell als strategisch Handlungsspielraum gelassen wird. Wie schon Hachenberg riet auch Lahner, sich möglichst professionellen Beistand für eine optimale Gestaltung zu holen.
Lars Lutter schließlich, Förderspezialist der in Hannover ansässigen Niedersächsischen Bürgschaftsbank (NBB), informierte über Finanzierungsmöglichkeiten bei der Übernahme eines Betriebes. Speziell ein nur begrenztes Eigenkapital und fehlende Sicherheiten seien der Grund dafür, warum niedersächsische Banken und Sparkassen sich bei der Finanzierung einer Übernahme schwer täten. Lutter erläuterte, wie diese Problematik mithilfe beispielsweise auch der NBank bzw. der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft in den Griff zu bekommen sei.
Nach den Vorträgen gab es an verschiedenen Informationsständen, u.a. von der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer noch die Gelegenheit, sich über Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten weiter zu informieren. „Wir freuen uns, dass wir mit unserer Veranstaltung so viele interessierte Unternehmer erreichen konnten“, stellten Christiane Voss und Dr. Jutta Klüber-Süssle am Ende zufrieden fest.
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