Holzminden (red). Heller, besser erreichbar und vor allem barrierefrei: nach rund zweieinhalbjähriger Planungs-, Genehmigungs- und Bauphase ist der östliche Trakt des Landkreisgebäudes in der Böntalstraße 32 fertiggestellt. Waren vorher in dem Haus schon die medizinischen Fachdienste des Gesundheitsamtes, die Kinder- und Jugendgesundheit und das Seniorenservicebüro beheimatet, so sind künftig dort auch einige besonders serviceintensive Bereiche für Eltern und Kinder zu finden. Im neuen, 480 Quadratmeter großen Gebäudeteil sind künftig die Bereiche Unterhaltsvorschuss und Beistandschaften des Elternservices sowie der Bereich für die Allgemeinen Sozialen Leistungen untergebracht. „Es ist uns gelungen, hier an exponierter Stelle einen Service-Hotspot für Gesundheit und Soziales zu schaffen“, freut Landrätin Angela Schürzeberg sich.
22 Arbeitsplätzen in 14 Büroräumen bietet der neue ausgebaute Gebäudetrakt Platz. Von außen wirkt der Eingang des Gebäudes unscheinbar, so als sei hier abgesehen von der mit frischem Putz aufgehellten Fassade schon immer alles so gewesen. Doch schon unmittelbar hinter der Eingangstür hat sich sichtbar einiges getan. Über große, kinderwagen- und rollstuhlgeeignete Rampen gelangt man in den neuen Gebäudetrakt. Überall in den breiten, lichtdurchfluteten Gängen sind Handläufe angebracht, die Türen öffnen sich auf Knopfdruck. „Die Barrierefreiheit ist für die eingezogenen Bereiche besonders wichtig, da hier ja häufig Mütter mit Kinderwagen, Senioren und Behinderte kommen“, erklärt Angela Schürzeberg.
Einfach war die Umsetzung nicht, denn der Bau aus den 80er Jahren hielt für die Planer nach genauerer Inaugenscheinnahme einige unliebsame Überraschungen bereit. Aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen war das Erdgeschoss des östlichen Teils, in dem sich früher eine Arztpraxis befunden hatte, nicht auf gleicher Höhe gebaut wie der Rest des Gebäudes. Und auch, was den Brandschutz betrifft, war einiges hier nicht so, wie es nach den Bauvorschriften eigentlich zu erwarten gewesen wäre. „Das alles hat uns vor Probleme gestellt, die wir erst nach intensiverer Prüfung feststellen konnten und dann bewältigen mussten“, räumt die für die Gebäudewirtschaft zuständige kommissarische Dezernentin Silke Böker ein. Doch das ist Geschichte, das Haus erweitert die räumlichen Möglichkeiten und damit auch den Service erheblich.
Bisher zu finden waren in dem Gebäude die medizinischen Fachdienste und die Kinder- und Jugendgesundheit, die sich neben Aufgaben des allgemeinen Gesundheitsschutzes unter anderem auch um amtsärztliche Untersuchungen, Impfungen oder Schuleingangsuntersuchungen gekümmert haben. Seit längerem ist dort auch das Seniorenservicebüro und Pflegestützpunkt erreichbar, wo man wertvolle Tipps zur Pflegeversicherung und zur Betreuung älterer Menschen bekommen kann. Und seit zwei Jahren schließlich kümmert sich hier die Eingliederungshilfe und Hilfe zur Pflege um Menschen mit Behinderungen. Die zuständigen Landkreismitarbeiter beraten hier Kunden nach dem noch relativ jungen Bundesteilhabegesetz (BTHG), stellen Hilfe und Leistungen für Behinderte und Pflegebedürftige fest und geben sie gegebenenfalls auch aus.
Neu einziehen konnte indessen der Bereich der Allgemeinen sozialen Leistungen, der Ansprechpartner für eine Ausbildungsförderung nach BaFöG ist oder in Fragen der Grundsicherung im Alter bzw. bei Erwerbsunfähigkeit weiterhilft. Und auch Teile des Jugendamtes sind mittlerweile aus der Bürgermeister-Schrader-Straße in die Böntalstraße verlagert worden. „Speziell der Unterhaltsvorschuss und die Beistandschaften sind hier viel besser aufgehoben“, erläutert Anja Krause, Dezernentin für Gesundheit, Soziales, Verbraucherschutz und Jugend, „weil wir hier eine sehr hohe Publikumsfrequenz haben.“ Seit ein Bundesgesetz vom 1. Juli 2017 an den Zeitraum für den Unterhaltsvorschuss vom zwölften bis auf das 18. Lebensjahr ausgedehnt hat, ist der Andrang während der Öffnungszeiten beim Unterhaltsvorschuss groß. Der Bereich kümmert sich darum, dass Alleinerziehende für ihre Kinder in Vorleistung erst einmal finanzielle Hilfen bekommen, wenn der andere unterhaltspflichtige Elternteil einfach nicht zahlt. Die Mitarbeiter für Beistandschaften wiederum beraten Mütter, die ein nicht-eheliches Kind bekommen haben und klären Fragen zur Vaterschaft. Auch eine vorgeburtliche Vaterschaftsfeststellung ist hier möglich.
In ebenerdiger Lage direkt in Tuchfühlung zum Haarmannplatz seien diese Bereiche damit optimal erreichbar, sind sich Schürzeberg, Krause und Böker einig. „Das, was hier geleistet, ist sehr serviceintensiv“, stellt Landrätin Schürzeberg fest, „die Unterbringung direkt an der Böntalstraße ist insofern ideal."
Foto: Landkreis Holzminden