Holzminden (sl). In der Ratssitzung vom 25. September wurde die Unterbringungspflicht von Obdachlosen und Durchreisenden angesprochen. Hierfür schlägt das Ordnungsamt in Abstimmung mit der Fachrichtung Grundstücks- und Gebäudemanagement ein Haus am Pipping 14 vor.
Die leerstehende Wohnung im Haus am Ortsausgang Richtung Mühlenberg seien momentan in einem schlechten Zustand und nicht mehr vermietbar. Damit dieses Objekt genutzt werden könne, müsse es renoviert werden und auf einen einfachen Standard gesetzt werden. Auf 20-30 Quadratmetern sollen Obdachlose und Durchreisende die Möglichkeit bekommen, frostfrei, trocken und warm zu übernachten. Für 19.800 Euro könne eine Renovierung der Wohnung erfolgen. Dieser Betrag war eigentlich für die Entwicklung eines Brandschutzkonzeptes für die Stadtbücherei geplant, aber laut Jens-Martin Wolff, Leiter des Baudezernats Holzminden, könne das dieses Jahr nicht mehr verwirklicht werden.
Die weiteren Mieter des Hauses seien ebenfalls bereit bei einer kleinen Aufwandsentschädigung den Schließdienst, die Aufsicht und Hausmeistertätigkeiten auszuüben. „Außergewöhnlich“, beschrieb Bürgermeister Jürgen Daul dieses Angebot der Mieter. Nach einer langen intensiven Suche sei dies die beste Lösung, beteuerte Daul.
Dennoch waren noch einige Unstimmigkeiten innerhalb des Rates festzustellen:
Es sei nicht akzeptabel, dass das Haus am Stadtrand von Holzminden stehe und die Obdachlosen oder Durchreisenden dort so abgeschieden seien, erklärte Peter Ruhwedel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN). Eine Unterkunft solle lieber in der Innenstadt gefunden werden, wo Betreuer zur Verfügung stehen. „Obdachlose wollen aber am Stadtrand bleiben“, wirkte Marlies Linnemann (SPD) dagegen. Aus Berichterstattungen heraus könne sie sagen, dass eine gewisse Distanz gewünscht sei und nur eine trockene Unterkunft benötigt werde.
Einen weiteren kritischen Punkt sahen einige Ratsmitglieder in der Tatsache, dass die Unterkunft dürftig renoviert werden solle – Man könne keine Wohnung vermieten, die eigentlich nicht mehr zu vermieten sei. Auch Obdachlose bräuchten warmes Wasser, eine Dusche und eine Kochmöglichkeit, verdeutlichte Sabine Golczyk (DIE LINKE).
Die Verwaltung betonte allerdings, dass die Stadt als Kommune „nur“ dafür verantwortlich sei, Obdachlose und Durchreisende nicht auf der Straße schlafen zu lassen. Hierfür sei ein Dach über dem Kopf, ein Bett, ein WC und eine Waschmöglichkeit von Nöten.
Über die Definition einer „Waschmöglichkeit“ lässt sich jedoch noch streiten und somit steht noch nicht fest, ob das Haus Pipping 14 zu einer renovierten Bleibe für Durchreisende und Obdachlose wird.
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