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Sonntag, 24. November 2024 Mediadaten
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Holzminden (r). Der Schulringtausch geht in die heiße Phase, nachdem Planungs- und Genehmigungsverfahren für die ersten Maßnahmen abgeschlossen sind. Begleitet werden alle Prozesse mittlerweile durch einen Projektsteuerer, der alle Abläufe überwacht, koordiniert und abstimmt. Dr. Philipp Lüttke von der Ibbenbürener agn Niederberghaus & Partner ist seit Anfang März als Unterstützung von Gebäudewirtschaft und Schulentwicklungsplanung des Landkreises am Start. Im Interview mit dem Pressesprecher des Landkreises, Peter Drews, gibt der 37-jährige dreifache Vater einen Überblick darüber, was seine Aufgaben sind und wie es weitergeht.   

Drews: Mit dem Schulringtausch realisiert der Landkreis Holzminden gerade zwei Schulbaumaßnahmen, die er in der Größenordnung wohl noch nie durchgeführt hat. Die Politik hat entschieden dafür einen Projektsteuerer einzusetzen. Herr Dr. Lüttke, was macht überhaupt ein Projektsteuerer?

Dr. Lüttke: Ein Projektsteuerer übernimmt klassische Aufgaben des Auftraggebers bzw. unterstützt in beratender Form. Die Leistungen der Projektsteuerung sind über fünf Handlungsbereiche definiert. Dazu gehören alle organisatorischen Tätigkeiten, wie die Festlegung der Projektziele und das Besprechungswesen. Wir überwachen Qualitäten und Quantitäten, d.h. dass wir bei der Prüfung der Bedarfsplanung unterstützen und sie schließlich auch umsetzen. Wir überwachen auch die gesamten Kosten und die Termine. Und nicht zuletzt kümmern wir uns um das ganze Vertragswesen.

Drews: Sie teilen sich die Projektleitung mit den Kollegen aus der Gebäudewirtschaft. Die sind nach eigenem Bekunden mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden. Und auch in den politischen Gremien wussten Sie offenbar gut zu überzeugen. Woran, meinen Sie, liegt das?

Dr. Lüttke: Die Teilung der Projektleitung folgt der Idee eines internen und eines externen Projektleiters. Die Mitarbeiter der Gebäudewirtschaft haben z. B. die kurzen Wege zu den Kollegen der beteiligten Ämter und die Kontakte zu den hiesigen Firmen. Ich wiederum fungiere als zentrale Projektanlaufstelle, überwache die Einhaltung der Projektziele und bereite die erforderlichen Entscheidungen vor. Bei agn besteht dabei der Vorteil, dass ich bei komplexen Fragestellungen auf eigene Planer zurückgreifen kann. Die Kollegen helfen auch bei der Überprüfung der Planungsunterlagen. Ich habe ganz viele Leute, die mich unterstützen und mir zuarbeiten, das macht die Kommunikation wesentlich einfacher.

Drews: Eigentlich habe ich gedacht, die Aufgabe des Projektsteuerers sei es vor allem, die Koordination der Termine beider Projekte gleichzeitig zu übernehmen. Stimmt das?

Dr. Lüttke: Als wir in dem Vergabeverfahren angetreten sind, haben wir einen Steuerungsterminplan aufgestellt, in dem erstmalig beide Schulen dargestellt wurden. Zu dem Zeitpunkt gab es für jede Schule einen eigenen Terminplan, aber keinen, der die Verzahnung des Schulringtausches auf dezidierte Weise anging.

Drews: Sie haben also die Terminpläne miteinander verbunden. Was noch?

Dr. Lüttke: Wir haben das Projekt insgesamt ein bisschen „durchgeschüttelt“ und geschaut, dass wir es ein klein wenig strukturierter vorantreiben. Im zweiten Schritt haben wir uns die Termine angeschaut und uns gefragt, was noch geht. Der letzte Schritt war dann, sich die Kosten anzuschauen. Das ging natürlich erst, nachdem wir die vorangehenden Themen bearbeitet hatten und eine klare Struktur vorhanden war.

Drews: Aber wie geht es jetzt weiter? Jetzt sind wir in der Phase, dass sich etwas bewegt. Wie sieht das ganz konkret aus?

Dr. Lüttke: Im laufenden Betrieb steht das Koordinationsgespräch im Mittelpunkt. Das findet wöchentlich donnerstags zu beiden Teilprojekten jeweils wechselnd statt. Da laufen in der Regel alle Themen zusammen. Das ist aber keine Planungsbesprechung. Die Dinge werden vorgestellt, der Bauherr entscheidet, es werden Aufgaben besprochen, es werden Aufgaben verteilt.

Drews: Und was passiert als Nächstes?

Dr. Lüttke: Wir sind jetzt bei den vorbereitenden Maßnahmen, die wir intensiv besprechen. Wir haben z.B. für den Abriss der Pausenhalle und des WC-Traktes im Billerbeck heute Morgen eine Ortsbesichtigung durchgeführt. Wenn der Abbruchunternehmer im Januar seine Arbeit aufnimmt, darf keine Medienverbindung, also keine Strom-, Wasser- und Heizungsversorgung mehr zum Campe II bestehen.

Drews: Der Zeitplan sieht also vor, dass der Abriss im Januar beginnen kann?

Dr. Lüttke: Der Unternehmer ist für den 7. Januar eingeplant. Dann startet der Abriss des Sozialtraktes. Die ersten Umschaltarbeiten werden jetzt schon in den Herbstferien durchgeführt, so dass in den Winterferien nur ein Schalter umgelegt werden muss.

Drews: Und in der Liebigstraße?

Dr. Lüttke: Haben wir das gesamte Umzugsmanagement. Da wollen wir aus organisatorischen Gründen mit dem Gebäude II anfangen. Weil wir dort für das spätere Campe Gymnasium die Fachräume der Naturwissenschaften herrichten. Darum ziehen sich Oberschule und Förderschule im Moment in den „blauen Würfel“ zurück. Die Zusammenlegung des Oberschul-Lehrerzimmers ist schon in den Sommerferien erfolgt. Die technische Frei- und Umschaltung ist natürlich in der Liebigstraße auch ein Thema. Die Elektroversorgung kommt im Gebäude II an, da muss das Planungsteam schauen, wie das Gebäude I, also der „blaue Würfel“, weiter  am Leben gehalten wird.

Drews: Kann das denn nicht weiterlaufen, wenn dort saniert wird?

Dr. Lüttke: Da werden teilweise Wände weggerissen, Heizungen herausgerissen. Das Ganze wird medienbefreit hergestellt. Teilweise auch die Heizungsleitungen neu gemacht.

Drews: Es wird also tatsächlich eine komplett neue technische Infrastruktur aufgebaut?

Dr. Lüttke: Zu 80 bis 90 Prozent. Also nicht komplett…

Drews: Das ist für mich komplett.

Lüttke: Naja, es bleiben noch ein paar Heizkörper stehen, ein paar Leitungen und ein paar Bodenbeläge auch. Die Betonwerksteine sind noch in Ordnung und werden von Grund auf gereinigt. Die Heizungsleitungen liegen teilweise im Beton und wurden durch die Fachplaner geprüft. Dann gehen wir natürlich auch nicht an diese Leitungen ran.

Drews: Den ganzen Aufwand müssen Sie im „Blauen Würfel“ dann auch betreiben…

Dr. Lüttke: Im „Blauen Würfel“ ist das auch so, ja klar. Da ist es dann wichtig, zu schauen, wie wir das Gebäude II „am Leben“ halten, während wir dort arbeiten. Die Heizungsanlage bleibt, weil die noch relativ neu und nach Einschätzung des Fachplaners für einen längeren Zeitraum noch weiter verwendbar ist. Die muss dann über ein technisches Provisorium das Gebäude II versorgen. Aber mit diesem Thema beschäftigen wir uns nächstes Jahr. Alles der Reihe nach. Wir sind dabei, die Sachen zu sortieren und abzuarbeiten.

Drews: Wann wird Gebäude II in der Liebigstraße fertig sein?

Dr. Lüttke: Gebäude II wird im April angefangen und Ende des Jahres fertig. Das ist vom Gesamtvolumen der Sanierung der kleinere Teil. Allerdings kriegen wir da dann später nicht die ganzen Schülerinnen und Schüler des Blauen Würfels unter. Deshalb müssen wir für Ausweichlösungen in Form von Containern sorgen.

Drews: Der Neubau am Billerbeck. Wann wird der, realistisch betrachtet, angefangen?

Dr. Lüttke: (überlegt): Anfang März. Ich komm schon ganz durcheinander, weil Anfang April nämlich der Abbruchstart in der Liebigstraße ist.

Drews: Und wann ist der fertig?

Dr. Lüttke: Geplant sind nicht ganz zwei Jahre Bauzeit - also Ende des Jahres 2020. Wir haben aktuell eine Zeitreserve von einem Monat vorgesehen.

Drews: Zu den Kosten. Wird der Ringtausch jetzt doch erheblich teurer als geplant? Hätte man das nicht vermeiden können?

Dr. Lüttke: Jetzt könnte ich ketzerisch sagen: Wir haben das doch so geplant.

Drews: Ich meine ursprünglich geplant…

Dr. Lüttke: Das lasse ich nicht gelten. Ursprünglich war etwas ganz anderes geplant. Dafür waren die anfänglich ausgewiesenen Zahlen vielleicht auch realistisch. In der aktuellen Planung der Kosten sind Risikobeträge wie z. B. eine Baupreissteigerung und ein Betrag für Unvorhersehbares enthalten. Das ist gerade bei einer Sanierung sehr wichtig. Darüber hinaus haben wir den Abriss vom Campe II und die Container für die Interimslösung am Standort Liebigstraße erfasst. Also, ohne die Zahl von damals wirklich zu kennen, behaupte ich mal, dass diese Satellitenkosten darin nicht enthalten waren. Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen.

Drews: Wie gehen Sie mit dieser Historie um?

Dr. Lüttke: Wir sind als Projektsteuerer später eingestiegen. Das ist auf der einen Seite ein Nachteil, weil wir die Planung nicht von vorn herein mit lenken und auf alle Eventualitäten hinweisen konnten. Auf der anderen Seite war das aber auch ganz gut, weil wir den ganzen politischen Prozess nicht mitgemacht haben. Jetzt können wir da mit einer gewissen Distanz rangehen und sagen: Das aufzuarbeiten bringt uns nicht weiter! Wir müssen doch nach vorn schauen und nicht mit dem Aufkochen alter Sachen weitermachen.

Drews: Aber es gibt Leute, die sagen, dass das nur die zweitbeste Lösung sei.

Dr. Lüttke: Was ist denn die erstbeste Lösung? Welche Kriterien sollte die erfüllen?

Drews: Die erstbeste Lösung für die Kritiker ist immer noch die, dass ein Neubau fürs Campe am Billerbeck gebaut wird.

Dr. Lüttke: Das ist vielleicht auch eine Lösung. Vielleicht gibt es sogar fünf Lösungen. Die alle Vor- und Nachteile haben. Das mag sein. Aber ist das jetzt noch die Frage? Es gibt einen klaren politischen Beschluss den Schulringtausch auf diese Weise durchzuführen. Daran halten wir uns.

Drews: Herr Dr. Lüttke, vielen Dank für das Interview.

Foto: Landkreis Holzminden

 

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