Kreis Holzminden (r). Über 20 ehrenamtliche Busfahrer und Busfahrerinnen scharren mittlerweile mit den Hufen, in knapp zweieinhalb Monaten soll es endlich losgehen: Die erste Bürgerbuslinie im Landkreis Holzminden wird ab dem 1. April ihren Betrieb aufnehmen. Im Rathaus der Samtgemeinde Bodenwerder-Polle wurden jetzt die entsprechenden Verträge zwischen dem Landkreis, dem Bürgerbusverein und der Regionalbus Braunschweig (RBB)geschlossen. Für den Landkreis und sie persönlich sei das ein besonderer Moment, unterstrich Landrätin Angela Schürzeberg während des Lokaltermins, „wir machen damit einen großen Schritt in Sachen Anbindung abseits gelegener Ortschaften an den ÖPNV.“
Maximal acht Fahrgäste wird der Bus künftig befördern können, die Fahrer mussten als Voraussetzung für ihre ehrenamtliche Tätigkeit einen normalen PKW-Führerschein haben, einen Gesundheitstest absolvieren und über die Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung verfügen. Entwickelt worden war das gesamt Projekt im Rahmen des vom Bundesverkehrsministerium angestoßenen Modellvorhabens „Langfristige Sicherung von Versorgung und Mobilität in ländlichen Räumen“ (MoVerMo), an dem sich der Landkreis Holzminden beteiligt hatte. Durch MoVerMo waren bis zum letzten Sommer mit großer Bürgerbeteiligung zahlreiche Projekte entwickelt worden, der Bürgerbus ist jetzt das erste, das konkret realisiert wird.
„Wir waren uns hier schnell einig, dass wir das Busprojekt umsetzen wollten“, sagt Tanya Warnecke, Samtgemeindebürgermeisterin von Bodernwerder-Polle. Die Zusammenarbeit gerade auch mit den Bürgermeistern der einzelnen Gemeinden sei dementsprechend sehr gut gewesen. Motor der ganzen Idee war jedoch Gerhard Löcker, den Landrätin Schürzeberg als „Vater des Bürgerbusses“ bezeichnete. Es sei ein schönes Erlebnis, dass wenn man etwas anstoße, sich dann auch Menschen fänden, die sich dafür engagierten, hob Schürzeberg hervor.
Der Bürgerbus in der Samtgemeinde Bodenwerder-Polle könne ein Leuchtturm für weitere Initiativen im Landkreis Holzminden sein, betonte Gerhard Löcker. Der Projektverantwortliche und Geschäftsführer des Bürgerbusvereins hat in der Vergangenheit schon Erfahrungen mit Bürgerbusprojekten im Landkreis Hameln-Pyrmont gesammelt. Vor diesem Hintergrund lobte Löcker nicht nur das große Engagement der ehrenamtlichen Fahrer, sondern insbesondere auch das der Samtgemeindebürgermeisterin Tanya Warnecke, die sich als Vorsitzende des Vereins an die Spitze der Bewegung gesetzt habe.
Aufgrund der momentanen Sperrung der B 83 verkehrt der Bürgerbus zunächst nur auf der rechten Weserseite, weil Ottenstein und die umliegenden Gemeinden durch die Linie 520 stündlich gut versorgt werden. Die Linie verläuft zunächst von Rühle über Bodenwerder mit den angrenzenden Gemeinden Kirchbrak, Hunzen, Halle, Dohnsen, Heyen, Daspe nach Hehlen und in das Einkaufsgebiet in der Ernst-Reuter-Straße - und zwar in den Zeiten, in denen die RBB nicht verkehrt.
Vonseiten der ÖPNV-Gesellschaft sieht man der Umsetzung des Bürgerbusses gespannt und auch erfreut entgegen. „Es ist eine interessante frage, wie wir die Menschen aus den Dörfern in die Hauptachsen unserer Linien bekommen“, betonte der zuständige Bereichsleiter der RBB, Alexander Siems, in Bodenwerder. Die RBB als derzeit konzessionierter Verkehrsträger wird die Verantwortung zunächst bis zum 31.07.2020 übernehmen, eine Verlängerung wird aber schon jetzt von der RBB in Aussicht gestellt. Und auch der Landkreis hat mit einem Letter of Intent seine weitere Unterstützung signalisiert.
Fotos: Landkreis Holzminden/Peter Drews