Kreis Holzminden (r). Besonders Waschbären tragen die Seuche auch in menschliche Siedlungen
Neun Füchse und fünf Waschbären aus dem Landkreis Holzminden sind im Jahr 2018 vom Bereich Verbraucherschutz und Tiergesundheit zur Untersuchung an das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit eingesandt worden. Die Tiere waren entweder schon tot oder sie wurden wegen ihres auffälligen Verhaltens erlegt. Abgesehen von jeweils einem Tier pro Art bestätigte sich bei der Untersuchung durch das Veterinärinstitut Hannover am Ende der Anfangsverdacht: Die Tiere hatten Staupe. Gegen die Seuche hilft speziell auch bei Hunden nur eine vorbeugende Schutzimpfung.
Auch in umliegenden Landkreisen wurde Staupe bei Wildtieren in den letzten Jahren vermehrt nachgewiesen. Wie viele Wild- und Haustiere tatsächlich von Staupe befallen werden, darüber lässt sich jedoch nur spekulieren. „Die Krankheit ist keine anzeigepflichtige Tierseuche“, erklärt Kreisveterinärin Dr. Susanne Rauth, „daher gibt es auch keine gesicherten Daten zur Anzahl von erkrankten Tieren.“ Grundsätzlich aber sei die Gefahr einer Infektion nicht zu unterschätzen.
Die Symptome der Staupe ähneln denen einer Tollwutinfektion, das heißt infizierte Wildtiere verlieren ihre Scheu, sind schläfrig, haben Bewegungsstörungen oder sind aggressiv. Das Canine Staupevirus – so der medizinische Fachbegriff - wird daher auch oft im Zusammenhang mit einer Tollwutabklärung diagnostiziert.
Bis in die 60er Jahre letzten Jahrhunderts war die Infektion noch eine der häufigsten Todesursachen bei Hunden. Denn einmal erkrankte Tiere können kaum erfolgreich behandelt werden, sie sterben meist qualvoll oder tragen schwerwiegende Schäden davon. Ein Impfstoff sorgte schließlich dafür, dass die Seuche spürbar zurückging. Seit einigen Jahrzehnten jedoch ist sie auch bei Haustieren wieder auf dem Vormarsch. Der Grund dafür könnte neben einer allgemein einsetzenden Impfmüdigkeit auch der sein, dass illegal eingeführte Hunde aus dem Ausland das Virus wieder eingeschleppt und weiterverbreitet haben.
Für den Menschen wie auch für Katzen sind Staupeviren ungefährlich. Jagdlich geführte und auf den Waldspaziergang mitgenommene Hunde haben jedoch ein hohes Infektionsrisiko. Denn praktisch alle fleischfressenden Wildtiere, wie Füchse, Waschbären, Marder, Iltisse, Wiesel oder Frettchen können Überträger sein. Weil insbesondere Waschbären aber immer häufiger auch im Umfeld von menschlichen Siedlungen leben, sind Hunde bereits im häuslichen Garten oder auf dem Bürgersteig nicht vor einer Ansteckung gefeit.
Abhilfe schaffe nur die regelmäßige, vorbeugende Impfung, betont Dr. Susanne Rauth. „Jede Hundehalterin oder Hundehalter sollte deswegen den Impfschutz ihres bzw. seines Hundes kontrollieren und sich im Zweifel an eine Tierarztpraxis wenden“, empfiehlt Rauth.
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